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Liquid Alternatives und Private Equity als Retter in der Krise

Anthony Tutrone, Global Head of Alternatives bei Neuberger Berman
Anthony Tutrone, Global Head of Alternatives bei Neuberger Berman

Anthony Tutrone von Neuberger Berman rechnet bis zum Ende der Covid-19-Krise mit schlechten Nachrichten. Jetzt könnten alternative Anlagen dabei helfen, die Krise zu überwinden, meint er.

17.04.2020, 11:52 Uhr

Redaktion: saj

In der Finanzkrise 2007 bis 2009 hatten Hedgefonds und Private-Equity-Anlagen mit schlechter Presse zu kämpfen. "Die Kritik ist jedoch nicht immer berechtigt gewesen, denn keiner der beiden Sektoren hatte die Krise verursacht, auch wenn sie wohl eine gewisse Rolle spielten", sagt Anthony Tutrone, Global Head of Alternatives bei Neuberger Berman.

Jetzt könnten alternative Anlagen sogar dabei helfen, die Krise zu überwinden. Nicht alle Hedgefonds haben sich gut gehalten, aber oft haben sie die krisengeschüttelten Portfolios stabilisiert. Vielen kleinen, nicht-börsennotierten Unternehmen stehen schwere Zeiten bevor, aber Private-Equity- und Private-Debt-Manager seien gemäss Anthony Tutrone bereit, sie zu retten – mit Know-how, Erfahrung und vor allem mit Kapital.

Hedgefonds profitieren von Volatilität

Der März 2020 hat uns erneut gelehrt, wie wichtig Diversifikation ist. Manche Hedgefonds, die bislang nicht mit den Märkten korreliert waren, folgten ihnen jetzt fast im Gleichschritt. Etliche Long-Short-Aktienstrategien hatten vor allem in eine Handvoll Momentum- und Substanzwerte investiert und gaben jetzt um 50 bis 60% nach, während der Markt nur 30% einbüsste. Am stärksten verloren aber wohl Fonds, die auf Zinsdifferenz-Geschäfte, sogenannte Carry Trades, oder auf eine Verengung der Credit Spreads gesetzt hatten. Das galt vor allem bei einem hohen Anteil strukturierter Produkte, bei denen implizite Hebelwirkung und mangelnde Liquidität zu noch höheren Verlusten führten.

Wie Tutrone weiter ausführt, blieben andere Strategien unterdessen stabil und haben selbst im März beeindruckende Erfolge erzielt. Viele marktneutrale Aktienstrategien haben den Monat wie erhofft weitgehend ohne Verluste überstanden. Global-Macro- und Managed-Futures-Ansätze, ob auf kurz-, mittel- oder langfristige Trends ausgerichtet, profitierten vom Abschwung und dem Anstieg der Volatilität. Besonders rentabel waren Long-Positionen in Staatsanleihen und dem US-Dollar sowie Short-Positionen in Energieaktien. Volatilitätsarbitrage-Strategien nützte sowohl der Anstieg der tatsächlichen als auch der impliziten Volatilität.

"Da wir immer noch davon ausgehen können, dass es vor dem Ende der COVID-19-Krise noch viele schlechte Nachrichten zu erwarten gibt, halten wir es für sinnvoll, auf Strategien zu setzen, die die Volatilität schon jetzt gedämpft haben. Wenn sie allmählich nachlässt und die durch Fremdfinanzierungen oder Liquiditätsprobleme verursachten Zwangsverkäufe aufhören, könnten finanzstarke Investmentmanager zu günstigen Kursen in strukturierte Credits und Distressed Debt investieren. Wir meinen, dass es dafür dann noch nicht zu spät ist", sagt Anthony Tutrone.

Private Equity als Retter in der Krise

"Da wir immer noch davon ausgehen können, dass es vor dem Ende der COVID-19-Krise noch viele schlechte Nachrichten zu erwarten gibt, halten wir es für sinnvoll, auf Strategien zu setzen, die die Volatilität schon jetzt gedämpft haben. Wenn sie allmählich nachlässt und die durch Fremdfinanzierungen oder Liquiditätsprobleme verursachten Zwangsverkäufe aufhören, könnten finanzstarke Investmentmanager zu günstigen Kursen in strukturierte Credits und Distressed Debt investieren. Wir meinen, dass es dafür dann noch nicht zu spät ist", sagt Tutrone.

Private-Equity-Gesellschaften hätten durchaus Glück gehabt. Weil ihre Kassen Anfang 2020 gut gefüllt waren, könnten sie jetzt liquiditätsschwachen Portfoliounternehmen helfen, die nach der langen Niedrigzinsphase hoch verschuldet sind. Weil sich der Gläubigerschutz in Grenzen hält, hätten sie jetzt viel Zeit und Flexibilität.

Ohnehin scheine Private Equity auf die aktuelle Krise viel besser vorbereitet zu sein als auf die letzte, was handfeste Gründe habe: Vor 15 Jahren kauften viele General Partner einfach gute Unternehmen und nahmen Fremdkapital für sie auf. Nach 2008 war dies passé. Stattdessen bauten sie auf betriebswirtschaftliches Sektor-Know-how und präzise Marktkenntnisse. Das könne den Portfoliounternehmen helfen und ihre Finanzen stärken – und entscheidend dafür sein, ob sie die Krise überleben oder scheitern, so Tutrone.

Für ausreichend Liquidität sorgen

Nichts sei zurzeit wichtiger, als für ausreichend Liquidität zu sorgen: "Das bedeutet Kostensenkungen und die Begrenzung von Investitionen, aber auch die Nutzung ungenutzter Kreditlinien oder zur Not die Erhöhung von Eigenkapital", erklärt er. Bei Bedarf werde schon jetzt mit den Gläubigern über ein Aussetzen der Zins- und Tilgungszahlungen verhandelt, worauf sie angesichts der Art der Krise wohl eingehen würden. "Unabhängig davon profitieren Unternehmen sehr von einer engen Beziehung zu ihren Private-Equity-Eigentümern. Da über so viele Kredite verhandelt werden muss, dürften viele Gläubiger summarisch entscheiden – mit einer schnellen, schematischen Einschätzung der kurzfristigen Perspektiven", erwartet Anthony Tutrone.

Kleine und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat der meisten Volkswirtschaften und damit in der derzeitigen Krise am anfälligsten. "In der aktuellen Rettungsphase können Private-Equity-Gesellschaften mit ihren umfangreichen Ressourcen dafür sorgen, dass die Wirtschaft die Krise übersteht", ist der Global Head of Alternatives von Neuberger Berman überzeugt.

Er ist der Meinung, dass nach den Sofortmassnahmen Alternatives-Investoren damit beginnen könnten, Probleme zu lösen: "In diesem Grenzbereich zwischen Hedgefonds und Private Capital bieten Distressed-Credit-Fonds Liquidität für Banken und institutionelle Investoren, die sich – zwar mit hohen Abschlägen – von ihren strukturierten Produkten und vorrangige Unternehmenskredite, sogenannte First-Lien-Loans, trennen wollen. Meist haben diese Fonds genügend Kapital, einen hinreichend langen Anlagehorizont und genügend Risikobereitschaft, um diese fundamental wohl stabilen Titel in den kommenden Monaten zu halten", sagt Tutrone.

Private-Equity-Sekundärmarkt noch nicht über den Berg

Der Private-Equity-Sekundärmarkt sei noch nicht über den Berg. Wenn es aber so weit sei, dürften gemäss Tutrone die General Partner auch hier neues Kapital für ihre Portfoliounternehmen einwerben können. Die Limited Partner könnten ihre Portfolios dann neu ausrichten und ihre Liquidität verbessern; die Käufer könnten günstig in attraktive Fonds investieren, in sehr junge wie in reife.

Schliesslich dürfte der alternative Investmentmarkt börsennotierten wie nicht börsennotierten Unternehmen langfristig helfen, Fremd- oder Eigenkapital einzuwerben. Viele Private-Debt-Fonds können Kredite vergeben, wenn Banken und Anleiheninvestoren zögern. Auch Private Investments in Private Equity, sogenannte PIPE-Transaktionen, wie beispielsweise Kapitalerhöhungen ohne Bezugsrecht unter Umgehung der Börse, können eine wichtige Kapitalquelle sein, wenn sich Anleihen oder Aktien nicht platzieren lassen.

Gemäss Anthony Tutrone haben Alternatives-Investoren in einer Krise zwei wichtige Funktionen: "Sie müssen versuchen, die Portfolios ihrer Kunden zu stabilisieren und zugleich gesunden Unternehmen das dringend benötigte Kapital zur Verfügung zu stellen, damit sie nicht scheitern." Hier gäbe es jedoch noch viel zu tun, meint er.

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