Europa setzt auf Kurzarbeit

In Europa schossen die Anträge auf Kurzarbeit in die Höhe. (Bild: Shutterstock.com)
In Europa schossen die Anträge auf Kurzarbeit in die Höhe. (Bild: Shutterstock.com)

Die USA bleiben den Prinzipien des freien Marktes treu, auch am Arbeitsmarkt. Im Gegensatz dazu setzt Europa auf Kurzarbeit, um Arbeitsplätze zu schützen. Ein gutes Mittel, um die temporären Auswirkungen einer Krise zu mildern, sind die Experten von DWS der Meinung.

18.04.2020, 08:00 Uhr

Redaktion: maw

Selten können unterschiedliche Ansätze in der Wirtschaftspolitik so klar beobachtet werden wie in einer Krise. In den letzten Wochen sorgten die Hiobsbotschaften vom US-Arbeitsmarkt für Aufsehen. Trotz diverser Hilfsmassnahmen wurden innerhalb von drei Wochen mehr als 15 Millionen Amerikaner arbeitslos. Hochgerechnet auf die Anzahl der Erwerbspersonen spricht das für einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 13%, meint Christian Scherrmann, US Economist bei der DWS.

In Europa schossen die Anträge auf staatlich gefördertes Kurzarbeitergeld in die Höhe. In Deutschland allein meldeten bis zum 13. April 725'000 Betriebe Kurzarbeit an. Dabei handle es sich zu einem grossen Teil um Betriebe im Dienstleistungssektor, die von dem Nachfrageeinbruch besonders betroffen sind. Auch im Maschinen- und Anlagenbau dürften immer mehr Unternehmen Kurzarbeit beantragen. Alleine in der Metall- und Elektroindustrie betrifft das laut DWS vermutlich bereits 2,2 Millionen Beschäftige. Zum Vergleich: In der Finanzkrise waren es "nur" 1,4 Millionen Kurzarbeiter.

Kurzarbeit ist dabei nicht mehr nur ein deutsches Phänomen. Es erscheint gerade auch in Ländern, in denen man dem Prinzip freier Märkte traditionell weniger traut als in den USA. In Frankreich erreicht Kurzarbeit nun ungeahnte Dimensionen mit 6,3 Millionen Kurzarbeitern, was gut ein Fünftel der Beschäftigten ausmacht. Auch in Italien und Spanien ist mit einem erheblichen Anstieg zu rechnen, weit über die Niveaus der Finanzkrise hinaus.

Nach der Lehman-Pleite konnte die Kurzarbeit den Anstieg der Arbeitslosigkeit stark eindämmen, vor allem in Deutschland, wie das "Chart of the week" von DWS zeigt. In den USA schoss die Arbeitslosigkeit dagegen nach oben, dafür entstanden im Aufschwung dann aber auch schneller wieder neue Arbeitsplätze. "Kurzarbeit ist ein gutes Mittel, um die temporären Auswirkungen einer Krise zu mildern, besonders angesichts des Facharbeitermangels in Deutschland", erklärt Ulrike Kastens, Ökonomin bei der DWS. Das Modell auf andere europäische Länder zu übertragen, werde aber nicht leicht werden. Und gerade im Dienstleistungsbereich geht es häufig um einfachere Tätigkeiten, die oft mit einem befristeten Arbeitsvertrag gekoppelt sind. Ohne Entlassungen werde die Krise wohl auch an Europa nicht vorübergehen.

Wie sich Arbeitslosigkeit während und nach der letzten Krise entwickelte

Quellen: Eurostat, DWS Investment GmbH;Stand: 14.04.2020
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