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Alles auf Anfang?

Yves Longchamp, Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG
Yves Longchamp, Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG

Heute wissen wir, was die Märkte 2015 umgetrieben hat. Yves Longchamp, Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG erklärte am 08. Januar, welche Tendenzen die makroökonomischen Daten für das angebrochene Jahr aufzeigen.

01.02.2016, 08:28 Uhr

Redaktion: jog

Die Ereignisse, die den Kapitalmarkt in 2015 massgeblich geprägt haben, sind nun bekannt. Es ist ebenso bekannt, dass sie alle immer wieder zu heftigen Kursbewegungen an den Börsen geführt haben. Denken wir beispielsweise an die Aufhebung der Bindung des Schweizer Franken an den Euro, die teilweise überraschenden geldpolitischen Entscheidungen der grossen Zentralbanken, die vorübergehende Griechenland-Rettung, die zahlreichen geopolitischen Unruhen und das ungewisse Schicksal Chinas. Diese Faktoren dürften auch in diesem Jahr weiterhin eine Rolle spielen. Das Marktgeschehen der beiden ersten Januarwochen hat dies noch einmal bestätigt.

Makroökonomische Daten weisen den Börsen vielfach den Weg. Welchen Ausblick lassen die vorliegenden makroökonomischen Zahlen für 2016 erkennen? Beginnen wir mit einem Blick jenseits des Atlantiks. In den USA ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt bezeichnend für den Wirtschaftszyklus. Wir erwarten einen weiterhin dynamischen US-Arbeitsmarkt, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Denn er befindet sich mittlerweile nahezu im Gleichgewicht. Das heisst, dass es für Unternehmen schwieriger wird, Arbeitnehmer zu finden. Die Konsequenz sind steigende Löhne. Gemäss den Statistiken hat eine gewisse Lohninflation bereits eingesetzt. Steigende Löhne deuten aber ebenfalls darauf hin, dass Arbeitnehmer, die nicht am Erwerbsleben teilnehmen, ihren Weg nur schwer wieder in den Arbeitsmarkt finden. Wir erwarten einen soliden Konsum, insofern die abnehmende Dynamik bei der Schaffung von Arbeitsplätzen unter anderem durch steigende Löhne ausgeglichen wird. Wir gehen aber auch davon aus, dass die Arbeitsplatzschaffung und der Konsum ihre maximale Geschwindigkeit erreicht haben und sich in diesem Jahr etwas abschwächen werden. Notenbankchefin Janet Yellen, auch Arbeitsmarktökonomin, wird diese Entwicklung zur weiteren Gestaltung der amerikanischen Geldpolitik genau verfolgen.

Nachholbedarf in den Euro-Peripherieländern
In der Eurozone zeichnet sich ein anderes Bild ab. Hier liegt der Konjunkturzyklus nämlich ein paar Jahre hinter dem der USA zurück. Im Gegensatz zu den USA haben das Bruttoinlandsprodukt und die Beschäftigungsrate ihren Stand von vor der Krise hier noch nicht übertroffen. In den Peripherieländern herrscht Nachholbedarf und wir erwarten eine insgesamt steigende Beschäftigungsrate. Dabei sollte allerdings auch nicht vergessen werden, dass sich die Eurozone aus einer Reihe von Ländern zusammensetzt, zwischen denen grundlegende Unterschiede bestehen. In Frankreich ist die Arbeitslosigkeit seit der globalen Finanzkrise beispielsweise unentwegt gestiegen, während sie in Deutschland ihren Tiefstand seit der Wiedervereinigung erreicht hat. Und Länder wie Italien oder Spanien weisen eine hohe Arbeitslosigkeit auf, wobei eine sinkende Tendenz zu erkennen ist.

Auch die politischen Risiken bleiben in Europa weiter bestehen und können die Union jederzeit wieder einholen. Griechenland bleibt eine Schwachstelle und wird sicher im Jahresverlauf wieder zum Zentrum politischer und wirtschaftlicher Debatten. Ein möglicher Brexit, die latente Terrorbedrohung und die Flüchtlingskrise sind weitere Herausforderungen, die die europäische Politik zu bewältigen hat. Diese politischen Risiken könnten den zerbrechlichen Aufschwung Europas beeinträchtigen.

Zusammenfassend erwartet Yves Longchamp, Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG, dass sich die Konjunkturzyklen in diesem Jahr nicht so sehr von denen des vergangenen Jahres unterscheiden werden. Der private Konsum wird voraussichtlich der wichtigste Wachstumsfaktor in den USA und in der Eurozone bleiben. Und die weitere Entwicklung des Ölpreises und des US-Dollars, sowie die schwächelnden Schwellenländer werden ebenso ihren Beitrag zur Gestaltung des angebrochenen Jahres leisten.

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