Warum es bei Impact Investing nicht um Wohltätigkeit geht

Unternehmen können laut M&G auch die Rolle eines "Möglichmachers" spielen, etwa indem sie Software oder Technologie bereitstellen, die positive Veränderungen bewirken können. (Bild: Getty Images, ZVG)
Unternehmen können laut M&G auch die Rolle eines "Möglichmachers" spielen, etwa indem sie Software oder Technologie bereitstellen, die positive Veränderungen bewirken können. (Bild: Getty Images, ZVG)

Investieren, um eine Wirkung zu erzielen, hat ein enormes Potenzial, einige der grössten Herausforderungen der Welt zu meistern. Darum wäre es mehr als bedauerlich, wenn einige verbreitete Mythen das Wachstum des Impact Investing bremsen würden, meint M&G Investments.

17.05.2021, 08:59 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: rem

Dem Ursprung dieser Mythen liegt wohl eine falsche Vorstellung zugrunde. Danach gehe es bei Impact Investment darum, mit Geld Gutes zu tun, statt Erträge zu erwirtschaften, so, als wäre es eine Form der Wohltätigkeit. Dem widerspricht M&G Investments dezidiert: "Das Ziel von Impact Investments ist es, neben finanziellen Erträgen einen sozialen oder ökologischen Zweck zu erreichen. Neben – nicht anstelle solcher Erträge. Hier sind fünf der häufigsten Mythen über Impact Investing, die ausgeräumt werden müssen."

Mythos 1 – "Impact Investing bedeutet Renditeeinbussen"

Natürlich gibt es keine Garantien, wenn es um die Rendite von Anlagen geht. Es finden sich jedoch keine Beweise dafür, dass Impact Investing längerfristig in niedrigeren Erträgen mündet. Das sollte keine grosse Überraschung sein, werde doch dem Streben nach finanzieller Rendite die gleiche Priorität eingeräumt, so M&G. Denn wenn ein Unternehmen mit seinem Geschäft gesellschaftlichen Nutzen stifte, warum sollten die Firma und ihre Aktionäre dabei nicht finanziell erfolgreich sein können?

Die beiden Ziele könnten Hand in Hand gehen – und sollten das auch. Es gebe ganz offensichtlich milliardenschwere Chancen für innovative Unternehmen, die erfolgreich Lösungen für die Herausforderungen der Gesellschaft und des Planeten liefern können. Gute "Corporate Citizens" sollten den strengeren Vorschriften und dem Trend zu einem bewussteren Konsum Rechnung tragen, meint M&G.

Mythos 2 – "Das bedeutet höhere Anlagerisiken»

Vorweg gesagt: Alle Anlagen bergen ein Verlustrisiko. Doch die Risiken hängen stets damit zusammen, in was man investiert. Das gelte auch für Ansätze, die ohne Rücksicht auf mögliche Wirkungen investieren. Warum sollte Impact Investment zwangsläufig bedeuten, dass das Geld einem grösseren Risiko ausgesetzt ist?

Ein Missverständnis könnte laut M&G sein, dass man beim Stichwort "Wirkungsorientierung" an Start-ups denkt, also Unternehmen mit grossen Träumen und ohne Gewinne – die Musterbeispiele für besonders riskante Investitionen. M&G ist überzeugt, dass gerade grosse Marktführer besonders viel für Gesellschaft oder die Umwelt bewirken können. Und sie seien tendenziell stabilere, risikoärmere Anlagekandidaten.

Aufeinander aufbauende Schritte wie etwa effizientere Prozesse könnten einen transformativen Effekt haben: Gerade dann, wenn sie in grossem Massstab umgesetzt würden. Wenn etablierte Unternehmen in puncto "Impact" eine Vorreiterrolle einnehmen, könne das langfristig breitere Initiativen von Mitbewerbern anstossen. Unternehmen könnten auch die Rolle eines "Möglichmachers" spielen, etwa indem sie Software oder Technologie bereitstellen, mit denen andere Firmen positive Veränderungen bewirken können, so M&G.

Mythos 3 — "Das ist doch Wischi-Waschi"

Impact Investing wird manchmal vorgeworfen, dass es ihm an der analytischen Disziplin traditioneller Ansätze mangele. Zugegeben: Es handelt sich um einen relativ jungen Ansatz. Daher können gemeinsamen Standards noch fehlen. Doch das bedeutet nach Ansicht von M&G nicht, dass es an Konsequenz mangelt.

Einen wirksamen Rahmen anzuwenden biete mehr als nur ein gutes Gewissen. Wenn das Vorgehen erfolgreich sei, könne es zu einem wiederholbaren Prozess führen. Damit liessen sich Risiken managen und Möglichkeiten für Impact Investments erkennen. "Dabei können wir erstens bewerten, wie sich die Aktivitäten eines Unternehmens auswirken. Und zweitens können wir versuchen zu beurteilen, in welchem Ausmass es gesellschaftliche oder umweltbezogene Probleme tatsächlich angehen will. Entscheidend ist: Diese Analyse der Auswirkungen und Absichten soll die fundamentale wirtschaftliche Analyse ergänzen – und nicht ersetzen", betont M&G.

Mythos 4 – "Man kann die Wirkung nicht messen"

Wirkungen zu messen sei weniger eindimensional als finanzielle Renditen zu ermitteln, räumt M&G ein. Doch das bedeute nicht, dass es nicht auf sinnvolle Weise gemacht werden könne. Ein nützlicher und universeller Bezugspunkt für Impact-Investoren sind die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Diese "Sustainable Development Goals» – kurz SDGs – formulieren die dringendsten ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Das sind wohl die für die Menschen und den Planeten wichtigsten Probleme. Wenn Unternehmen wirkungsvoll zur Lösung beitragen, kann das als positiv bewertet werden.

Wie lässt sich feststellen, in welchem Ausmass sich das Handeln eines Unternehmens positiv auswirkt? "Dazu können wir Schlüsselindikatoren bestimmen, die sich an einem bestimmten UN-Ziel orientieren. Diese sollten für die Aktivitäten eines Unternehmens relevant sein. So könnten wir zum Beispiel bei einem Anbieter erneuerbarer Energien messen, wie stark er zur CO2- Einsparung beiträgt. Indem wir die Leistung über einen längeren Zeitraum messen, können wir die Fortschritte bei der Zielerreichung erkennen".

Mythos 5 – "Sie können sowieso keinen Unterschied machen"

Welchen Unterschied machen unsere Investitionen bei börsennotierten Unternehmensaktien? Diese "Zusätzlichkeit» definiert M&G als die Wirkung, die das Unternehmen erzielt. "Um die 'Zusätzlichkeit' nachzuweisen, könnten wir uns fragen, wie die Welt ohne das betreffende Unternehmen aussehen würde. Wir könnten die Frage stellen: Verfügt das Unternehmen über technologisches Know-how oder einen 'Impact-Fussabdruck', der sich schwer ersetzen liesse", so M&G. Da der Aktionär einen Anteil am Unternehmen habe, habe er auch einen Anteil an der positiven Wirkung.

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