Nach Zinserhöhung: Franken wieder dem Marktdiktat überlassen
Anlegerinnen und Anleger müssen sich bei Fremdwährungsinvestitionen wieder mit dem Währungsrisiko beschäftigen. (Bild: Shutterstock.com/Vlad Ispas)
Am Donnerstag wird die SNB erneut an der Zinsschraube drehen. "Von der Währungs- zur Zinspolitik", beschreibt Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank, die geldpolitische Wende. Der Franken werde wieder das Muster von vor der Finanzkrise annehmen: Die Inflationsdifferenz zum Ausland ausgleichen und durchschnittlich 1 bis 2% pro Jahr steigen.
19.09.2022, 11:40 Uhr
Redaktion: hf
Diese Woche wird die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr erhöhen und damit die Zeit der Negativzinsen in der Schweiz beenden. "Das ist gut so", betont Thomas Stucki, Chief Investment Officer der St. Galler Kantonalbank, in seinem wöchentlichen Marktreport.
"Die SNB ist im Juni bei der Umsetzung ihrer Geldpolitik wieder zur Steuerung der Zinsen übergegangen, nachdem sie während den letzten elf Jahren faktisch eine Währungspolitik betrieben hat. Dabei war sie recht erfolgreich", hält Stucki, früher selbst als Anlagechef bei der SNB tätig. Auch nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses Anfang 2015 konnte sie den Franken in einem engen Band stabil halten.
Zinsen zu niedrig
Die Kollateralschäden dieser Währungspolitik waren die Aufblähung der Bilanz "auf eine Grösse, die das jährliche BIP der Schweiz übersteigt, und ein für den Zustand der Schweizer Wirtschaft viel zu tiefes Zinsniveau", kommentiert der erfahrene Anlageexperte. Die SNB könne ihre Bilanz nicht mehr auf ein vernünftiges Niveau verkleinern, aber die Zinsen könnten in Zukunft wieder ihre notwendige Steuerungsfunktion für die Konjunktur ausüben.
Der Franken werde nun wieder stärker den Marktkräften überlassen. Die Inflation in der Schweiz werde wohl auch in den nächsten Jahren niedriger sein als in der Eurozone und in den USA. Der Kurs des Frankens werde deshalb wieder das Muster annehmen, das er vor der Finanzkrise zeigte. "Er wird die Inflationsdifferenz zum Ausland ausgleichen und im Durchschnitt pro Jahr 1% bis 2% teurer werden. Plus bei Zinsen – Minus bei Fremdwährungen", so die Formel.
Keine Aufwertungsspekulation zu erwarten
Allerdings ist der Devisenmarkt keine Einbahnstrasse. Kurzfristig spielten viele andere Faktoren als die Inflation eine wichtigere Rolle, so der CIO der St. Galler KB. Auch eine zwischenzeitliche Stärke des US-Dollars oder des Euro zum Franken sei daher möglich. "Über eine längere Zeit dominiert aber die Kaufkraftparität", hält Stucki fest.
Eine starke Aufwertungsspekulation für den Franken erwartet er nicht. Die SNB habe bewiesen, dass sie den Franken steuern kann, wenn sie will. "Gegen die SNB zu spekulieren, ist keine erfolgsversprechende Strategie."
Für die Anlegerinnen und Anleger in der Schweiz bedeute das neue Regime der SNB ausser höheren Zinsen und wieder positiver Rendite bei Obligationen regelmässige Verluste auf den Fremdwährungen. Man werde sich demzufolge wieder überlegen müssen, ob die Mehrrendite auf den Fremdwährungsobligationen das einzugehende Währungsrisiko wert sei. Das heisse nicht, nur noch in der Schweiz zu investieren. Das Universum an möglichen Emittenten ist im Ausland grösser und vielfältiger. "Aber die Währung muss wieder in die Entscheidung einfliessen, auch bei Aktien und generell bei Auslandengagements."
Fremdwährungsrisiko selbst beurteilen
Für die Unternehmen ändert sich die Ausgangslage ebenfalls. "Die Absicherung der Währungsrisiken wird nicht mehr von der SNB übernommen", erklärt Stucki. Grosse Unternehmen können den währungsmässigen Ausgleich der Erträge und Kosten besser steuern als kleinere Gesellschaften oder Gewerbebetriebe. Letzteren steht nur die Absicherung der Währung über den Devisenterminmarkt zur Verfügung.
Diese hilft aber nur bis zum nächsten Verfall der Termingeschäfte und bedingt stabile Prognosen über die in einer Fremdwährung anfallenden Erträge und Kosten. "Die meisten Firmen werden sich deshalb wieder auf einen regelmässigen Gegenwind durch einen stärker werdenden Franken einstellen müssen", folgert Stucki.
Welcher Assetmanager würde ein Nachhaltigkeits-Label ausschlagen? Vor diesem Dilemma stehen viele Investoren, denn die Zunahme von Gütesiegeln und Initiativen spiegelt das Wachstum des nachhaltigen Investierens...
Die Schwellenländer sollten gemäss dem Research-Team von FlowBank von den aktuellen Rahmenbedingungen profitieren können. Die Gründe dafür unterscheiden sich von Land zu Land, wie die Beispiele Indien und Mexiko...
Trotz wirtschaftlichen und geldpolitischen Herausforderungen sind Aktien gemäss Claus Vorm von Nordea Asset Management nach wie vor die Anlageklasse, die am ehesten solide inflationsbereinigte Renditen bieten kann....
Die Experten von Bellevue Asset Management nehmen fünf wichtige Trends im Healthcare-Bereich für 2023 unter die Lupe und geben eine Einordnung, welches Potenzial sie für Investoren darstellen. Ein Fazit: Trotz der...
Wegen der hartnäckigen Inflation bei den Dienstleistungen und des nur schwachen Abschwungs dürften die Notenbanken noch länger an hohen Leitzinsen festhalten, schreibt Brad Tank, Chief Investment Officer – Fixed...
Sustainability Rankings: Drei Skandinavier bleiben Spitze
20.01.2023, 16:59 Uhr
An den Finanzmärkten wird zunehmend der entscheidende Zusammenhang zwischen ESG-Daten, wirtschaftlicher Prosperität und fiskalischer Solidität anerkannt. Darum lohnt sich laut Robeco der Blick auf die Country...
Während sich viele Anleger in China auf das Neujahrsfest vorbereiten, sind die Investmentteams von Fidelity International der Frage nachgegangen, was Anleger von Aktien und Anleihen im Reich der Mitte im Jahr des...
«Wenn sich die Inflationsraten in Grenzen und sich die Zentralbanken zurückhalten, könnte uns ein unaufgeregtes Jahr bevorstehen», schreibt Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers im aktuellen...
Die Anleger freuen sich auf ein neues Jahr, das eine positive Eigenschaft hat - es spiegelt nicht das Schreckensjahr 2022 wider. Robeco warnt in seinem davor, dass 2023 wahrscheinlich eine Rezession bevorsteht und...
Die Risikoanlagen sind in den letzten Wochen gestiegen. Ist jetzt der Zeitpunkt, um wieder ein Übergewicht an Aktien aufzubauen? «Nein», sagt Shamik Dhar, Chefökonom von BNY Mellon Investment Management in seinem...