"Basel IV": Verbriefung kann das Kreditgeschäft vergünstigen
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel definiert die Richtlinien für einen internationalen Bankenstandard. (Bild: ZVG)
Mit den "Basel IV"-Richtlinien werden neue Standards bei Marktrisiken im Handelsbuch sowie bei Kreditrisiken im Bankenbuch gesetzt. Laut Patrick Loepfe von Gentwo wirkt Verbriefung einer Verteuerung des Kreditgeschäfts von Banken entgegen. Sie helfe zudem, neue Investitionsmöglichkeiten zu schaffen.
11.08.2020, 09:31 Uhr
Redaktion: rem
Am 1. Januar 2023 werden die Richtlinien zu "Basel IV" inkraft treten. Es ist der letzte Schritt zur Änderung von Anforderungen hin zu einem internationalen Bankenstandard, wie er in den Jahren 2016 und 2017 vereinbart wurde. Der Basler Ausschuss bezeichnet die anstehenden Modifikationen als Abschluss von "Basel III". Während es bisher darum ging, die Risikofähigkeit von Banken durch üppigere Kapitalpuffer und verbesserte Kapitalqualität zu stärken, steht nun die Risikomessung im Vordergrund. In der Folge wird "Basel IV" die Freiheitsgrade bei der regulatorischen Risikomessung einschränken, den Standardisierungsgrad erhöhen und damit auch den Einfluss individueller Risikomodelle auf die regulatorischen Kapitalanforderungen reduzieren. Besonders betroffen: die Ermittlungen von Marktrisiken im Handelsbuch sowie von Kreditrisiken im Bankenbuch.
Banken müssen neue Standardansätze einführen
So verteuert sich das Halten von Kreditrisiken in der Bankenbilanz. Einerseits steigen im Zuge von "Basel IV" die Anforderungen an die Datenlage, die Datenverarbeitung und das Meldewesen – was mit entsprechend höheren "Unterhaltskosten" verbunden ist. Andererseits werden auch jene Banken die neuen Standardansätze einführen müssen, die bereits über interne Modelle verfügen. Hinzu kommen aufsichtsrechtliche "Floors", die mögliche Einsparungen durch interne Modelle begrenzen. "Dies stellt nicht nur eine Herausforderung für Banken dar. Die anstehende Verteuerung von Krediten gefährdet voraussichtlich auch die Kreditversorgung der gesamten Volkswirtschaft", sagt Patrick Loepfe, Chairman und Mitgründer des Schweizer Fintech-Unternehmens Gentwo.
So haben viele Banken begonnen, über eine Auslagerung von Kreditrisiken (aus ihrer Bilanz in den Aussenbilanzteil) nachzudenken. Eine Lösung hierzu bieten laut Loepfe innovative Verbriefungsplattformen. Die voneinander getrennten (segregierten) Emissions-Setups stellen eine Art "One Stop Shop" dar, eine Lösung zur Verbriefung von jeglichen Vermögenswerten – inklusive Kreditpositionen. Insbesondere mittelgrossen Banken können die ausserbilanziellen Emissions-Setups helfen, Kreditportfolios und strukturierte Anlageprodukte aus ihren Bilanzen herauszuhalten.
Alternative zum traditionellen Bilanz- und Emissionsgeschäft
"Im Kontext von 'Basel IV' handelt es sich für Banken also um eine interessante Alternative zum traditionellen Bilanz- und Emissionsgeschäft. Denn eine derartige Infrastruktur ist viel mehr als nur ein Instrument zur Entlastung der Bankenbilanz oder zur Einsparung von Eigenmitteln. Sie gibt professionellen Investoren auch Zugang zu neuen Anlagewerten und liefert damit dem Kundengeschäft entscheidende, neue Impulse – ohne regulatorische Nachteile. Und werden neue Anlageprodukte emittiert, werden Bilanzen aufgrund des ausserbilanziellen Konzepts auch nicht belastet" erklärt der Chairman von Gentwo.
Die innovativen Verbriefungslösungen seien längst nicht mehr nur Grossbanken vorbehalten. Kleinere Insitute könnten sie heute schon wirtschaftlich in Anspruch nehmen, um Kapitalkosten und Belastungen aus Kredit- und Zinsänderungsrisiken in der Bilanz zu vermeiden. Dank neuer Investitionsmöglichkeiten könnten professionelle Anleger gleichzeitig von einem höheren Diversifikationspotenzial profitieren. "Die Zukunft liegt in einem rein zweckorientierten Ansatz: Jeder Finanzintermediär – ob klein oder gross – sollte heute schon über seine eigene, ausserbilanzielle Verbriefungseinheit verfügen", rät Loepfe.
Anders als in anderen Teilen der Welt erholt sich Chinas Wirtschaft angetrieben von einem starken inländischen Konsum sehr schnell. Das führt laut Kai-Kong Chay und Paula Chan von Manulife Investment Management zu...
Der Rückgang der Mobilität hat sich wieder verstärkt. Das sind eigentlich schlechte Nachrichten für Verkehrsinfrastruktur-Anlagen, doch bisher zeigte sich der Sektor recht widerstandsfähig, meinen die Experten...
Morgendämmerung für neuen Zyklus notleidender Kredite in Europa
22.01.2021, 14:18 Uhr
Die Auswirkungen der Covid-19-Krise werden bei Banken wahrscheinlich zu einem Anstieg der faulen Kredite führen. Sie können zu einer Qual werden, wenn sie nicht effektiv angegangen werden. Nicolas Roth von Reyl geht...
Warum sich Schweizer Aktien 2021 für Anleger bewähren
22.01.2021, 11:23 Uhr
Stefan Frischknecht von Schroders zieht einen Vergleich von Schweizer Aktien mit europäischen Aktien. Für 2021 sieht er bei einer breiten Schweizer Aktienallokation oder einem spezifischen Schweizer Small- und...
Zurück zur Renditenormalität – langsam, aber sicher
21.01.2021, 15:33 Uhr
Brad Tank von Neuberger Berman erläutert, warum der jüngste Zinsanstieg einer regulären Anpassung der Anleihenkurse an verbesserte Wachstums- und Inflationserwartungen entspricht, dies aber noch immer kein Grund...
Impfprogramm als Schlüssel für das Jahr der Erholung
21.01.2021, 15:00 Uhr
Die Schweizer Wirtschaft dürfte laut dem UBS Outlook 2021 die Corona-Krise überwinden und zu einem robusten Wachstum von 3,6% zurückfinden. Wie stark die Erholung ausfällt, hängt davon ab, wie rasch die breite...
US-Regierungswechsel hat wenig Einfluss auf langfristige Marktrenditen
21.01.2021, 09:42 Uhr
Der 20. Januar 2021 markiert in den Annalen die Inauguration des neuen US-Präsidenten Joe Biden. Mit ihm wird auch ein Richtungswechsel in der amerikanischen Wirtschaftspolitik eingeläutet. Experten von BNY Mellon...
Technologie bleibt ein zentraler geopolitischer Brennpunkt
20.01.2021, 19:25 Uhr
Corona hat den ohnehin rasanten technologischen Fortschritt noch mehr beschleunigt. Vieles deutet darauf hin, dass bei Telemedizin, Halbleitern, Robotik und Quanteninformatik das Disruptionspotenzial gross ist. Kim...
Diese Themen werden 2021 für Schwellenländeranleihen wichtig
20.01.2021, 12:25 Uhr
Emerging Markets Bonds Spezialist Gregory Smith von M&G Investments beleuchtet sieben Themen, die 2021 über den Erfolg der Anlageklasse entscheiden werden. Er erwartet, dass hochverzinsliche Schwellenländeranleihen...