«Appetit auf Impact Investing steigt weiter, die Selektivität auch»
Für Pascal Dudle, Head of Listed Impact bei Vontobel ist die Messung von Impact ein entscheidender Faktor. (Bild pd)
Auch wenn 2022 aufgrund der Marktrotation von Growth zu Value ein schwieriges Aktienjahr war, hat Impact Investing unter institutionellen Anlegern nicht nur in der Schweiz weiter an Beliebtheit gewonnen. «Gleichzeitig werden die Investoren immer anspruchsvoller und versierter», schreibt Pascal Dudle, Head of Listed Impact bei Vontobel.
28.09.2023, 11:42 Uhr
Redaktion: sw
Nach Angaben des Branchenverbands Global Impact Investing Network (GIIN) hat der globale Markt für Impact Investing derzeit ein Volumen von knapp über 1 Milliarde Euro. Dieser Trend dürfte sich unter anderem durch die intensiven Bemühungen zu «Netto-Null-Emissionen» in der Wirtschaft und der Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten weiter beschleunigen. Auch die Vontobel-Umfrage zum Thema Impact Investing unter institutionellen und professionellen Anlegern weltweit zeigt, dass sieben von zehn Befragten in den nächsten drei Jahren ihre Investitionen in Impact-Investments sowohl in liquiden wie in privaten Märkten aufstocken möchten.
Ganzheitlicher Impact Investing-Ansatz
Impact-Investoren versuchen, ihr Vermögen zugunsten von Umwelt und Gesellschaft arbeiten zu lassen und gleichzeitig eine finanzielle Rendite zu erzielen. In den letzten 15 Jahren konnten wir beobachten, dass die Anleger bezogen auf Nachhaltigkeit immer anspruchsvoller und versierter werden.
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Unsere Impact Investing-Umfrage zeigt, dass Anleger sich zunehmend in Bereichen engagieren wollen, die über kurzfristige, makroökonomische Zyklen hinaus Bestand haben. Das sind vorwiegend Bereiche, die von säkularen strukturellen Veränderungen wie dem Bevölkerungswachstum und technologischen Innovationen profitieren. Damit sind langfristige Wachstumschancen und hohe finanzielle Renditen verbunden, während sie gleichzeitig positive Veränderungen für die Menschen und den Planeten bewirken und greifbare Vorteile bringen.
Einen Vorteil haben Anleger, wenn sie einen ganzheitlichen Impact Investing-Ansatz verfolgen. Da beispielsweise die meisten Treibhausgasemissionen auf den Energiesektor entfallen, ist saubere Energie der Schlüssel zur Bekämpfung des Klimawandels und eine wichtige Komponente, menschliche Auswirkungen zu verringern. Der Schwerpunkt liegt auf der Emissionsreduzierung durch Strom, Wasserstoff und Wärme aus erneuerbaren Ressourcen sowie auf Technologien, die ein zuverlässiges, intelligenteres und umweltfreundlicheres Netz ermöglichen. Sechs interessante Säulen stützen diese Entwicklung: Saubere Energieinfrastruktur, sauberes Wasser, effektive Gebäudetechnik, emissionsarmer Transport, eine ressourceneffiziente Industrie und Lebenszyklusmanagement. Der Investitionsbedarf wächst in allen diesen sechs Bereichen und wir sind überzeugt, dass sich ein «grüner» Übergang, der durch Umwelttechnologien unterstützt wird, für die Gesellschaft und die Investoren auszahlt.
Die Messung von «Impact» ist entscheidend
Laut der Umfrage wollen Anleger ausserdem sicherstellen, dass sie in Strategien investieren, die halten, was sie versprechen, und die es ihnen ermöglichen, ihre angestrebten Wirkungsziele besser zu erreichen. Dazu suchen sie nach Anlagestrategien, die konkreter auf ihre Ziele und Werte abgestimmt sind.
Eine der grössten Schwierigkeiten, denen sich Anleger bei der Wahl dieser Anlageklasse stellen, ist die Impact-Messung. 54 Prozent der Umfrage-Teilnehmer halten die Herausforderung, die nicht-finanzielle Performance genau zu messen, für ausschlaggebend, um Impact-Strategien nicht zu nutzen oder zu empfehlen. Zum einen erschweren fehlende qualitative Daten der Unternehmen, in die investiert wird, die Quantifizierung der Auswirkungen. Zum anderen sind die Messungsmethoden noch relativ neu und entwickeln sich ständig weiter, während die Branche weiter wächst.
Angesichts der Tatsache, dass sich die Messungen noch in der Entwicklung befinden, ist es wichtig, eine breite Palette von Messgrössen anzuwenden, anstatt sich auf eine begrenzte Anzahl zu verlassen. Auch bei Vontobel werden beispielsweise verschiedene quantitative Wirkungsindikatoren zugrunde gelegt, um die Auswirkungen von Investitionen zu messen.
Ursprünglich war der CO2-Ausstoss die wesentliche Schlüsselkennzahl zur Messung der Klimaauswirkungen. Seit 2016 wurde der Ansatz weiterentwickelt und konzentriert sich heute auf die CO2-Emissionen, die durch die Nutzung der Produkte und Dienstleistungen des betreffenden Unternehmens vermieden werden. Die Messung der Emissionen der gesamten Wertschöpfungskette ermöglicht es, einen potenziellen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu ermitteln.
Zu diesem Zweck quantifizieren wir in Zusammenarbeit mit der Rating Agentur Institutional Shareholder Services (ISS ESG) die Auswirkungen von Portfoliounternehmen, indem die potenziell vermiedenen Emissionen (PAE) von energieeffizienten Produkten oder Dienstleistungen geschätzt werden. Während der Kohlenstoff-Fussabdruck beispielsweise einer Windturbine bei der Produktion beträchtlich ist, trägt sie während ihrer Lebensdauer dazu bei, etwa 50-mal mehr CO2 zu vermeiden, als während der Produktion ausgestossen wurde. Mit einem solchen ganzheitlichen Ansatz unter Berücksichtigung der PAE kann beurteilt werden, welchen Beitrag ein Produkt tatsächlich zum Klimawandel leistet.
Gemeinsam für eine bessere Zukunft
Mit dem weiteren Wachstum des Impact-Investing-Sektors werden mehr Akteure und Produkte auf den Markt kommen. Anleger spielen dabei eine wichtige Rolle, bessere Praktiken in der Branche zu entwickeln, die eine grössere und bessere Wirkung für unseren Planeten haben. Das kann umso mehr gelingen, wenn sie mit Vermögensverwaltern zusammenarbeiten, die nachweislich über langjährige Erfahrung in diesem Bereich verfügen und die Transparenz in den Fokus ihres Anlageprozesses stellen.
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