20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
EU-Nachhaltigkeitsregulation gewinnt auch für die Schweiz an Relevanz. Die EU-Gesetze sind für Schweizer Akteure zwar nicht direkt verbindlich, beschleunigen aber auch hierzulande die Umsetzung nachhaltiger Anlageformen. Pensionskassen kommt dabei eine zentrale Rolle zu.
Das Thema Nachhaltigkeit (Sustainability) nimmt seit einiger Zeit an Fahrt auf auch getrieben durch die Europäische Kommission (EU). Sie erarbeitet im Rahmen des EU-Aktionsplans für ein nachhaltiges Finanzwesen derzeit vier Nachhaltigkeitsverordnungen. Im Kern geht es dabei um die Taxonomie zu nachhaltigen Anlagen, Green-Bonds-Standards, Low-Carbon-Indizes und die Offenlegung von ESG-Risiken. Es zeichnet sich ab, dass der Finanzwirtschaft eine tragende Rolle bei der Transformation zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft zukommen wird.
Im Rahmen eines Fachgesprächs, zu dem Fidelity International geladen hatte, diskutierten Experten, in welchem Umfang die EU-Regulation auch für grosse Schweizer Investoren, wie beispielsweise Pensionskassen, relevant wird.
EU setzt auf Kraft der Regulierung
"Die EU setzt beim Thema nachhaltige Anlagen auf die Kraft der Regulierung", sagte Sabine Döbeli, Geschäftsleiterin von Swiss Sustainable Finance (SSF). Auch wenn EU-Gesetze für Schweizer Akteure nicht direkt verbindlich seien, würden sie die Umsetzung nachhaltiger Anlageformen hierzulande beschleunigen. Gerade Pensionskassen komme dabei eine zentrale Rolle zu. "Nachhaltige Anlagen weisen in der Schweiz ein sehr eindrückliches Wachstum auf. Der wichtigste Treiber sind dabei Pensionskassen, die bei ihren Anlagen zunehmend Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen." Einen Grund dafür sieht Döbeli auch in der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens. Damit habe sich die Schweiz verpflichtet, ihre Finanzflüsse auf das 2-Grad-Ziel auszurichten. "Um das zu gewährleisten, sind auch die Pensionskassen als wichtige Investoren gefordert."SSF unterstütze mit praktischen Tools Investoren dabei, nachhaltige Anlagestrategien umzusetzen.
Auch Martin Lasance, Country Head Switzerland bei Fidelity International, spürt eine deutliche Verhaltensänderung: "Die Mehrheit der Schweizer Pensionskassen befasst sich heute mit nachhaltigem Investieren. Dies spiegelt sich auch darin wieder, dass ESG-Aspekte in den meisten Anlageausschreibungen inzwischen Standard sind. Auffallend ist zudem, dass einige grössere Pensionskassen vor allem in puncto Benchmarks, CO2-Emissionen, Engagement und Ausschlusskriterien aktiv geworden sind." Lasance erwartet sogar, dass die EU-Taxonomie ein Katalysator für die weitere Integration von Sustainability-Standards für Schweizer Pensionskassen sein wird.
Fehlende Taxonomie derzeit noch als Hemmschuh
Gerade die Taxonomie ist es jedoch, um die in Brüssel noch heftig gerungen wird. Denn bislang fehlen solche Standards, ebenso wie objektive Kriterien zur Messung von Nachhaltigkeit. Für Natalie Westerbarkey, Head of EU Public Policy Fidelity International, muss die EU hier einen Balanceakt hinbekommen. Das Regelwerk zur Taxonomie müsse flexibel genug sein, um allen Beteiligten ein hohes Diversifikationspotenzial zu bieten. Ratings haben laut Westerbarkey so konkret und aussagefähig zu sein, dass beispielsweise Asset Manager die Daten einfach in ihre Investmentprozesse integrieren können. Wichtiger als eine binäre sei zudem eine abgestufte Klassifikation, die Raum für eine aktive Engagement-Politik lasse. Dazu gehöre auch, dass Ratings branchenspezifisch ausgestaltet sein sollten.
Westerbarkey formulierte eine wesentliche Forderung an die Politik: "Schnelligkeit vor Perfektion. Die Taxonomie ist ein lebendes Regelwerk, das kontinuierlich verbessert werden sollte." Für Westerbarkey werden die EU-Initiativen zur nachhaltigen Finanzierung in jedem Fall einen neuen Standard für Europa und darüber hinaus auch für die Schweizer Investoren setzen. Zugleich können diese aber auch von der Verlagerung der Branche in Richtung nachhaltiger Finanzierung profitieren. "Der Markt wächst und wird ausdifferenzierter, liquider und sophistizierter", ist Westerbarkey überzeugt.