Historischer Anstieg der M&A-Aktivitäten von KMU in der Schweiz

Die Käuferschaft von Schweizer KMU stammt vor allem aus Europa. (Bild: Shutterstock.com/Macgyverhh)
Die Käuferschaft von Schweizer KMU stammt vor allem aus Europa. (Bild: Shutterstock.com/Macgyverhh)

Die Zahl der Fusionen und Übernahmen von KMU aus der Schweiz hat im ersten Halbjahr 2022 erneut einen Rekord erzielt. Die weltweite wirtschaftliche und geopolitische Instabilität wirkt sich laut einer Studie allerdings negativ auf das Transaktionsgeschäft aus und könnte den Appetit der Schweizer KMU auf Übernahmen in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 etwas dämpfen.

17.08.2022, 14:29 Uhr

Redaktion: rem

Die Schweiz hat im ersten Halbjahr 2022 einen historischen Anstieg an M&A-Aktivitäten von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erlebt. Es wurden insgesamt 133 Transaktionen durchgeführt – dies sei die klar höchste Halbjahreszahl seit Erstpublikation der Deloitte MidCap-M&A-Studie 2013, so Deloitte. Die in die Schweiz gerichteten M&A-Aktivitäten legten um einen Viertel zu auf einen neuen Höchstwert von 59 Transaktionen. Und die Zahl aller grenzüberschreitenden Aktivitäten (99 Transaktionen) entspreche ebenfalls dem höchsten Wert seit Beginn der Studien.

Für die regen M&A-Aktivitäten gibt es laut Deloitte einige Gründe: Tiefere Börsenbewertungen für Akquisitionskandidaten, in der Schweiz nach wie vor günstige Finanzierungskosten und der starke Franken haben die Übernahme ausländischer Unternehmen attraktiv gemacht und das Transaktionsfieber bei den Schweizer KMU angeheizt. Rein inländische Transaktionen nahmen mit einem Minus von knapp 11% hingegen wieder leicht ab, wie die aktuelle Studie zeigt.

Käuferschaft von Schweizer KMU stammt vor allem aus Europa

In der Schweiz wurden im ersten Halbjahr insgesamt 93 KMU gekauft. Der Grossteil der ausländischen Käuferschaft waren europäische (61%) und nordamerikanische (29%) Firmen. Die USA und Deutschland sind gemäss den Studien schon seit längerer Zeit die wichtigsten in der Schweiz investierenden Länder; aus den Nachbarstaaten kommen zahlenmässig 34% der Investitionen.

Gleichzeitig übernahmen Schweizer KMU am häufigsten Betriebe in Europa (85%). Die übrigen Transaktionen umfassen vorwiegend nordamerikanische Firmen. Rund 40% der Akquisitionen betreffen Unternehmen in den Nachbarländern, wobei allein Deutschland für 27% der Transaktionen steht. Viele Schweizer KMU bevorzugen ausländische Firmen im Industriesektor. Ebenfalls sehr beliebt sind weiterhin Unternehmen im Gesundheitswesen und in den TMT-Branchen, die beide von der Covid-19-Krise profitiert haben.

Verlangsamte M&A-Aktivitäten

Die globalen M&A-Aktivitäten haben sich aufgrund der grassierenden Inflation und der steigenden Zinsen, der höheren Finanzierungskosten, des Ukraine-Kriegs und der wachsenden Angst vor einer Rezession bereits im laufenden Jahr stark verlangsamt. Global gesehen sei der grosse Optimismus daher verflogen, wie der M&A-Experte Anthony West feststellt.

Für die Schweiz schätzt er die allgemeinen Aussichten durchweg positiver ein, wenn auch weniger optimistisch als noch zu Jahresbeginn. Neu hinzugekommen seien seither viele Risiken rund um den Ukraine-Krieg und dessen vielfältige Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Unsicherheit sei Gift für Unternehmenstransaktionen: Aktienmarkteinbrüche, Lieferkettenengpässe und der Kostenanstieg für Rohstoffe, Primärgüter und Dienstleistungen belasten viele Unternehmen – weltweit noch stärker als in der Schweiz, sagt er. Das seien alles Gründe für eine geringere globale M&A-Aktivität und einen auch etwas schwächeren Appetit von Schweizer KMU auf Akquisitionen in der zweiten Jahreshälfte.

Günstige Kaufgelegenheiten

Nachdem viele Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation die Zinsen angehoben haben, sei die Finanzierung von Akquisitionen grundsätzlich teurer und riskanter geworden, so Deloitte. Durch die steigenden Kapitalkosten seien aber auch viele Firmenbewertungen gesunken. Das seien spannende Übernahmegelegenheiten sowohl für Investmentfonds mit grossen Bargeldreserven als auch für finanzstarke Unternehmen mit einem strategischen Fokus. Der Wertverfall vieler Währungen wie des Euro oder des britischen Pfunds gegenüber dem Schweizer Franken mache ausländische Firmen für Schweizer Unternehmen zusätzlich attraktiv.

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