27.11.2024, 14:11 Uhr
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Die Schweiz will ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 halbieren und bis 2050 auf Netto-Null senken. Die Finanzwirtschaft kann wesentlich dazu beitragen, dieses Ziel, wie auch die globalen Vorgaben, zu erreichen. Die Finanzinstrumente sind vorhanden, aber es gibt noch Spielraum nach oben, stellt der Verband Swiss Sustainable Finance (SSF) fest.
Bis zum Jahr 2050 sind weltweit Investitionen von durchschnittlich 3’500 Mrd. US-Dollar notwendig, um die Energiesysteme so umzubauen, dass das 1.5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht werden kann. Diese Summe hat der Weltklimarat (IPCC) berechnet, wobei andere Sektoren wie die Landwirtschaft oder Immobilien noch nicht mitgezählt sind. Bei dieser gewaltigen Aufgabe kann auch die Finanzwirtschaft mithelfen, und wie die ins Kraut schiessenden Bekenntnisse und Produkte für nachhaltiges Anlegen von Finanzinstituten belegen, tut sie das auch.
Der Verband Swiss Sustainable Finance (SFF), der sich für einen nachhaltigen Finanzplatz einsetzt, ist in diesem Zusammenhang der Frage nachgegangen, welche Bandbreite an Finanzlösungen für die Förderung einer klimafreundlichen Wirtschaft bereits existiert? Das Resultat präsentiert die SSF in einem Bericht unter dem Titel "Financing the Low-Carbon Economy – Instruments, Barriers and Recommendations". Darin beleuchtet sie 16 Instrumente und Ansatzpunkte, deren Anwendung durch zusätzliche Fallstudien illustriert wird.
Gemäss SSF wurde in der Schweiz 2019 bereits rund ein Drittel aller Anlagen nachhaltig verwaltet, wobei es sich meistens um Investments am Sekundärmarkt handelt. Noch mehr Wirkung darf hingegen dort erwartet werden, wo neue klimafreundliche Projekte direkt finanziert oder versichert werden. Der Bericht stellt deshalb Instrumente wie Green Bonds, direkte Immobilienanlagen, grüne Hypotheken, Versicherungslösungen, Investments in privaten Märkten, Gemeinschaftsfinanzierung und Energieleistungsverträge vor.
Beispiele aus der Schweiz zeigen, wie solche Finanzlösungen funktionieren und was sie bewirken. Ein Unternehmen der Stadt Lausanne etwa mietet Dächer für die Installation von Solarmodulen und ermöglicht so Kunden den Zugang zu günstigem erneuerbarem Strom. Oder, ein Infrastruktur-Fonds finanziert lokale Anlagen, die ebenfalls sauberen Strom erzeugen und damit die Abkehr von klimaschädigenden Quellen unterstützen. Ein weiteres Beispiel, auf das die SSF hinweist, ist eine Versicherungslösung, die KMU hilft. Das Risiko, dass eine Investition in Energieeffizienz von kleinen und mittelgrossen Firmen nicht die berechnete Einsparung bringt, wird von der Versicherung übernommen. Dieses Modell wurde von einer Schweizer Stiftung erfolgreich in Lateinamerika umgesetzt und soll jetzt auch in Europa angewendet werden.
Gleichwohl hält der Verband fest, dass das Potential vieler der genannten Finanzlösungen noch nicht ausgeschöpft ist. Um die nötigen Summen für einen Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft mobilisieren zu können, müssten Barrieren abgebaut werden: Unter anderem sollten Datenlücken im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaverträglichkeit durch Anstrengungen des Privatsektors, aber auch mit Unterstützung der Regierung, gefüllt werden. Zusätzlich würden klare Definitionen und Standards für klimafreundliche Investitionen und die gezielte Aus- und Weiterbildung bei den Finanzinstituten das Nachhaltigkeitsthema stärker fördern.
Die Plattform Swiss Sustainable Finance wird nicht etwa von Kreisen ausserhalb der Wirtschaft getragen. Zusätzlich zur öffentlichen Hand und der Wissenschaft wird sie von rund 60 Finanzunternehmen des Landes unterstützt. Die Finanzbranche richtet also quasi den Blick auch nach innen, wenn es darum geht, für eine gesündere Welt zu sorgen. Das verleiht der 2014 entstandenen Organisation Respekt und Glaubwürdigkeit. Sie verschafft sich denn auch zunehmend Gehör.
Entscheidend für den effizienten Einsatz von Finanzlösungen seien aber nicht nur die (schon vorhandenen) Finanzinstrumente und ihre zielgerichtete Anwendung. Es brauche ausserdem die richtigen Preissignale in der Realwirtschaft, betont der Verband. Konkret spricht er einen Preis für CO2 an, den es benötigt. Ein solcher müsse definiert werden "und sicherstellen, dass sich klimafreundliche Technologien rasch durchsetzen und CO2-intensive Technologien obsolet werden." Mit anderen Worten: Klimaschädigende Tätigkeiten und Investitionen durch Anreize respektive einen Malus in klimaneutrale Aktivitäten und Finanzierungen umlenken. Zudem könne die Regierung durch gezielte Verminderung von Investmentrisiken Instrumente weiter fördern.
Klar ist, so das Fazit von Swiss Sustainable Finance: Die Finanzindustrie verfügt bereits heute über ein breites Instrumentarium, das einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Schweizer Klimaziele und global zu einem raschen Umbau der Wirtschaft beitragen kann. Dabei bieten sich Ansatzpunkte für alle Akteure im Finanzsystem, wie eine Übersicht aus dem Bericht zeigt (siehe Tabelle unten).
Die verfügbaren Instrumente gelte es noch breiter zu nutzen – und so den Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft und Gesellschaft zu beschleunigen, hält die SSF abschliessend fest.