22.11.2024, 09:55 Uhr
Papst Franziskus schickt einen ungewöhnlichen Brief an seine Kardinäle. Das Rentensystem werde mittelfristig nicht mehr funktionieren. Auch sonst zeigen sich die Geldsorgen im Vatikan.
An Environmental, Social und Governance (ESG)-Produkten führt kein Weg mehr vorbei. Aber obschon Begriffe wie "ESG", "Impact Investing" oder "Sustainable Investing" heute zum Fachjargon gehören, ist oft nicht klar, was genau dahintersteckt. Die Panelteilnehmer des Fondsbranchen-Anlasses "Friends of Funds" zum Thema nachhaltige Anlagestrategien brachten Licht ins Dunkle.
Die Verwirrung um den Begriff liegt an der Weitläufigkeit der ESG-Definition. Für ESG gibt es keine eindeutige Definition. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, muss der Nachhaltigkeitsprozess jedes einzelnen Anbieters von ESG-Produkten separat unter die Lupe genommen werden.
So richtet sich dann auch Moderator Daniel Frauenfelder, CEO und Gründer von Frauenfelder TripleS, mit der Frage nach der Implementierung von ESG im Unternehmen an die Panelteilnehmer. Diese haben alle mehrere Jahrzehnte Erfahrung in diesem Bereich, was wiederum zeigt, dass es sich nicht um einen neuen Ansatz handelt. Schon vor 30 Jahren wollte man beispielsweise nicht in einen bekannten Umweltverschmutzer investieren. Dennoch besteht, gemäss Gilles Boitel, Passive Sales Schweiz und ESG Represantative von DWS, das Bedürfnis der Kunden, dass ESG genau definiert wird.
Vor lauter Daten den Wald nicht mehr sehen
Nicht nur Kunden werden von der Vielzahl an ESG-Produkten und Informationen zu deren Zusammenstellung anhand von Indizes und Ratings überhäuft. Auch Anbieter müssen sich im Dschungel aus Daten einen Weg bahnen, um schliesslich einem Produkt gewissenhaft das ESG-Siegel zu verleihen. Als Basis für die Ratings und Indizes, welche anschliessend von Portfoliomanagern zum Stockpicking gebraucht werden, beziehen die Unternehmen der Panelteilnehmer Rohdaten. Die DWS bezieht diese von sieben verschiedenen Dataprovidern. Jeder von diesen habe seine Schwächen und Stärken, so Boitel. Daher werden die Daten abgewogen und anhand verschiedener Prozesse zu Ratings weiterverarbeitet. René Nicoldi, Head of Equities & Themes der Zürcher Kantonalbank, meint, dass die Grundüberzeugung gute Produkte über alle Anlageklassen hinweg anzubieten, Antrieb ist, eigene firmeninterne Ratings zu erstellen. Wieder zeigt sich, dass der Blick ins Detail erst klärt, was hinter ESG steckt.
Der persönliche Dialog
Doch anonyme Rohdaten für sich alleine reichen nicht aus. Das A und O für die Entscheidung, ob in ein Unternehmen investiert werden soll, ist der persönliche Dialog mit den Unternehmen selbst. Dies alleine schon, weil die Rohdaten lückenhaft sein können. Rochus Appert, Senior Sales Director und Key Relationship Manager European Wholesale von BMO Global Asset Management, bringt es auf den Punkt: Unternehmen geben ihre Daten bekannt, oder nicht. Daher müsse man mit Unternehmen reden. Natürlich könne das wiederum zu subjektiven Entscheidungen führen, da man sich vielleicht mit einem CEO gut versteht oder das Unternehmen aufgrund anderer Aspekte sympathisch findet.
Kostspielige Ermittlung
Die Datenerfassung, die Erstellung von Ratings, das aktive Engagement mit Unternehmen, das alles kostet. "Am Ende des Tages kaufen Kunden keinen Biosalat, sondern Anlageprodukte und wollen Geld verdienen", sagt Nicoldi. Dazu kommentiert Boitel, dass ESG-Produkte meist gleich teuer sind, wie Produkte, welche die ESG-Kriterien nicht erfüllen. Ebenso sei es ein Mythos, so Rochus Appert, dass nachhaltigere Produkte eine schlechtere Performance hätten. Edith Aldewereld, ESG-Spezialistin von Sonnenberg Wealth Management, unterstreicht, dass ESG-Produkte zusätzlich zur Performance einen positiven Einfluss haben und mit Investitionen etwas Sinnvolles getan werden könne. Dies sollte in der Diskussion um Kosten und Performance nicht ausser Acht gelassen werden. Schliesslich liegt es in der Verantwortung jedes Portfoliomanagers, das Stockpicking erfolgreich durchzuführen und die Daten und Ratings richtig zu interpretieren um diesen "Impact" zu haben. Wie Boitel abschliessend sagt: "ESG kombiniert de facto nicht-finanzielle Informationen mit finanzieller Informationen und je mehr Informationen man hat, desto besser."