20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Was bedeutet diese Entwicklung für die laut Umfrage nach wie vor beliebteste Bezugsquelle von Bargeld in der Schweiz – den Bancomaten? Wie hat sich das Bancomaten-Netz entwickelt, und wieviel hebt die Bevölkerung von Geldautomaten durchschnittlich ab? Soviel sei verraten: Es ist mehr, als man denkt.
Bargeld ist noch immer sehr wichtig in der Schweiz. Gemäss der im Jahr 2020 von der SNB durchgeführten Zahlungsmittelumfrage ist Bargeld gemessen an der Anzahl Transaktionen mit einem Anteil von 43% das von der Schweizer Bevölkerung am häufigsten eingesetzte Zahlungsinstrument.
Gleichzeitig sind die Transaktionen stark rückläufig. Im Vergleich zu 2017 ging der Bencomat-Anteil am gesamten Geldbezug um 27% zurück. Debitkarte und die Mobile-Payment-Anbieter spielen eine immer wichtigere Rolle. Bezogen auf den Wertanteil hat die Debitkarte das Bargeld von der Spitze abgelöst, erläutert Prof. Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern. In seinem neuesten Blogbeitrag untersucht er das Thema "Bancomaten und Bargeld in der Schweiz".
Die Zahl der Bancomaten ist zwischen 2005 und 2019 stetig gestiegen. 2020 war ein Wendepunkt. Seither nimmt die Anzahl ab, von über 7’240 im Februar 2020 um fast 10% auf 6’570 im August dieses Jahres. Das sind aber immer noch 22% als im Jahr 2005.Setzt man die Bancomaten jedoch ins Verhältnis zur (steigenden) Einwohnerzahl, zeigt sich ein anderes Bild: Pro Kopf zählt die Schweiz so viele Bancomaten wie 2006 (vgl. Abbildung).
Gemäss der erwähnten Zahlungsmittelumfrage scheinen die Befragten mit der Möglichkeit zur Bargeldabhebung zufrieden zu sein. Eine grosse Mehrheit (92%) ist der Ansicht, dass es genügend Optionen gibt, um Bargeld zu beziehen. Drei Viertel meinten, die Option, Bargeld abzuheben, habe sich in zwei Jahren davor nicht verändert oder sogar erhöht.
Interessant ist die Höhe der durchschnittlich bezogenen Beträge (vgl. Abbildung). Lange Zeit (2005 bis 2014) verharrte dieser Wert bei rund CHF 200 bis 240. Vor dem Lockdown im März 2020 betrug er knapp CHF 300. Seither beziffert sich der durchschnittliche Abhebungsbetrag auf über CHF 350. "Im Weihnachtsmonat Dezember 2020 und 2021 wurden im Durchschnitt sogar eindrückliche CHF 421 bzw. 415 abgehoben", hält Andreas Dietrich fest.
Wie sich generell feststellen lässt, schwanken die durchschnittlichen Bargeldbezüge je nach Monat stark. Sind sie wie berichtet im Weihnachtsmonat Dezember hoch, werden in den Monaten Januar und Februar deutlich geringere Beträge abgehoben. Wie Dietrich in seinem Blog betont, sind die Bezüge allgemein "mehr, als Sie denken!".
Obwohl Bargeld im Alltag an Bedeutung verliert, hat sich der Umlauf sein seit 2005 mehr als verdoppelt. Pro Einwohner gerechnet stieg die Summe aller Noten und Münzen von gut CHF 5’300 auf über CHF 10’000. In absoluten Zahlen sank die Summe im August 2022 zum ersten Mal seit 2005. Bereinigt um die Einwohnerzahl war der Bargeldumlauf in der ersten Hälfte 2019 leicht rückläufig.
Deutlich sichtbar ist, dass Bargeld insbesondere in Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit, wie beispielsweise in der Rezession nach der Finanzkrise 2008 stark gefragt war. Diese erhöhte Bargeld-Nachfrage sei aber weniger auf steigende Zahlungsaktivitäten zurückzuführen, erklärt Dietrich: "Vielmehr nimmt Bargeld in Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit die Funktion eines sicheren Hafens ein." Eine erhöhte Nachfrage zeigte sich demnach 2011, 2015, 2018 sowie 2020 – "alles Jahre, in denen das reale BIP in mindestens einem Quartal rückläufig war."
Setzt sich dieses Muster fort, ist Bargeld auch in diesem von erhöhter Verunsicherung geprägten Jahr hoch sein und sich die Lage im kommenden Jahr kaum wesentlich verändern. Inflations- und Rezessionsängste verleiten zum vorsichtigen und konservativen Umgang mit Geld.
Doch selbst wenn der Konjunkturhimmel hell scheinen würde – "wir werden wohl auch mittel- bis langfristig nicht in einer völlig bargeldlosen Schweiz leben", ist Andreas Dietrich überzeugt.