«2011 wird sich ähnlich anfühlen wie 2010»

04.01.2011, 10:37 Uhr

Nach Einschätzung von Richard Urwin, Head of Investment des für Treuhandmandate zuständigen Teams bei BlackRock, wird das Jahr 2011 trotz anhaltender Probleme für globale Aktien und andere risikoreichere Anlagen wieder ein positives Jahr sein.


Richard Urwin
Head of Investment, Treuhandmandate-Team, BlackRock

Im Detail sieht sein Ausblick für den Verlauf der Weltwirtschaft 2011 wie folgt aus:

In den entwickelten Industrienationen bleibt das Inflationsrisiko niedrig, in den Schwellenmärkten fällt es jedoch höher aus

Für die entwickelten Volkswirtschaften dürfte 2011 ein Jahr sein, in dem die Zentralbanken die Inflation eher für zu niedrig halten anstatt mit einem Anstieg zu rechnen. Dabei ist eine niedrige Inflation nicht gleichbedeutend mit einer Deflation. Sollte das Risiko einer Deflation jedoch zunehmen, dürften auch die geldpolitischen Anreize der Zentralbanken stärker ausfallen. Obschon das Inflationsrisiko in den Schwellenmärkten nicht unerheblich ist, dürfte die Teuerungsrate hier nicht deutlich zulegen.

Wirtschaftswachstum sollte 2011 anhalten

Das globale Wachstum könnte ausgeglichener ausfallen. So könnten die entwickelten Märkte nächstes Jahr einen stärkeren Wachstumsbeitrag leisten, da die Dynamik anhalten dürfte, die in der zweiten Jahreshälfte 2010 an Fahrt gewonnen hat. So lag das Wachstum in Deutschland, Japan und in Grossbritannien in den vergangenen Quartalen im Durchschnitt zwischen 3 und 4 Prozent.

Ein Scheitern des Euro ist sehr unwahrscheinlich

Das bedeutendste Ereignis für die Finanzmärkte 2010 war ohne Zweifel die Schuldenkrise der europäischen Staaten. Diese dürfte auch bis weit in das Jahr 2011 und darüber hinaus einen starken Einfluss auf die Märkte haben, zumal die Länder im Süden Europas über einen längeren Zeitraum mit Haushaltskürzungen konfrontiert sein dürften. Ein Scheitern des Euro ist jedoch sehr unwahrscheinlich.

Aktien weisen keinerlei Anzeichen einer irrationalen Überbewertung auf

Vielmehr scheinen die Bewertungskennzahlen gegen Ende des Jahres 2010 historisch gesehen moderat zu sein. Der Markt spiegelt Bedenken über die Dauer und Robustheit der globalen Konjunkturerholung wider. In diesem Umfeld bedarf es keiner exorbitanten Ergebnisse, damit risikoreichere Anlageklassen weiter an Wert gewinnen. Dazu reicht bereits ein Umfeld, in dem schwierige Nachrichten nicht ganz so schlecht ausfallen wie erwartet.

Die Aktienrenditen 2011 werden stark vom globalen Zyklus abhängen

Die Bewertungen sind nicht so günstig, dass die Aktienmärkte auch bei einem sehr enttäuschenden Wirtschaftswachstum zulegen könnten - selbst dann nicht, wenn es nicht zu einer Rezession kommt. Darüber hinaus könnte das Gewinnwachstum der Unternehmen gegenüber den im letzten Jahr verzeichneten steilen Wachstumsraten nachlassen. Bei einem moderat vorteilhaften Konjunkturumfeld dürften die meisten Unternehmensanleihen zudem gegenüber Staatsanleihen eine Outperformance erzielen.

Die niedrige Verzinsung von Anleihen deutet auf mittlere Sicht auf niedrige Erträge bei Anleihen hin

Damit die Anleiherenditen 2011 deutlich steigen, müsste für 2011 eine der zwei Bedingungen erfüllt sein: Entweder müssten das globale Wachstum oder die Inflation derart zulegen, dass die Zentralbanken ihre Lockerungspolitik beenden und die Zinsen deutlich erhöhen, oder die Bedenken über die umfassenden und fortschreitenden Haushaltsdefizite müssten zunehmen.

Leitzinsen in entwickelten Volkswirtschaften wahrscheinlich weiterhin niedrig

Wahrscheinlich wird es 2011 nicht zu einer immensen Wiederbelebung kommen, selbst wenn weltweit die Ersparnisse deutlich in Anspruch genommen werden sollten. Daher scheint es für 2011 keinen Faktor zu geben, der deutliche Renditeanstiege für Anleihen auslösen könnte. Dies lässt darauf schliessen, dass die Renditen auf Staatsanleihen, inklusive derer aus den Peripherieländern der Eurozone, für längere Zeit auf ausgereizten Niveaus verharren und zu negativen realen Renditen führen werden.

In gewisser Hinsicht könnte sich 2011 wie eine Wiederholung des letzten Jahres anfühlen. Aktien dürften Zugewinne verzeichnen, wobei die Aktienmärkte der Schwellenländer eher eine moderate anstatt einer spektakulären Outperformance erzielen dürften. Dies ist teilweise auf die Währungsaufwertungen in diesen Märkten zurückzuführen. Rohstoffe könnten angesichts des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage weiter zulegen.

Die deutlichsten Unterschiede gegenüber 2010 in Bezug auf die Renditen könnten sich angesichts des Gegenwinds in Form von sehr niedrigen Renditen an den Märkten für Staatsanleihen ergeben. Während eine Streuung der Anlagen in Unternehmensanleihen und anderen Anleihen ausserhalb des Staatssektors Mehrwert erzielen könnte, ist der Spielraum für eine markante Spread-Verengung mittlerweile geringer. Kurz gesagt, könnte 2011 ein weiteres Jahr sein, in dem Anleger ungern Risiken eingehen. Allerdings dürfte es sich bezahlt machen. (lk)

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