04.10.2024, 15:09 Uhr
Während aktive ETFs in den USA weiterhin ein Riesenerfolg sind, ist ihr Anteil in Europa mit etwas mehr als 2% des gesamten ETF-Volumens von knapp zwei Billionen Euro noch überschaubar. Doch das Segment wächst...
Dennis Ehlert, Portfoliomanager bei Bantleon rät im ersten Quartal 2017 die Positionen der inflationsindexierten Staatsanleihen aus Grossbritannien mit Gewinn zu verkaufen und stattdessen in inflationsindexierte Staatsanleihen aus der Eurozone oder den USA zu investieren.
Man muss nicht lange suchen, um in den Medien und Foren auf überspitzte Kommentare zu den jüngst heftig gestiegenen Inflationsraten in den USA, Grossbritannien und der Eurozone zu stossen. Auf den ersten Blick scheint die Sorge auch durchaus nahe liegend. In den USA ist seit Bantleons Prognose vom September 2016, gemessen am monatlichen Verbraucherpreisindex, die Inflationsrate von 1.1% auf 1.7% gestiegen. In Grossbritannien hat sie sich sogar von 0.6% auf 1.2% verdoppelt. Spitzenreiter ist jedoch mit einer Erhöhung von 0.4% auf 1.1% die Eurozone.
Insgesamt haben Anleger, die im September 2016 Bantleons Empfehlung für inflationsindexierte Staatsanleihen gefolgt sind, bisher alles richtig gemacht. So erzielten gemessen an der jeweiligen Staatsanleihe mit 10-jähriger Restlaufzeit inflationsindexierte Staatsanleihen von Anfang September 2016 bis Anfang Januar 2017 in Grossbritannien einen Mehrertrag von knapp 4% im Vergleich zu gleichlaufenden nominellen Anleihen. In Deutschland waren es etwas mehr als 3.5% und in den USA etwa 2.0%.
Die Gründe für den starken Inflationsanstieg sind unterschiedlich. Donald Trump will mit seinem Paradigmenwechsel in der internationalen Wirtschaftspolitik der heimischen Industrie und Produktion wieder neuen Aufschwung verleihen. Es ist zwar noch nicht absehbar, ob seine Idee niedriger Steuern, massiver Staatsausgaben und einer Distanzierung vom internationalen Freihandel sich als ein holpriger "Trumpelpfad" mit Sackgasse oder doch als wirksame Lösung herausstellt. Aber dennoch haben allein seine Ankündigungen zu einem massiven Renditeanstieg über die gesamte Zinskurve und in der Folge zu steigenden Inflationserwartungen geführt. Zudem vereinbarten die OPEC-Länder und Russland am Jahresende eine Senkung der Ölproduktion, die einen unmittelbaren Anstieg des Rohölpreises um knapp 13% zur Folge hatte. Entsprechend scheinen die an den Finanzmärkten eingepreisten Inflationserwartungen für die nächsten zehn Jahre nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Jedoch war zuletzt aufgrund der sich stabilisierenden Ölpreise zwischen 50 und 55 US-Dollar pro Barrel eine Seitwärtsbewegung zu beobachten.
Weitere Abwertung unwahrscheinlich
In Grossbritannien hat zusätzlich die Abwertung des Pfunds dazu geführt, dass die Finanzmarktakteure mittelfristig Inflationsraten weit über dem 2%-Ziel der Bank of England erwarten. Seit Oktober 2016 pendeln die eingepreisten Inflationserwartungen zwischen 3.4% und 3.6%. Entsprechend verhält sich auch das britische Pfund gegenüber dem Euro und dem US-Dollar. Von einer weiteren massiven Abwertung des Pfunds ist derzeit nicht auszugehen.
In der Eurozone haben vor allem Basiseffekte der Ölpreise die Inflation in die Höhe getrieben. Die Kerninflationsrate, welche Energiepreise, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak nicht berücksichtigt, liegt seit Juli des vergangenen Jahres nahezu unverändert zwischen 0.8% und 0.9%. Ohne den massiven Anstieg des Rohölpreises im Vergleich zum Vorjahr wären die tatsächlichen Inflationsraten sowie die an den Märkten eingepreisten Erwartungen wesentlich tiefer ausgefallen.
Die Entwicklung der vergangenen vier Monate sollten Anleger aber nicht fortschreiben. Der erwähnte Basiseffekt der Ölpreise, der massgeblich die Inflationsraten in die Höhe getrieben hat, wird im 1. Quartal 2017 allmählich verschwinden. In Grossbritannien ist ein vergleichbarer Anstieg der Inflationserwartungen nur über eine weitere massive Abwertung des Pfunds, weiter stark steigende Ölpreise oder über ein überraschendes Wiederbeleben der britischen Wirtschaft möglich. Jedoch sind derzeit alle drei Szenarien kurz- bis mittelfristig unwahrscheinlich. Deshalb rät Bantleon-Portfoliomanager Dennis Ehlert, im 1. Quartal 2017 die Positionen der inflationsindexierten Staatsanleihen aus Grossbritannien mit Gewinn zu verkaufen und stattdessen in inflationsindexierte Staatsanleihen aus der Eurozone oder den USA zu investieren. Dort sieht er aufgrund der sich positiv entwickelnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch weiterhin Potential, auch wenn mit einer langsameren Dynamik zu rechnen ist.