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Investoren haben im Januar ihren Risikoappetit wiederentdeckt. Das wurde nirgendwo so deutlich wie im Fall von Schwellenländeranleihen. Und obwohl viele Anleihen schon den größten Teil der Verluste aus dem Jahr 2018 wieder wettgemacht haben, könnte die Rally noch weitergehen.
Es ist zwar noch früh im Jahr, bei Schwellenländeranleihen (Emerging Market Debt/EMD) konnte man jedoch beobachten, dass sich das Blatt gewendet hat. Im letzten Jahr standen die Märkte die meiste Zeit unter Druck – wegen steigender US-Zinsen, eines starken Dollars und des eskalierenden Handelskrieges zwischen den USA und China.
Doch plötzlich haben sich die Aussichten deutlich aufgehellt. Den Entspannungssignalen in den Beziehungen zwischen den USA und China Anfang des Monats folgte am 30. Januar eine unerwartete Trendwende der US-Notenbank hin zu einer moderateren Geldpolitik.
Die verbesserte Stimmung hat sich in einem deutlichen Anstieg der Zuflüsse in Schwellenländeranleihefonds niedergeschlagen. Nach Angaben von JP Morgan flossen im Januar 10,2 Mrd. US-Dollar in Fonds mit Emerging Markets-Anleihen, fast zwei Drittel des Gesamtbetrags aus 2018.
Im Rahmen des abrupten Kurswechsels versicherte die Fed, in Sachen Zinserhöhung «geduldig» zu sein und signalisierte eine flexiblere Handhabung der Bilanzverkürzung. An den Finanzmärkten geht man daher nun davon aus, dass die US-Zinsen in diesem Jahr konstant bleiben dürften.
Der Stimmungswechsel begann zwar schon gegen Ende 2018, als ein Rückgang der US-Anleiherenditen zur Abwertung des Dollars beigetrug, doch für Aaron Grehan, Deputy Head of Emerging Market Debt bei Aviva Investors, war die überraschende Fed-Entscheidung der "Game Changer».
Er weist darauf hin, dass sich die Wachstumsraten in Schwellenländern wohl abschwächen dürften, aber wahrscheinlich noch über denen der Industrieländer liegen werden. Er zitiert die neuesten Prognosen des Internationalen Währungsfonds: Im Januar prognostizierte dieser eine Wachstumsverlangsamung in der Gruppe der Schwellen- und Entwicklungsländer von 4,6 Prozent 2018 auf 4,5 Prozent 2019, aber einen Anstieg auf wieder 4,9 Prozent im Jahr 2020. Demgegenüber werde sich das Wachstum in Industrieländern von geschätzten 2,3 Prozent 2018 auf 2 Prozent 2019 und 1,7 Prozent 2020 verlangsamen.
Angesichts der auf absehbare Zeit wohl konstanten US-Zinsen hält Grehan – trotz der jüngsten Kurserholung – die Bewertungen von Schwellenländeranleihen noch für interessant. "Unserer Ansicht nach ist das Risiko für einen Anstieg von US-Treasury-Renditen begrenzt, und das wäre ein Ankerpunkt, an dem sich engere Spreads festmachen ließen – insbesondere bei Anlagen in harten Währungen", sagt er.
Auch Anleihen in Lokalwährungen sähen attraktiv aus, da die Währungen deutlich unterbewertet erschienen. Trotz der deutlichen Stimmungsverbesserung bezüglich Emerging Markets-Anlagen erwartet Grehan keine Rückkehr zu den extrem guten Marktbedingungen von 2017, als Schwellenländer-Assets durchweg stiegen – unabhängig von den zugrunde liegenden Fundamentaldaten. Er geht davon aus, dass die Volatilität relativ hoch bleiben wird. Da die Märkte zudem noch anfällig für immer wiederkehrende Ausverkaufswellen seien, sei die Länderauswahl wohl einer der wichtigsten Ertragstreiber.
Angola zählt derzeit zu seinen Favoriten, da das Land klar zu seinem IWF-Programm steht und Präsident João Lourenço die Wirtschaft des Landes reformieren will. Laut Grehan ist die Stärkung des Wirtschaftswachstums zusammen mit der fallenden Inflation für die Anleihekurse positiv, ebenso die stetige Verbesserung der Haushaltslage des Landes. Die höheren Ölpreise würden der Regierung bei ihrer Aufgabe helfen, das Haushaltsdefizit zu begrenzen. Dies wiederum werde wohl einen Leistungsbilanzüberschuss zur Folge haben und im Laufe dieses Jahres die Devisenreserven des Landes steigen lassen.
Zwar hat sein Team den Anteil an Angola-Anleihen im Zuge der jüngsten starken Performance der Bonds reduziert, diese bleiben aber Kerninvestment mit hoher Gewichtung im Portfolio. "Angolas Bereitschaft, den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen, ist grösser als in den meisten anderen Ländern mit ähnlichen Ratings. Daher sollten die Anleihen mittelfristig auf dem Niveau von anderen 'B'-gerateten Anleihen gehandelt werden."
Ihm gefallen auch Staatsanleihen Ecuadors, deren Rendite derzeit bei rund 9 Prozent liegt. Die Rendite lag vor einigen Wochen zwar noch deutlich höher, wie Grehan erklärt, sei aber nach wie vor äußerst attraktiv – vor allem angesichts der Entscheidung des Landes im vergangenen Monat, mit dem IWF vorläufige Bedingungen für einen Kredit in Höhe von 4,2 Mrd. US-Dollar als Teil eines umfangreichen Kreditpakets zu vereinbaren. «Diese Ankündigung stärkt das Vertrauen der Anleger, dass das Land in die richtige Richtung geht", sagt Grehan.
Im Gegenzug für die Hilfe hat das südamerikanische Land unter anderem zugestimmt, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen und für die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen sowie die "institutionellen Grundlagen der Dollarisierung Ecuadors" zu sorgen.