Wie China mehr Wert aus staatlichen Unternehmen herausholen will

Die Aktien der China Railway Group sind zuletzt stark gestiegen. Die Regierung will laut Fidelity auch andere staatliche Sektoren aktionärsfreundlicher machen. (Bild Shutterstock/Sumeth anu)
Die Aktien der China Railway Group sind zuletzt stark gestiegen. Die Regierung will laut Fidelity auch andere staatliche Sektoren aktionärsfreundlicher machen. (Bild Shutterstock/Sumeth anu)

«Es ist ein langer Weg für Chinas staatlichen Sektor, sich stärker am Markt zu orientieren und aktionärsfreundlich zu werden. Der neue Fokus auf die Eigenkapitalrendite ist ein Schritt in die richtige Richtung», schreiben Martin Dropkin, Head of Equities Asia Pacific und Jing Ning, Portfolio Manager bei Fidelity.

15.05.2023, 17:45 Uhr
Regulierung

Redaktion: sw

Mit einem neuen Reformschub will China die Rendite für Aktionäre und die Kapitaleffizienz staatlicher Unternehmen (SOEs) steigern. «Ähnliche Bemühungen erzielten in der Vergangenheit gemischte Ergebnisse», schreiben Martin Dropkin, Head of Equities Asia Pacific und Jing Ning, Portfolio Manager bei Fidelity. Dieses Mal gingen sie aber mit einer erfolgreichen Umsetzung die Verringerung des fiskalischen Drucks, die Förderung des Wirtschaftswachstums und die Steigerung der Attraktivität der SOEs für Value-Investoren einher.

In einem normalen Jahr würde ein staatlicher Riese wie die China Railway Group als defensiver Titel mit mässigen Renditeaussichten gelten. Doch bis zum 9. Mai sind die Aktien in diesem Jahr schon um mehr als 50 Prozent gestiegen. Die Papiere anderer SOEs wie die China Petroleum & Chemical Corp. und die Aluminium Corporation of China Ltd. sind auf dem Onshore-Markt ebenfalls stark gestiegen. Der CSI Central SOE Composite Index hat 2023 um 13 Prozent zugelegt, während der CSI Privately-owned Enterprise (POE) Composite Index nur um 0,4 Prozent zulegte. «Die Anleger setzten im Zuge der SOE-Reformen darauf, dass die Unternehmen der Aufforderung der Behörden zur Steigerung der Aktionärsrenditen nachkommen werden», folgern die beiden Autoren von Fidelity.

Neuer Versuch

Es sei nicht das erste Mal, dass China versuche, die staatlichen Unternehmen zu reformieren, um die Interessen des Managements mit denen der Aktionäre in Einklang zu bringen. Im Rahmen der diesjährigen Kampagne, setzte die Regierung auf die Eigenkapitalrendite zur Leistungsbewertung des Managements. Vor diesem Hintergrund hätten einige SOEs aus der Telekommunikations-, Öl- und Metallbranche kürzlich eine Erhöhung der Dividendenausschüttungsquote für 2022 angekündigt.

Fiskalischer Druck

Der neue Reformschub kommt laut Fidelity «zu einem kritischen Zeitpunkt». «Die Regierung hat mit den Nachwirkungen der Pandemie-Beschränkungen zu kämpfen. Gleichzeitig führte der mehrjährige Abschwung auf dem Immobilienmarkt zu einem Einbruch bei den Grundstückverkäufen – einer wichtigen Einnahmequelle der Lokalregierungen. Langfristig wird China bei der Finanzierung der Sozialprogramme einem grösseren fiskalischen Druck ausgesetzt sein, da die Bevölkerung rasch altert und die Geburtenrate sinkt», schreiben Dropkin und Ning.

Wenn die staatlichen Unternehmen, die nach Schätzungen rund ein Drittel des chinesischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften, die Renditen erhöhen könnten, würde dies den fiskalischen Druck deutlich verringern und das Wirtschaftswachstum stärken.

Ein langer Weg zur Reform

Chinas Reformbemühungen im SOE-Sektor reichen bis in die 70er-Jahre, als Deng Xiaoping die Wirtschaftsreform und die Öffnung einleitete. In den letzten zehn Jahren wurden Überkapazitäten bei subventionierten Firmen bereinigt, «Zombie»-Unternehmen aussortiert und Firmen zu nationalen Champions für die globale Bühne fusioniert.

Dennoch gibt es laut Fidelity Raum für Verbesserungen, insbesondere bei der Kapitaleffizienz. Die gewichtete durchschnittliche Eigenkapitalrendite für an der Börse notierte Nicht-Finanzunternehmen lag 2022 bei 8,8 Prozent, gegenüber 9,9 Prozent im Jahr 2012.

Niedrige Bewertungen

«Wenn die Reformen in China erfolgreich sind, werden die Anleger die staatlichen Unternehmen wieder berücksichtigen. Die meisten wären bereit, für Unternehmen mit konstant hohen Eigenkapitalrenditen Aufschläge zu zahlen», glauben die Autoren.

Obwohl SOEs in bestimmten Sektoren wie dem Immobiliensektor mit staatlicher Unterstützung und Zugang zu Finanzmitteln eine bessere Performance als ihre POE-Kollegen auf dem Kapitalmarkt erzielt haben, seien die meisten SOEs für Anleger nach wie vor weniger attraktiv. Konkret wurden beispielsweise am 9. Mai SOEs mit dem 1,2-fachen des Buchwerts gehandelt, während POEs mit dem 2,9-fachen bewertet wurden. Die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde hat kürzlich ihre Besorgnis über die niedrigen Bewertungen geäussert und versprochen, ein «Bewertungssystem mit chinesischen Merkmalen» aufzubauen.

Trotz der jüngsten Markterholung seien die Anleger immer noch skeptisch, wie sich die Reform langfristig auswirken würden. Eine der grössten Herausforderungen für die staatlichen Unternehmen bestehe darin, den nationalen Dienst mit den geschäftlichen Prioritäten in Einklang zu bringen. Darüber hinaus seien weitere Fortschritte beim Aufbau eines wirksamen Anreizsystems erforderlich, das die Prioritäten der Führungskräfte stärker an den Renditen für die Aktionäre ausrichtet.

Es ist ein langer Weg für Chinas staatlichen Sektor, sich stärker am Markt zu orientieren und aktionärsfreundlich zu werden. Der neue Fokus auf die Eigenkapitalrendite ist ein Schritt in die richtige Richtung.

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