03.12.2024, 15:42 Uhr
Der ehemalige Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission, Daniel Zuberbühler, fordert für die UBS deutlich höhere Eigenkapitalvorgaben. Damit solle das «desaströse» Szenario einer Abwicklung der Grossbank...
Lorenz Arnet ist seit November der neue Leiter der Schweizer Asset-Management-Plattform. Im Interview mit Fondstrends spricht er über die Ziele und die Herausforderungen des Projekts.
Die Asset Management Initiative wurde bereits 2012 ins Leben gerufen. Konkret hat sich aber nicht viel getan. Von Asset Management Gipfel und Asset Management Park war schon die Rede. Wo stehen wir heute?
Lorenz Arnet: Die Asset Management Initiative, welche 2013 gestartet wurde, gibt es heute in dieser Form nicht mehr. Vielmehr sind wir daran, eine permanente Asset Management Plattform mit teilweise neuen Prioritäten aufzusetzen. Dabei können wir auf der wertvollen Arbeit der vergangenen Jahre aufbauen, auch wenn nicht alle Ziele erreicht wurden. Machbarkeitsstudien haben gezeigt, dass die Zeit für einen Asset Management Park oder einen Asset Management Gipfel in der Schweiz noch nicht reif ist.
Wie wollen Sie die Exportfähigkeit des hiesigen Asset Managements verbessern?
Mit der angedachten neuen Architektur der Finanzmarkt-Regulierung, namentlich FIDLEG und FINIG, wird die Voraussetzung geschaffen, dass die hiesige Regulierung die internationalen Standards der IOSCO sowie der OECD erfüllt und dadurch in der EU als gleichwertig anerkannt werden sollte. Damit könnte der lang ersehnte Durchbruch erzielt werden.
Ohne gleichwertigen Zugang zu den europäischen Märkten hat Made in Switzerland gegenüber Luxemburg kaum eine Chance.
Wir setzen alles daran, unsere Asset Management Dienstleistungen ohne Nachteile in EU-Länder exportieren zu können. Ob wir Luxemburg die Vormachtstellung in der Fondsadministration streitig machen wollen und können, ist allerdings fraglich und auch nicht prioritäres Ziel. Als Nicht-EU-Land werden wir im grenzüberschreitenden Vertrieb von Anlageprodukten an Privatkunden gegenüber Luxemburg im Rückstand bleiben. Dies gilt jedoch nicht für den Zugang zu institutionellen Investoren und für das Asset Management der entsprechenden Produkte.
Inwiefern werden FIDLEG und FINIG die Stellung des Schweizer Asset Managements beeinflussen?
Die Anerkennung unserer Finanzmarkt-Regulierung durch das Ausland ist essentiell. Wenn wir international mitspielen wollen, müssen wir uns an internationale Regeln halten. Deshalb sind FIDLEG und FINIG wichtig für unsere Asset Manager.
Fehlt es in der Schweiz an Innovation im Asset Management, wie eine Studie vor einem Jahr bemängelte?
Nein, das sehe ich nicht so. Wir haben viele innovative Asset Manager, die äusserst erfolgreich unterwegs sind und stark wachsen. Aufgrund der hohen Produktionskosten in der Schweiz kann auch im Asset Management nur überleben, wer innovativ ist. Daneben sind eine hohe Dienstleistungsqualität und eine entsprechende Performance ebenfalls von zentraler Bedeutung.
In welchen Clustern könnte die Schweiz noch eine Lücke besetzen?
Primär konzentrieren wir uns darauf, ideale Voraussetzungen für Investoren und Asset Manager in der Schweiz zu schaffen. Es ist nicht sinnvoll, sich einseitig für einzelne Asset Klassen oder Investmentansätze stark zu machen. Wir müssen die "Disziplin Asset Management" als Ganzes ins Zentrum rücken und die bereits bestehenden Clusters Zürich/Zug, Genf, Lugano sowie allenfalls weitere stärken.
Die Schweiz ist für ausländische Asset Manager vor allem für den Vertrieb interessant. Wie wollen Sie das ändern?
Dass die Schweiz für den Vertrieb interessant ist, erachten wir als Vorteil. Dies fördert den Wettbewerb, führt zu Innovation und damit zu einer grossen Vielfalt an interessanten Anlagelösungen für institutionelle Anleger in der Schweiz. Daran wollen wir nichts ändern. Die Schweiz muss aber attraktiver werden für die Kernfunktion Asset Management, damit sich noch vermehrt ausländische Asset Manager in der Schweiz niederlassen. Dazu braucht es den Marktzugang im Ausland, eine angemessene Regulierung und attraktive wirtschaftliche Rahmenbedingungen. An diesen Themen arbeiten wir.
Das aktive Management steht unter Kostendruck durch passive Anbieter. Die Kosten der ETFs sind sehr stark gesunken, bei aktiven Produkten hingegen kaum. Das spielt den Passiven weiter in die Hände.
Der Kostendruck betrifft sowohl aktive wie auch passive Produkte. In Zeiten von Null- und Negativzinsen und entsprechend tiefen Renditeaussichten schauen die Investoren zunehmend auf die Kosten. Man darf allerdings nicht vergessen: Ein Grossteil der Kosten fällt ausserhalb des eigentlichen Asset Managements an. Ich denke hier an den Vertrieb, die Kosten der zunehmenden Regulierung und der laufenden Aufsicht, des Reportings, und so weiter. Diese Kosten werden immer noch zu erheblichen Teilen von den Fonds getragen. Die Diskussion der Kostenstrukturen im Fondsbereich hat auch für uns eine hohe Bedeutung.
Inwiefern kann die Schweiz vom Brexit profitieren?
Unmittelbar profitiert die Schweiz kaum davon. Denn Grossbritannien wird wohl bedingt durch die Marktgrösse mit der EU eher bessere Drittstaaten-Abkommen abschliessen können als die Schweiz. Wir sollten uns darauf konzentrieren, die Schweiz attraktiver zu machen, anstatt auf Schützenhilfe von aussen zu hoffen. Solange Grossbritannien aber nicht Grundsatzfragen zu Mitgliedschaften in den europäischen Institutionen wie EFTA oder EWR geklärt hat, sind detailliertere Aussagen noch verfrüht.
Was sind die Prioritäten für 2017?
Wir haben vier Schwerpunktthemen auf der Agenda: Die Exportfähigkeit des Schweizer Asset Managements zu verbessern, eine angemessene Regulierung der Asset Manager und deren Produkte in der Schweiz sicherzustellen, das Asset Management als wichtigen Teil der Lösung zur Sicherung der Finanzierung unserer Vorsorgewerke zu positionieren, und langfristig einen "Brand" Swiss Asset Management zu etablieren, welcher im In- und Ausland für Qualität und Performance steht. All diese Themen werden uns weit über das Jahr 2017 hinaus beschäftigen.
Welches Budget steht für die Umsetzung der Initiative zur Verfügung?
Es geht nicht mehr um eine zeitlich begrenzte Initiative mit entsprechendem Budget, sondern um eine permanente Plattform, welche operativ von der SFAMA unterhalten wird. Die Finanzierungsfrage von grösseren Projekten wird fallweise diskutiert.
Sie gehören zu den Mitbegründern des Fintech Unternehmens InCube Group. Werden Sie mit Ihrer Erfahrung auch die Digitalisierung im Schweizer Asset Management versuchen zu forcieren?
Im Rahmen meiner früheren Tätigkeit für InCube Group habe ich den Eindruck erhalten, dass die Schweiz entgegen gewissen Behauptungen in Sachen Fintech dynamisch unterwegs ist, auch im Vergleich zu ausländischen Finanzplätzen. Gerade im Wealth und Asset Management sind viele innovative Unternehmen in den Startlöchern oder schon erfolgreich am Markt. Diese Entwicklungen gilt es zu fördern.