Werbung

«Reaktion auf US-Zölle – die Märkte schlagen zurück»

Colin Graham, Co-Head von Robeco Investment Solutions. (Bild pd)
Colin Graham, Co-Head von Robeco Investment Solutions. (Bild pd)

«Donald Trumps zweite Amtszeit begann wie erwartet energiegeladen. Aber er wird auch daran erinnert worden sein, dass es Kräfte gibt, die mächtiger sind als die Autorität des Präsidenten – die Finanzmärkte. Und das könnte dazu beitragen, die Auswirkungen von Zöllen und einem möglichen Handelskonflikt zu neutralisieren», schreibt Colin Graham, Co-Head von Robeco Investment Solutions.

19.05.2025, 09:31 Uhr
Aktien | Obligationen

Alle wichtigen Assetklassen brachen aufgrund der Zollankündigungen ein. Der grösste Schock war ein Ausverkauf im Volumen von einer Billion Dollar am US-Treasury-Markt – dem mit Abstand grössten Anleihenmarkt der Welt. Diese Reaktion der Anleiheninvestoren veranlasste das Weisse Haus dazu, einen Grossteil der Zollpläne abzuschwächen oder zu verschieben.

«Und nun ist die US-Wirtschaft selbst vom selbstzerstörerischen Mantra bedroht, Handelsungleichgewichte mit Importsteuern korrigieren zu wollen, die lediglich die Verbrauchernachfrage dämpfen und die Importinflation anheizen werden», erläutert Graham.

Die Kunst des Verhandelns?

«Aus unserer Sicht hält Präsident Trump sich nicht an sein eigenes Mantra der Kunst des Verhandelns», ergänzt er. «Er zeigte Schwäche, als die Anleiheninvestoren aus ihrem Winterschlaf erwachten, und gibt nun nach, da sein Bluff von Freund und Feind gleichermassen durchschaut wurde. Der Rückzieher bei den Zöllen dürfte noch weitergehen. Unterdessen werden die negativen makroökonomischen Auswirkungen auf die USA werden allmählich spürbar.»

Die Daten aus Verbraucher- und Produzentenumfragen seien schwach, obwohl die tatsächlichen Ausgaben- oder Arbeitsmarktdaten noch nicht leiden. Es gebe Anzeichen dafür, dass US-Konsumenten ihre Ausgaben vorziehen und dass Unternehmen vor Inkrafttreten der Zölle ihre Lagerbestände erhöht haben.

Infolge der Zölle sind die Versandmengen aus China drastisch gesunken. Die jüngsten Parallelen liessen sich zum Angebotsschock während der Corona-Krise im Jahr 2020 ziehen, als Güter knapp wurden und die Inflation in die Höhe schoss.

Die Lieferungen aus China in die USA sind drastisch zurückgegangen.

Quelle: Robeco, Bloomberg.

Eine Umwälzung der Weltordnung

Das erste grosse Opfer der neuen Regierung war eine deutliche Schwächung des US-Dollars und seiner Rolle als globale Reservewährung, die normalerweise von Ausländern hoch geschätzt wird. Seine Stärke in der Vergangenheit hat es den USA weitgehend ermöglicht, ihre enormen Haushalts- und Handelsdefizite zu finanzieren.

«Eine Umkehrung dieses Systems könnte schwerwiegende Folgen für die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft haben», erklärt Graham. Seit der Ankündigung der Zölle wurden die Konjunkturaussichten für die USA durchweg nach unten korrigiert.

«Anleger ausserhalb der USA stellen nun die erforderliche Risikoprämie für das Halten von US-Assets in Frage. Das ist die 32-Billionen-Dollar-Frage, also die Grösse der ausländischen Portfoliobestände, was bedeutet, dass die Gegenmassnahmen aus verschiedenen Richtungen kommen könnten», schreibt der Co-Head von Robeco Investment Solutions.

Reaktionen der Assetklassen

Diese Gegenmassnahmen haben laut Graham erhebliche Auswirkungen auf alle Assetklassen: «Wir sind in das Jahr mit einem historisch gesehen deutlich überbewerteten Dollar gestartet, da überdurchschnittliches Wachstum, höhere Zinsen und Kapitalzuflüsse ihn immer weiter in die Höhe getrieben hatten. Langfristig rechnen wir mit einer Abwertung und einem neuen Gleichgewicht.»

Der Abwärtsdruck durch einen «Käuferstreik» würde sich verlängern, wenn Investoren nicht wieder mehr Assets in den USA erwerben. Unterdessen bedeute die Repatriierung von Exporterlösen aus den USA, dass die lokalen Währungen gegenüber dem Dollar aufwerten, sodass die Zollpolitik wahrscheinlich weiter abgeschwächt werde.

«Wir haben bereits beobachtet, dass Zentralbanken und Privatanleger stärker vom Dollar in Gold und andere Devisen umschichten. Mit Blick auf die Zukunft stellen wir uns die Frage, ob die Dominanz der USA in Bezug auf Zinsen und Wachstumsraten gegenüber dem Rest der Welt ausreichen wird, um die Anziehungskraft von US-Kapital aufrechtzuerhalten», schreibt Graham.

Die Reduzierung der Übergewichtung von US-Assets durch Ausländer verlaufe zwar langsam, könnte sich aber beschleunigen, wenn Investoren und Unternehmen den Prozess der Entdollarisierung vorantreiben.

Auswirkung auf US-Staatsanleihen

Die grössten Auswirkungen dürften sich laut dem Experten bei US-Staatsanleihen zeigen, von denen ein Volumen von 9 Billionen US-Dollar im Besitz ausländischer Anleger, darunter China, ist. Skeptische Anleiheninvestoren (bekannt als Bond Vigilantes) haben sie auf den Markt geworfen, wodurch die Renditen in die Höhe gingen und die Kurse einbrachen.

Enormer Anteil ausländischer Eigentümer von US-Staatsanleihen

Quelle: US Department of Treasury, Robeco

«Ein Rückgang der Handelsvolumina dürfte weniger Anreize bieten, Erlöse in Dollar zu halten, und die Umwandlung von im Ausland gehaltenen Dollar in lokale Assets wird wahrscheinlicher», sagt Graham. China habe seine Bestände an US-Staatsanleihen im Euroclear-System aufgestockt. Dadurch werde es einfacher, auf europäische Anleihen umzusteigen und eine Aufwertung des Renminbi gegenüber dem US-Dollar zu vermeiden.

«Wir bleiben in Bezug auf die Duration bei US-Staatsanleihen neutral, da die US-Wirtschaft weiterhin robust ist. Bei steigenden Renditen würden wir jedoch eine Aufstockung unserer Bestände in Betracht ziehen, da die inflationären Auswirkungen der Güterknappheit noch nicht in den Kursen berücksichtigt sind und die Risiko- (Laufzeit-)Prämie für das Halten von US-Staatsanleihen höher sein dürfte», heisst es bei Robeco.

Ausblick für Gewinne und Aktien

Auch im Hinblick für Aktien gebe es Auswirkungen, nicht zuletzt dadurch, dass die verbleibenden Zölle die Unternehmensgewinne schmälern – und das zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Anleger den technologieorientierten US-Aktienmarkt selbst nach der jüngsten Korrektur für überbewertet halten.

«Bisher hatten Anleger ausserhalb der USA einen Puffer gegen von Risikoscheu getriebene Kursrückgänge bei Aktien aufgrund eines steigenden US-Dollars», so Graham. Beim jüngsten Kursrückgang an den Aktienmärkten wurden europäische Anleger doppelt getroffen: durch fallende US-Aktienkurse und einen sinkenden US-Dollar.

Gegen Ende 2025 werde klarer sein, wo die Lasten der zusätzlichen Kosten der Zölle letztlich liegen werden. Robeco geht davon aus, dass die Kosten sich auf geringere Unternehmensmargen und höherer Preise für die Verbraucher verteilen werden. Dies werde sich auf die bereits teuren US-Aktienbewertungen auswirken und die Verbraucherpreisinflation auf einem hohen Niveau halten.

Unklare Aussichten

«In der aktuellen Weltlage dürften die Aussichten für die Beschäftigung und die Investitionsabsichten die Anlegererwartungen erheblich beeinflussen. Derzeit sind die Beschäftigungsdaten in den USA stark, während die Gewinnprognosen der Unternehmen unklar sind oder keine existieren. Wir beobachten die sich verändernde Lage weiterhin sehr aufmerksam und behalten derzeit defensive Positionen in unseren Portfolios bei», so das Fazit.

Viele Argumente sprechen laut Swiss Life für  Unternehmensanleihen.

«Investment Grade Anleihen bleiben dank taktischen Vorzügen gefragt»

«Seit über einem Jahr sind Investment Grade Fonds bei Investoren sehr...

Advertorial lesen

Fünf Argumente, die helfen die Marktvolatilität einzuordnen

Die Zölle von Präsident Trump haben das Thema Marktvolatilität wieder...

Advertorial lesen
Alle Artikel anzeigen

Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen eine bestmögliche Nutzung zu ermöglichen. Mit der Annahme der Cookies bestätigen Sie, dass Sie ein professioneller Anleger mit Sitz in der Schweiz sind.> Datenschutzerklärung