15.07.2025, 10:44 Uhr
Im Juni flossen insgesamt 21,8 Milliarden US-Dollar in europäische ETFs. Aktien-ETFs lagen mit 11,5 Milliarden Dollar Neugeld laut Jonathan Decurtins, Head of Wholesale Schweiz und Liechtenstein bei Vanguard zwar an...
«Trotz eines weiterhin von Unsicherheit geprägten Umfelds bieten die Renditen am Kreditmarkt weiterhin attraktive Perspektiven», schreiben Emmanuel Petit, General Partner, Head of Fixed Income und Philippe Lomné, Fixed Income Portfolio Manager Specialisation: IG Credit IG & Crossover bei Rothschild & Co Asset Management. .
Die Aussicht auf weitreichende Zinssenkungen wurde laut den Experten von einer komplexeren geopolitischen Realität überholt. Handelskonflikte – insbesondere durch die Einführung neuer Zölle durch die Vereinigten Staaten – haben den Inflationsdruck erneut angeheizt, was zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen und zu Sorgen über den wirtschaftlichen Kurs der USA geführt hat. Die einjährigen Inflationserwartungen übersteigen mittlerweile 3,3 Prozent, und die Unsicherheit wachse angesichts volatiler Wirtschaftsindikatoren.
In diesem Kontext bleibt die US-Notenbank Federal Reserve vorsichtig –sehr zum Missfallen von Donald Trump. Der US-Präsident hat sich sogar auf einen offenen Konflikt mit dem Fed-Vorsitzenden eingelassen, der bislang standhaft bleibt und den Status quo beibehält, da er die wirtschaftliche Lage nicht für geldpolitische Lockerungen geeignet hält. Der US-Arbeitsmarkt bleibe stark, Unternehmen erzielten weiterhin solide Gewinne und zeigten keine Anzeichen für Anpassungen ihrer Lohnpolitik. Infolgedessen scheine sich eine Preis-Lohn-Spirale zu etablieren, und Anleger, die zu Jahresbeginn noch mit vier Zinssenkungen rechneten, erwarten nun nur noch zwei.
Gleichzeitig führt das wachsende US-Haushaltsdefizit zusammen mit der seit 2022 laufenden quantitativen Straffung der Fed zu einem Anstieg des Nettoangebots an Staatsanleihen. Nahezu 30 Prozent der US-Schulden müssen im Jahr 2025 refinanziert werden. Ein Wert, der über dem historischen Durchschnitt von rund 22 Prozent liegt, während das Kreditrating des Landes kürzlich herabgestuft wurde. Angesichts eines Leitzinses zwischen 4,25 und 4,75 Prozent stelle sich die Frage nach der Tragfähigkeit dieser Schulden.
Ausländische Investoren, allen voran China, scheinen sich von dieser Anlageklasse abzuwenden, was den Druck auf die langfristigen Zinsen erhöht und die Sorge vor einem breiteren Rückzug internationaler Investoren schüre. Das Vertrauen in den US-Dollar selbst könnte zu bröckeln beginnen.
Die geldpolitische Divergenz habe sich in den letzten Monaten verschärft, da die EZB weiterhin Zinssenkungen vornimmt und dabei ein gleichmässiges Tempo beibehält. Nach einer letzten Senkung im Juni wird bis Jahresende eine weitere erwartet. Zudem haben Konjunkturprogramme in Deutschland und Europa zu einer Erholung in der Eurozone geführt. Auch wenn diese nur moderat ausfalle, bleibe die wirtschaftliche Dynamik Europas erhalten. Der wachsende Finanzierungsbedarf stützte die langfristigen Zinsen und führe zu einer Versteilung der Zinskurve. Während die Tragfähigkeit staatlicher Schulden zunehmend hinterfragt werde, zeigten Unternehmen starke Fundamentaldaten, die ihnen helfen könnten, potenzielle makroökonomische Schocks zu überstehen.
Seit Jahresbeginn tendierten Anleger dazu, Kreditpapiere zu bevorzugen. Hohe Zinsen in Kombination mit spezifischen Kreditaufschlägen ermöglichen höhere Renditen als Staatsanleihen. In diesem Umfeld verfolgt Rothschild & Co eine vorsichtige und opportunistische Positionierung. «Der Markt könnte auf Donald Trumps jüngste Kehrtwenden zur Verschiebung der Zolldurchsetzung zu optimistisch reagieren. Die Zölle liegen weiterhin über dem Niveau vor seiner Amtszeit, und wir warten auf die Entwicklungen nach Ablauf der 90-tägigen Pause. Daher bleiben wir gegenüber besonders exponierten Sektoren wie der Automobilindustrie wachsam», heisst es dazu.
Gleichzeitig halte man eine signifikante Allokation in Finanzwerten, die nach der Korrektur im April weiter ausgebaut wurde. «Wir sind weiterhin vom Potenzial dieser Anlageklasse überzeugt, gestützt durch die soliden Fundamentaldaten der Akteure. Wir haben die Zinssensitivität unserer Portfolios schrittweise reduziert, als die Zinsen sanken. Gleichzeitig haben wir die Laufzeiten bei neuen Zuflüssen verlängert, um Verwässerung zu vermeiden und von der Versteilung der Zinskurven zu profitieren.»
Innerhalb des Investment Grade Segments bieten laut den Experten die am besten bewerteten Anleihen mit Laufzeiten von 5 bis 10 Jahren die attraktivsten Chancen aufgrund ihrer Überrendite. Der Carry mache diese Anlageklasse von Natur aus attraktiv, und die Entkopplung zwischen Spreads und Zinsen mildere ihre Volatilität, da sich beide Effekte gegenseitig ausgleichen.
«Wir betrachten die aktuelle Lage daher als relativ komfortabel. Credit bleibt trotz der Volatilität im April teuer, aber die Renditen sind angesichts des Zinsniveaus weiterhin attraktiv. Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind stark, Kapitalzuflüsse – insbesondere im Investment-Grade-Bereich – sind vorhanden und es ergeben sich punktuell Chancen. Die vorherrschende Unsicherheit veranlasst uns zwar zur Vorsicht, schafft aber auch Gelegenheiten. Diese Situation rechtfertigt es Liquiditätsreserven vorzuhalten, um bei attraktiveren Bewertungen schnell zugreifen zu können. In einem Umfeld, in dem Ankündigungen oft den realen Auswirkungen vorausgehen, bleiben Disziplin und Reaktionsfähigkeit unsere besten Werkzeuge», so das Fazit.