Den Mitarbeitenden Sorge tragen – das war und ist nicht überall so. Aber in Zeiten von Corona hat die soziale Komponente an Bedeutung gewonnen. (Bild: Shutterstock.com/Fizkes)
Neben Unternehmensführung und Umwelt gehört auch "Soziales" ins Nachhaltigkeitstriumvirat. Institutionelle Investoren erkennen den Wert der Mitarbeitenden. Das zeigt der deutsche Asset Manager DWS in seinem "Chart of the week".
21.06.2021, 08:53 Uhr
Redaktion: maw
In den letzten zweieinhalb Jahrzehnten kamen die Globalisierung, die Digitalisierung und die damit verbundenen Produktivitätsgewinne zunehmend den Kapitaleignern und nicht den Arbeitnehmern zugute. Wäre Milton Friedman noch am Leben, sähe er seine Maxime, wonach Unternehmen einzig ihren Aktionären gegenüber verantwortlich sind, erfolgreich umgesetzt. "Doch die Zeiten ändern sich", sind die Experten von DWS der Meinung.
In einer weltweiten Umfrage, die Anfang letzten Jahres veröffentlicht wurde, glaubten 56% der Befragten, dass der Kapitalismus in seiner heutigen Form mehr Schaden als Nutzen anrichte. Das Coronavirus habe dazu geführt, dass die Unterstützung, die Unternehmen ihren Mitarbeitern, Auftragnehmern und Kunden bieten, noch genauer unter die Lupe genommen werde, ebenso wie ihr Einfluss auf die Unternehmensleistung. Man denke nur an die 1'500 Mitarbeiter deutscher Fleischbetriebe, die vor rund einem Jahr positiv auf Covid-19 getestet wurden, und an die anschliessende Verordnung zur Verbesserung der schlechten Arbeitsbedingungen in diesem Sektor. Dies konnte durchaus als abschreckendes Beispiel für Unternehmen, die sich nicht hinreichend um ihre Mitarbeiter kümmern, verstanden werden.
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Wie sehen globale Investoren das? In einer Umfrage von Captive und DWS unter Pensionsfonds aus der ganzen Welt nannten 59% Covid-19 als Schlüsselfaktor für ihr gestiegenes Interesse am "S" in ESG, also der nachhaltigen Ausrichtung von Unternehmen bei Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung, eben weil es sich direkt im Unternehmenserfolg niederschlagen kann. Eine noch grössere Anzahl (66%) betrachteten Mitarbeiter als diejenige Komponente der "S"-Säule, welche den grössten Einfluss auf die Erfolgskennzahlen hat, wie das DWS "Chart of the Week" (unten) zeigt.
Der zuvor so "gehätschelte" Aktionär landete in dieser Umfrage erst an vierter Stelle – ein klares Zeichen dafür, dass das Primat der Aktionäre auf Kosten eines Stakeholder-zentrierten Kapitalismus abgelehnt wird; zumindest auf dem Papier. Wie die Wahl ausfiele, würde sie konkret zwischen höheren Aktienrückkäufen und höheren Mindestlöhnen getroffen werden müssen, stehe auf einem anderen Blatt.
Obwohl es in der Forschung klare Hinweise auf die Bedeutung der Mitarbeiterpolitik für den Anlageerfolg gibt, sind diesbezügliche Informationen noch kein fester Bestandteil der Unternehmensberichterstattung geworden. Das könnte sich am schnellsten dann ändern, wenn die Aufsichtsbehörden dies fordern würden. Einen Anfang habe US-Börsenaufsichtsbehörde SEC gemacht, die kotierten US-Unternehmen vorschreibt, Angaben zum Humankapital zu machen.
Die EU wiederum arbeitet emsig an ihrer neuen Sozialtaxonomie, die sich an den Menschenrechten orientieren und in diesem Sommer veröffentlicht werden soll. Die Herausforderung besteht darin, dass Umwelttaxonomien auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, während soziale Themen eher qualitativer Natur sind und in einem Teil der Welt ganz anders gesehen werden können als in einem anderen. Hier gebe es noch grossen Abstimmungsbedarf, doch DWS setzt auf eine steile Lernkurve – hoffentlich zum Vorteil aller Stakeholder.
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