22.11.2024, 08:36 Uhr
Von Juli bis September legte das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal um 0,1 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt in einer zweiten Schätzung mitteilte. Ende Oktober hatte die Behörde anhand vorläufiger Daten...
«Die Zinsstrukturkurven sind invers wie selten, die Aktienmärkte befinden sich im Ungleichgewicht, und vieles scheint so wie zuletzt vor 40 Jahren. Was sollen Investoren tun?», fragen sich Erik Knutzen, Chief Investment Officer, Multi-Asset Class und Niall O’Sullivan, Chief Investment Officer – Multi-Asset Class, EMEA bei Neuberger Berman.
Das neue Zeitalter der Deglobalisierung, die wachsende Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer und die neue Geld- und Fiskalpolitik hätten einen strukturellen Inflations- und Zinsanstieg sowie kürzere und volatilere Konjunkturzyklen zur Folge. Anleger bräuchten ein neues Drehbuch, hiess es schon vor einigen Monaten bei Neuberger Berman.
«Zu Beginn unserer Gespräche einer ausgiebigen Roadshow ging es meist um Anleihen. Was soll man bei Renditen tun, die Menschen unter 40 Jahren noch nie erlebt haben?», fragt sich das Duo. Die Form der Zinsstrukturkurve sei sogar für alle unter 60-Jährigen neu. In den USA ist sie heute so invers wie zuletzt 1981. Die Federal Funds Rate ist etwa so hoch wie die Durchschnittsrendite des Bloomberg U.S. Aggregate Index, des amerikanischen Investmentgrade-Index. Und im Nahen Osten kann man mit Geldmarktanlagen über 6% verdienen.
«Viele Investoren sehen darin die Chance, mit geringeren Risiken ähnliche Erträge zu erzielen wie bisher. Sie schichten daher um, von Aktien in High Yield, von High Yield in Investmentgrade-Anleihen, von Investmentgrade-Anleihen aller Laufzeiten in Kurzläufer, von Kurzläufern in geldmarktnahe Anlagen», beobachten die beiden Investmentspezialisten.
Nicht wenige Anleger interessierten sich plötzlich für scheinbar einfachere, unproblematischere Assetklassen. «Renditen und Spreads sind unter diesem Ansturm schon gefallen. Das hatte interessante Folgen: Mit ‘schwierigeren’ Anlagen kann man noch immer verdienen. Wer die Augen offen hält und in Marktnischen und weniger liquide Anleihen investiert, kann sich über höhere Renditen und Liquiditätsprämien freuen. Hier ist es unwahrscheinlicher als an liquideren Märkten, dass kurzfristige Investoren höheren Renditen hinterherjagen», schreibt das Duo im CIO Weekly.
«Und was ist mit Aktien? Wir können uns an keinen Investor erinnern, der auf Sicht von zwölf Monaten optimistisch für klassische kapitalisierungsgewichtete Marktindizes war. Wir rechnen mit einer hartnäckigen Inflation, die von den Notenbanken energisch bekämpft wird. Die Aktienbewertungen könnten daher weiter fallen und die Unternehmensgewinne unter den verzögerten Wirkungen einer strafferen Geldpolitik leiden», blickt Neuberger Berman voraus.
Daher liege die Gewinnrendite des S&P 500 Index zurzeit unter dem erwarteten Leitzinsmaximum.
Der Pessimismus der Kunden habe nicht überrascht. «Wenn überhaupt, hat er uns darin bestätigt, dass die Aktienrallye seit Oktober keine wirkliche Basis hat. Und doch verzichten nur wenige Investoren ganz auf Aktien.»
Auch hier suchten sie Orientierung. «Wir sprachen über ein Thema, das uns schon länger beschäftigt, auch in einer aktuellen Studie: Umschichtungen aus den Gewinnern der letzten zehn Jahre – Wachstumswerte wie amerikanische Mega Caps und spekulative Titel mit langer Duration – in nicht amerikanische Aktien, Small Caps sowie Qualitäts- und Substanzwerte. Ausserdem sprachen wir über höhere Ertragschancen ohne zusätzliche Verlustrisiken und sogar über Optionsstrategien, die von einer höheren Volatilität profitieren.»
Ein wichtiges Thema sei auch gewesen, ob die alten Entscheidungsprozesse noch funktionieren. «Sind Modelle mit einer 20-jährigen Datenhistorie noch sinnvoll, wenn die Zeiten so sind wie seit 30 oder 40 Jahren nicht mehr?
Vor allem nicht börsennotierte Anlagen machten den Investoren Sorgen. «Besonders engagiert wurde diskutiert, wie man Modelle durch subjektivere Parameter an das neue Umfeld anpassen kann – und wie viel einfacher das ist, wenn man seit 35 Jahren in Private Capital investiert und über eine entsprechend lange Datenhistorie verfügt.»
Viele Investoren schienen die jüngsten Private-Equity-Jahrgänge gedanklich abgeschrieben zu haben. «Jetzt überlegen sie, was sie angesichts höherer Fremdkapitalkosten und illiquiderer Börsen tun können, zumal viele Investoren ihre Private-Capital-Quote nicht noch weiter steigern können. Ähnlich wie an den Börsen sehen viele Investoren, mit denen wir sprachen, auch hier die Chance auf Mehrertrag durch komplexere Anlagen und Investitionen in Bereichen mit Kapitalmangel.»