«Ernährungssicherheit und Klimaschutz schliessen sich nicht aus»

Eric Pedersen, Head of Responsible Investment bei Nordea Asset Management. (Bild pd)
Eric Pedersen, Head of Responsible Investment bei Nordea Asset Management. (Bild pd)

«Die Lebensmittelindustrie versucht, nachhaltiger zu werden. Noch bleibt aber viel zu tun und auch Investoren sollten ihren Teil beitragen», erläutert Eric Pedersen, Head of Responsible Investment bei Nordea Asset Management.

27.08.2024, 14:07 Uhr
Aktien | Anlagestrategie | Nachhaltigkeit

Die globale Lebensmittelindustrie ist laut dem Experten ein gigantisches, ressourcenintensives und «beängstigend komplexes System» von Farmen, Fabriken, Herstellern und Lieferketten. Rund 30 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen lassen sich auf die Lebensmittelindustrie zurückführen.

Die Agrarindustrie ist zudem für 70 Prozent des Süsswasserverbrauchs verantwortlich. Um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, muss die landwirtschaftliche Produktion nach Angaben der Weltbank bis 2050 um 50 Prozent ansteigen. Und das sollte bei einem geringeren Ressourcenverbrauch erreicht werden, wie das Oxford Future of Food-Programm betont. Denn die aktuellen Produktionsmethoden verursachen Umweltschäden und stehen nicht in Einklang mit nachhaltiger Ernährungssicherheit. Das sind für Pedersen «unappetitliche Herausforderungen».

System muss neugedacht werden

«Glücklicherweise wenden Regierungen und Lebensmittelproduzenten bereits heute eine Reihe von Strategien an, um die Nachhaltigkeit des weltweiten Ernährungssystems zu erhöhen. Dazu zählen eine strengere Sorgfaltspflicht in der Lieferkette, einen reduzierten Einsatz von Pestiziden und Investitionen in eine nachhaltige Düngemittelproduktion», schreibt er.

Die Umsetzung dieser Massnahmen bedürfe unter anderem Unterstützung von Akteuren aus der Politik. Aber auch Investoren könnten etwas bewirken. Der gezielte Einsatz von Kapital könne eine wichtige Rolle bei der Ausrüstung, Stärkung und Erweiterung der nachhaltigen Lebensmittelproduktion der Zukunft und bei der Neuausrichtung ganzer Volkswirtschaften spielen – und damit zu einer verbesserten Ernährungssicherheit beitragen.

Neben der Kapitalzuweisung an junge Unternehmen, die aufregende neue Technologien entwickelten und einsetzen, könnten Investoren etablierten Lebensmittelherstellern helfen, bestehende Richtlinien und Herstellungstechniken anzupassen.

Ältere Lebensmittellieferanten sehen sich laut dem Experten mit einer ähnlichen Situation konfrontiert wie etablierte Unternehmen in der Energieindustrie: «Ihre Geschäftsmodelle sind in vielen Fällen nicht mit kohlenstoffarmen Wirtschaftssystemen vereinbar, von denen wir heute wissen, dass sie so wichtig sind. Institutionelle und private Investoren haben hier konkrete Macht: Sie können diejenigen Unternehmen belohnen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, und bei denjenigen, die nicht Teil der Lösung sind, auf ein strategisches Umdenken hinwirken oder das investierte Kapital abziehen.»

Nestlé macht grosse Fortschritte

Ein gutes Beispiel dafür sei Nestlé. Das weltweit grösste Lebensmittel- und Getränkeunternehmen mit mehr als 2000 Marken im Portfolio sieht sich mit ökologischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen beispielsweise Entwaldungsrisiken, die mit der anhaltenden landwirtschaftlichen Expansion verbunden sind.

Um diese Probleme anzugehen, sei die regenerative Landwirtschaft zu einem Eckpfeiler der Netto-Null-Strategie des Unternehmens geworden. Im Rahmen dieser Ausrichtung arbeitet Nestlé an der Umstellung seiner derzeitigen landwirtschaftlichen Praktiken, um die Transparenz in den Lieferketten zu erhöhen, die biologische Vielfalt zu fördern, die Bodengesundheit zu verbessern und gleichzeitig die langfristige Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Unter anderem hat Nestlé ehrgeizige Ziele bei der Rohstoffbeschaffung und setzt dabei auf Landwirte, die regenerative Praktiken anwenden. Darüber hinaus hat Nestlé in den letzten sechs Jahren erhebliche Fortschritte bei der Lieferkettentransparenz gemacht. Inhaltsstoffe wie Palmöl, Zucker und Soja, die oft mit Entwaldung in Verbindung stehen, waren im Jahr 2023 zu 97,9 Prozent rückverfolgbar.

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