Energiewende in Zeiten eines Ölpreises unter 100 Dollar pro Barrel

Zwischen August 2014 und Juni 2015 hat sich der Ölpreis nahezu halbiert. Damit ist Öl als Energieträger deutlich wettbewerbsfähiger geworden, was den weiteren Vormarsch erneuerbarer Energien bremsen könnte. Der neue Sustainable Investment Focus der Bank J. Safra Sarasin erläutert, warum niedrigere Ölpreise die Dynamik der Energiewende (zulasten erneuerbarer Energien) sowie im Transportsektor (zulasten von Elektrofahrzeugen) verändern können und was dies für Investoren bedeutet.

23.07.2015, 14:56 Uhr
Alternatives

Wettbewerbsfähigkeit ist die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg, und der Energiesektor bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Ob Strom mithilfe fossiler Brennstoffe, Wind oder der Sonne produziert wird, hängt im Wesentlichen von den zu erwartenden Anlagerenditen ab. Zwischen August 2014 und Juni 2015 hat sich der Ölpreis nahezu halbiert. Damit ist Öl als Energieträger deutlich wettbewerbsfähiger geworden, was den weiteren Vormarsch erneuerbarer Energien bremsen könnte. Darüber hinaus beeinflusst der niedrigere Ölpreis die Kauf- und Anlageentscheide der Verbraucher und schafft Anreize für klimaschädliches Verhalten. So dürften etwa die Kosten zum Betanken eines konventionellen Fahrzeugs auf absehbare Zeit deutlich niedriger sein. Dies hätte negative Folgen für die Verkaufszahlen neuer effizienterer Fahrzeugmodelle – von Elektroautos ganz zu schweigen. In diesem Bericht erläutern die Bank Safra Sarasin, warum niedrigere Ölpreise die Dynamik der Energiewende (zulasten erneuerbarer Energien) sowie im Transportsektor (zulasten von Elektrofahrzeugen) verändern können und was dies für Investoren bedeutet.

Zusammenfassung
Gemäss dem fünften Sachstandsberichts des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) ist mit 95%iger Wahrscheinlichkeit der Mensch für mehr als die Hälfte des Temperaturanstiegs auf der Erde seit den 1950er Jahren verantwortlich. Gemeint sind hiermit in erster Linie die Aktivitäten des Menschen, die in hohem Masse Treibhausgase erzeugen, d.h. die Stromgewinnung und der Transport. Um dem Klimawandel wirksam zu begegnen, müssen diese beiden Sektoren auf kohlenstoffärmere Treibstoffe umstellen.

  • Was aber hat der Ölpreis mit der Energiewende zu tun? Konfrontiert mit einem rasanten Anstieg der Erdölproduktion in den USA, einer schwachen Nachfrage nach Mineralölprodukten und dem Höhenflug des US- Dollars entschied die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) im Spätsommer des letzten Jahres, die Ölförderung nicht zu drosseln. Damit verabschiedete sich das Ölkartell von seiner Rolle als Ausgleichsproduzent, mit der man bis dato das Ziel verfolgt hatte, den Ölpreis stabil zu halten. Inzwischen konzentriert sich die OPEC darauf, ihren Marktanteil an den Öl- und Erdgasmärkten zu behaupten, weshalb wir wohl für längere Zeit mit Ölpreisen unter 100 USD pro Barrel rechnen können. Die Energieerzeugung aus Öl und Gas ist inzwischen deutlich günstiger geworden. Das könnte den Anreiz für Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien schmälern und so die Anstrengungen zur Begrenzung des Klimawandels konterkarieren.
  • Weltweit werden jedoch nur 5% des Stroms mit Öl erzeugt, da die Stromgewinnung aus Erdgas, Kohle oder Wind wesentlich günstiger ist. Mittelfristig wird die Wettbewerbsfähigkeit von Erdgas gegenüber erneuerbaren Energien zunehmen, da der Erdgaspreis zu einem grossen Teil an den Ölpreis gekoppelt ist. Wie bereits in unserer Publikation «Investitionen in fossile Energieträger – Dunkle Wolken über dem schwarzen Gold» vom Oktober 2014 ausgeführt, glauben wir nach wie vor, dass Erdgas bei der Umstellung auf erneuerbare Energieträger eine wichtige Rolle als Brückentechnologie spielen wird.
  • Öl ist der wichtigste Treibstoff für den Transportsektor. Welche Auswirkungen hat ein niedrigerer Ölpreis auf die Entwicklung von effizienten Fahrzeugen? Da eines der wichtigsten Argumente für deren Kauf die Reduzierung der Treibstoffkosten ist, stellt der niedrigere Ölpreis insbesondere für die Verbreitung von Elektroautos eine Gefahr dar.
  • Unsere Einschätzung zu fossilen Brennstoffen bleibt insgesamt unverändert. Der Ansatz der Bank J. Safra Sarasin besteht (1.) in einer strategischen Untergewichtung des Öl- und Gassektors und einer entsprechenden Reduktion des CO2-Exposures, (2.) in der Auswahl von Unternehmen gemäss einem auf strengen Nachhaltigkeitskriterien (ESG) basierenden Best- in-Class-Ansatzes und (3.) im aktiven Austausch mit dem Topmanagement und der Erörterung von Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit. Zudem bevorzugen wir Erdgas vor Kohle und Öl in unseren Portfolios.

Hier geht's zur vollständigen Studie.

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