03.10.2019, 05:00 Uhr
Die beiden Neuzgänge bei der SYZ werden ein breites Spektrum lokaler Kunden aus Genf bzw. Lugano betreuen. Damit setzt die Bank ihre Strategie fort, die Aktivitäten in der Schweiz auszubauen, um den sich wandelnden...
Märkte sind einfach gestrickt: Sie konzentrieren sich zu jedem Zeitpunkt auf ein, zwei Themen. 2015 war es China, 2016 Brexit und 2018 werden es die Zentralbanken sein. Dieser Meinung ist Hartwig Kos, Co-Head Multi Asset und Vice-CIO bei SYZ Asset Management.
Institutionen wie das Fed in den USA und die EZB in Europa sind sich bewusst: Sie müssen die Zinsen erhöhen und Liquidität reduzieren. Im Fokus der Aufmerksamkeit steht die US-Zentralbank, die den Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik bereits eingeleitet hat und die Bilanz wieder reduzieren will. Spannend wird es da bereits im Dezember, wenn das Fed zum nächsten Mal berät. Hartwig Kos denkt, dass wir im Dezember einen weiteren Zinsschritt der US-Notenbank sehen werden.
Zugleich besteht aber auch die Chance, meint er, dass das Fed im zweiten Halbjahr 2018 weniger restriktiv vorgeht, als es der Markt erwartet. Mit dem "Quantitative Tapering" betritt das Fed unbekanntes Neuland. Die Notenbank versucht, so behutsam wie möglich vorzugehen, möglichst "Dovish" zu sein. Deshalb hat die Zentralbank immer transparent angekündigt, was sie machen wird, hat regelmässig betont, man wolle nicht zögern und die Geldpolitik zügig straffen. Sie hat sich durch diese Rhetorik zusätzlichen Spielraum geschaffen. So sei sie nun in der Lage, meint Kos, weniger rigide vorzugehen, als es allgemein erwartet wird. Daraus folgert er, dass es nicht zum befürchteten massiven Verkauf in den Bond-Yields kommt.
"Kleinere Firmen dürften profitieren"
Wer im nächsten Jahr in den US-Aktienmarkt investieren will, dem empfiehlt Hartwig Kos nebst den zinssensitiven Banktiteln die Small Caps. Denn gelingt es der Regierung Trump, die angekündigten Steuerreformen durchzusetzen, dürften gerade kleinere Firmen enorm profitieren. Bis jetzt konnte Donald Trump zwar in wichtigen Projekten, etwa in der Gesundheitsreform, nicht mit Umsetzungsstärke glänzen. Jedoch, so argumentiert Kos, hat das die Erwartungen der Märkte gerade beim Thema Steuerreform soweit gedämpft, dass Trump auch mit kleineren Erfolgen die Märkte positiv zu überraschen vermag.
Vorsicht sei hingegen angebracht bei Alphabet, Apple, Facebook und Co.: Die US-Technologiefirmen konnten zwar ansehnliche Profite bekanntgeben. Aber mittlerweile ist fast jeder in den Titeln investiert, es wird für die Firmen immer schwieriger, die Erwartungen der Märkte weiter zu erfüllen. Dabei frage man sich wohl: Sind es nicht gerade die Technologiefirmen, die von einer möglichen Steuerreform enorm profitierten? Die Silicon-Valley-Konzerne konnten in den vergangenen Jahren ihre Gewinne im steuergünstigen Ausland parkieren. Beobachter argumentieren, bei einer Steuerreform würden diese Firmen die Gelder zurück in die USA holen und ihre Aktionäre über Rückkaufprogramme beglücken. Hartwig Kos möchte dem dagegenhalten: Es sind derzeit klar die kleineren US-Firmen, die unter der hohen Steuerlast leiden. Sie zahlen im internationalen Vergleich einen sehr hohen Grenzsteuersatz. Im Gegensatz zu den Technologiegrosskonzernen haben sie viel weniger die Möglichkeit, Gelder steuergünstig im Ausland zu halten. Kommt die Steuerreform, sind die Small Caps die grossen Nutzniesser.
Fremdwährungsanleihen statt Hochzinsanleihen
Auch wenn die Amerikaner weiter auf die Steuerreform warten müssten, ist für den Experten klar: Der US-Dollar wird sich in den nächsten sechs bis acht Monaten stabilisieren. Mit einem wieder stärkeren Dollar und höheren Zinsen würden die Emerging Markets 2018 wenig interessant sein. Wer trotzdem investieren will, solle, so Kos auf Fremdwährungsanleihen ausweichen, die eine Art Substitut für Investment Grade Credit in Europe und den USA darstellen. Dabei ist auf eine kurze Duration zu achten, um sich möglichst wenig weiteren Zinsschritten in den USA auszusetzen. Doch warum Fremdwährungsanleihen und nicht etwa Hochzinsanleihen? Diese seien liquider, hätten attraktivere Zinssätze und wiesen teilweise bessere Fundamentaldaten auf als die Hochzinsanleihen.
Hartwig Kos nennt einen weiteren Grund, der für Fremdwährungsanleihen spricht: Sie korrelieren weniger mit dem Wirtschaftswachstum in China als etwa Aktien aus den Emerging Markets. Das sei wichtig. Denn im kommenden Jahr stelle China klar das grösste Risiko für die Anleger dar. Die chinesische Regierung ist sich bewusst, dass sie das Schuldenproblem angehen muss. Ein Schuldenabbau könnte sich negativ auf die Volkswirtschaft auswirken, das Wachstum dämpfen. Lahmt die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, fehlt ein zentraler Impuls in vielen Schwellenländern. Wer in den Emerging Markets in Fremdwährungsanleihen statt Aktien investiert, ist diesem Risiko weniger ausgesetzt.