Sind die Sustainable-Finance-Regeln der EU hilfreich oder hinderlich?

Regulieren ist kein Selbstzweck, auch wenn manchmal dieser Eindruck entsteht. Ziel sind Effizienz und Transparenz, in diesem Fall für Investitionen in nachhaltiges Wachstum. (Bild: Shutterstock.com/Sanook.plc)
Regulieren ist kein Selbstzweck, auch wenn manchmal dieser Eindruck entsteht. Ziel sind Effizienz und Transparenz, in diesem Fall für Investitionen in nachhaltiges Wachstum. (Bild: Shutterstock.com/Sanook.plc)

Es sind vier Jahre her, seit Brüssel den EU-Plan zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstum vorgelegt hat. Vor mehr als einem Jahr trat die erste Phase der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) in Kraft. Und heute? Masja Zandbergen-Albers, Head of Sustainability Integration von Robeco, zieht Bilanz.

26.08.2022, 15:17 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: hf

Es scheint ein guter Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme in punkto Nachhaltigkeitsregulierung zu sein, sagt Masja Zandbergen-Albers. Vor vier Jahren wurde von der Europäischen Kommission der EU-Plan zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstums aufgelegt. Vor mehr als einem Jahr trat die erste Phase der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) der in Kraft. Aktuell befinden wir uns mitten in der Umsetzung der zweiten Phase. Welche Auswirkungen hat EU-Regulierung bislang auf die Asset Management-Branche?

Von der ESG-Integration zu Impact Investing

Die Leiterin Sustainability Integration der niederländischen Fondsgesellschaft Robeco, beginnt ihre Bestandesaufnahme mit den positiven Aspekten. In den letzten Jahren ist bei vielen Asset Managern eine ESG-Integration erfolgt aus vorwiegend finanziellen Erwägungen, wie sie kritisch anmerkt.

"Der Charakter von Anlagebeschränkungen im Hinblick auf ESG, CO2 und andere Nachhaltigkeitsaspekte wurde den Kunden gegenüber zwar kommuniziert. Jedoch wurden sie häufig nicht in die offizielle Fondsdokumentation und in die Investmentvereinbarungen aufgenommen", erklärt sie. Die Regulierung stelle sicher, dass Asset Manager auch tatsächlich umsetzen und in die rechtliche Dokumentation aufnehmen, was sie zu tun behaupten.

Wenn ein Aspekt in ein rechtliches Dokument aufgenommen wird, wird er innerhalb der Organisation genau kontrolliert. Demnach hat die Regulierung die Integration von ESG-bezogenen Informationen in Daten und in die IT-Architektur, in Handelssysteme sowie beim Risikomanagement und bei Compliance-Prozessen beschleunigt. "Endlich werden Informationen in Bezug auf Nachhaltigkeit ernst genommen", hält sie fest.

Nach wie vor keine klare Definition

Es sei zwar eine clevere Idee zu definieren, welche wirtschaftlichen Aktivitäten zu bestimmten Nachhaltigkeitszielen beitragen. Und die Green Taxonomy der EU sowie die Indikatoren für Pricopal Advrese Impacts schienen wohldefiniert und sinnvoll zu sein. Allerdings sind derzeit weniger als 5% der wirtschaftlichen Aktivitäten in der Taxonomie definiert. Ausserdem fehlen entweder Daten zu diesen Elementen oder sie sind von geringer Qualität.

Was die übrigen Regulierungselemente betrifft, zum Beispiel gute Unternehmensführung, nachhaltige Investments und die Vermeidung wesentlicher Beeinträchtigungen in Kombination mit sozialen Schutzmassnahmen, verfolgten alle ihren eigenen Ansatz. Daher werde der Endanleger weiterhin Äpfel mit Birnen vergleichen müssen, bis die Definitionen einheitlicher werden.

Ein Balanceakt

Wichtig sei ein weiterer Aspekt, sagt die Fachfrau für Sustainability-Integration: Eine Anlagestrategie mit Blick die Aspekte Umwelt und Gesellschaft (Art. 8) oder ihre Ausrichtung auf ein Nachhaltigkeitsziel (Art. 9) als vorteilhaft zu bezeichnen bedeute, dass zu zahlreichen Aspekten berichtet werden müsse, zum Beispiel gute Unternehmensführung, nachhaltige Investments, Principal Adverse Impacts und Taxonomie-Ausrichtung. Wenn man zu diesen Elementen oder Teilen davon nicht nur berichten, sondern auch steuern wolle, muss man eine Reihe von Restriktionen auf sein Anlageuniversum anwenden.

Robeco-Kunden entschieden sich für das niederländische Finanzhaus nicht nur aufgrund des überzeugenden Angebots im Bereich Sustainable Investing, sondern auch auf Basis des Anlageerfolgs, fährt sie fort. "Der Schlüssel liegt hier also darin, eine Balance hinsichtlich aller Aspekte zu finden, welche die Regulierung von uns verlangt. Außerdem müssen wir sicherstellen, dass unsere Entscheidungen genügend finanziellen Mehrwert für unsere Kunden schaffen."

Regulierung kann hilfreich sein, ist aber nicht das Ziel

Nicht zuletzt sei sicherzustellen, dass die Umsetzung dieser umfangreichen Regulierung einen nicht davon abhalte, nachhaltiges Wachstum zu finanzieren, was der effektive Zweck der Vorschriften sei. "Für uns bedeutet dies, auf nachhaltige und finanziell sinnvolle Weise in Assets anzulegen sowie ein engagierter und aktiver Eigentümer der Emittenten zu sein, in die wir investieren."

Die rechtlichen Vorschriften verlangen umfangreiche Nachweise von Asset Managern, Sustainable Investing tatsächlich in ihrem gesamten Geschäft umzusetzen. Das Bereitstellen aller möglichen Angaben und das Ausfüllen von Formularen dürfe nicht vom eigentlichen Ziel ablenken. "Wir müssen weiterhin Research betreiben, mit innovativen Anlagelösungen aufwarten, ein partnerschaftliches Verhältnis mit Kunden, Konkurrenten, NGOs und Forschern pflegen sowie den Wandel vorantreiben", schliesst Masja Zandbergen-Albers.

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