12.11.2024, 09:45 Uhr
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Die Auswirkungen der Covid-19-Krise werden bei Banken wahrscheinlich zu einem Anstieg der faulen Kredite führen. Sie können zu einer Qual werden, wenn sie nicht effektiv angegangen werden. Nicolas Roth von Reyl geht auf drei Schlüsselelemente ein, die wesentlich für die Beschleunigung der NPL-Abwicklungen sind. sind NPLs ein sehr komplexes Thema für Banken und können zu einer Qual werden, wenn sie nicht effektiv angegangen werden.
Notleidende Kredite (Non-Performing Loans, NPL) sind ein integraler Bestandteil des Kreditvergabezyklus. Während einer Expansionsphase vergeben die Banken mehr Kredite und lockern die Kreditbedingungen. Wenn sich der Zyklus dreht, wird ein Teil dieser Kredite notleidend oder fällt aus. "NPLs sind immer eine schlechte Nachricht für Banken: Sie verbrauchen Kapital, Zeit und Ressourcen und gelten somit als schlechtes Omen für die Realwirtschaft", sagt Nicolas Roth, Head of Alternative Assets bei Reyl.
Banken, die mit grossen Beständen an notleidenden Krediten belastet sind, reduzieren in der Folge ihre Kreditvergabe. NPLs werden zu einer direkten Bedrohung für das Wirtschaftswachstum und der Finanzstabilität. "Die Auswirkungen der Covid-19-Krise werden wahrscheinlich zu einem Anstieg von Insolvenzen und Konkursen führen, was wiederum zu einem Anstieg der faulen Kredite führt", folgert der Experte. Die Europäische Kommission (EC) und die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) seien sich bewusst, wie wichtig ein angemessener Rahmen und eine koordinierte Reaktion sind, um dieses aufkommende Problem zu bewältigen.
Wie Roth weiter ausführt, sind NPLs ein sehr komplexes Thema für Banken und können zu einer Qual werden, wenn sie nicht effektiv angegangen werden. Erstens seien die Banken operativ nicht ausreichend organisiert, um mit NPLs umzugehen, da die Serviceleistungen für Pools von notleidenden Krediten spezielle Tools und Fähigkeiten erfordern. Deshalb existieren spezielle Dienstleistungsplattformen. Darüber hinaus stellt die Preisgestaltung von NPL-Portfolios aufgrund der hohen An- und Verkauf-Spannen ein grosses Hindernis für den Verkauf auf dem Sekundärmarkt dar. Banken, die nicht aggressiv Risikovorsorge getroffen haben, haben daher wenig Anreiz, als Verkäufer aufzutreten. Das Vorhandensein einer signifikanten Spanne ergibt sich vor allem aus den ursprünglichen Annahmen, den Erholungsszenarien, der Informationsasymmetrie und den Kapitalkosten für den Käufer.
Mitte Dezember stellte die EC einen Plan zur Lösung der genannten Probleme vor, wobei die EBA bereits ihre volle Unterstützung für den Vorschlag der Kommission zum Ausdruck gebracht hat. Der Plan konzentriert sich auf drei Schlüsselelemente, die als wesentlich für die Beschleunigung von NPL-Abwicklungen angesehen werden.
Schaffung von Sekundärmärkten: Erstens empfiehlt die Kommission laut dem Head of Alternative Assets die Stärkung und Unterstützung der Schaffung von Sekundärmärkten für NPLs. Da Sekundärmarkttransaktionen für Banken in der Regel der einfachste Weg sind, ihren Bestand an notleidenden Krediten loszuwerden, sei die Existenz eines robusten und transparenten Sekundärmarktes von entscheidender Bedeutung. Dies nicht nur für Banken, die als Verkäufer auftreten, sondern auch für Käufer, die mit grösserem Vertrauen investieren wollen. Dies erfordere die Standardisierung der verfügbaren Daten, die Vergleiche ermöglichen, Nachhandelsinformationen, die Transparenz schaffen, sowie Ausführungsstandards, die neue Marktteilnehmer anziehen, um den Bieterwettbewerb zu verbessern.
Schaffung von "Bad Banks": Die zweite Säule unterstützt die Schaffung von Asset Management Companies (AMCs), auch bekannt als "Bad Banks". AMCs sind ein effektives Instrument, um Banken von faulen Krediten zu befreien. "In Europa gab es im letzten Jahrzehnt zwei sehr erfolgreiche AMC-Interventionen mit NAMA in Irland und SAREB in Spanien", so Roth. Aufgrund der unterschiedlichen Insolvenzgesetze und Rechtsprechungen in Europa ist die Einführung eines AMC immer eine nationale Initiative.
Andrea Enria, Vorsitzender des Aufsichtsgremiums der EZB, schlug vor, dass Europa durch die Schaffung eines Netzwerks von AMCs über einen "gemeinsamen Finanzierungsmechanismus und eine harmonisierte Preisgestaltung" noch weiter gehen könnte. "In der Tat scheint die Idee einer stärkeren Zusammenarbeit innerhalb der Mitgliedsstaaten, die sich mit NPLs befassen, europaweit an Dynamik zu gewinnen. Sie steht aber noch vor vielen Hürden. Bevor eine harmonisierte Finanzierung Realität wird, ermöglicht die Schaffung eines Netzwerks von AMCs das Potenzial für mögliche Synergien, den Austausch von Best Practices und die Standardisierung von Daten", meint Roth.
Insolvenzrahmen angleichen: Schliesslich schlägt die Kommission vor, die Insolvenzrahmen in der gesamten EU anzugleichen - entweder durch einen legislativen oder nicht-legislativen Prozess. Obwohl dieser Prozess langfristig wichtig erscheine, sei es sehr wahrscheinlich, dass sich die EBA kurzfristig auf die ersten beiden Vorschläge der Kommission konzentrieren werde, sagt der Experte. Dies wenn das Ziel darin bestehe, die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Krise so schnell wie möglich zu bewältigen. Keiner dieser Vorschläge schliesse sich gegenseitig aus: Ein Beispiel für einen starken Sekundärmarkt existiert derzeit in Griechenland, und die griechische Regierung diskutiert bereits die Schaffung eines AMC.
"Im Gegensatz zu den meisten Krisen hat der NPL-Zyklus aufgrund der Trägheit der kreditbezogenen Verluste eine gewisse Vorhersagbarkeit. Die Erholung von der Covid-19-Krise wird zweifellos sowohl von den fiskalischen und geldpolitischen Massnahmen abhängen als auch davon, wie erfolgreich die Banken mit ihren faulen Krediten umgehen. Für die Banken ist es jetzt an der Zeit, realistische Annahmen über Kreditverluste zu treffen und sich auf einen Anstieg der NPL vorzubereiten. Es ist entscheidend vorauszuplanen, solange noch Zeit ist", betont Roth.