Lateinamerika trotzt der Krise und bleibt auf Kurs

03.09.2009, 11:56 Uhr

Lateinamerika hat die globale Wirtschaftskrise besser überstanden als viele andere Regionen der Welt. Zu dieser Einschätzung kommt Robert Nemr, der für die Fondsgesellschaft Nordea den Latin American Equity Fund verwaltet.

Die Wirtschaft sei nur kurz und vergleichsweise wenig geschrumpft. "Die Wirtschaftspolitik der vergangenen 15 Jahre hat dazu beigetragen, dass die Staaten das erste Mal in der Geschichte in der Lage waren, antizyklische Maßnahmen durchzuführen ohne die langfristigen Wachstumsperspektiven zu verschlechtern", erklärt Nemr in einem aktuellen Marktkommentar.

Die Krise habe Lateinamerika vor allem an drei Punkten getroffen: Zum einen sank die Exportnachfrage im Bereich Industrieerzeugnisse, zum anderen brach das heimische Verbrauchervertrauen mit der höheren Angst vor Arbeitslosigkeit ein. Außerdem wurden durch die Krise zahlreiche geplante Investitionen in der Region verschoben. Dass der Abschwung dennoch relativ schwach war, erklärt Nemr mit den erfolgreichen antizyklischen Maßnahmen der einzelnen Länder: "Chile beispielsweise zapfte den eigenen Staatsfonds an, um Investitionen in Infrastruktur-Projekte anzuschieben, die einen Gesamtwert von rund 1,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes haben", erklärt Nemr. "Brasilien hingegen änderte die Bilanzregeln für Banken um die Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität zu verbessern, und senkte die Abgabenlast um arbeitsintensive Sektoren zu stützen." Die Maßnahmen zeigten Wirkung: So überholte Brasilien in diesem Jahr Japan erstmals bei den Pkw-Neuzulassungen (per 31. Juli 2009) und ist damit der viertgrößte Pkw-Markt der Welt.

Wegen der erfolgreichen Konjunkturmaßnahmen zählen Brasilien, aber auch Chile und Peru für den Fondsmanager zu den bevorzugten Investmentzielen in der Region. Kolumbien und Mexiko hingegen habe der Fonds untergewichtet, so Nemr. So leide Mexiko immer noch unter den Folgen des starken Ölpreisverfalls Ende 2008. "Mexikos Staatshaushalt ist weniger handlungsfähig, außerdem trifft die schwache US-Nachfrage etwa nach Automobilen und anderen Erzeugnissen die Exportwirtschaft Mexikos besonders stark", erklärt Nemr.

Mit Blick auf einzelne Sektoren bleibt der Experte derzeit bei den Bereichen Grundstoffe, Energie und Industrie zurückhaltend, während er Werte aus der Konsumgüterbranche sowie von Versorgern favorisiert. "Aktuell spielen wir eher die defensive heimische Karte. Wir erwarten, dass mittelfristig das Binnenwachstum in der Region das globale Wachstum übertreffen wird", so Nemr. Bei Investments im Rohstoff-Sektor bleibt Nemr vorsichtig: "Das Segment scheint den Fundamentaldaten schon etwas vorausgelaufen zu sein." Ausnahmen seien die Aktien des Ölkonzerns Petrobras und des Stahlkonzerns Usiminas. Die Einnahmen von Petrobras hingen nicht so stark vom internationalen Ölpreis ab und die Wachstumsaussichten seien aufgrund der großen Rohstoffreserven des Unternehmens großartig. Usiminas hingegen ist fokussiert auf die inländische Nachfrage - vor allem aus der Automobilindustrie in Brasilien - und biete von daher Chancen.

Nordea 1 - Latin American Equity Fund

ISIN: LU0309468808

Manager: Itaú Unibanco Asset Management

Auflagedatum: 1. August 2007

Basiswährung: EUR

Managementgebühr: 1,85 % p. a.

Ausgabeaufschlag: max. 5 %

Fondsvolumen: 53,99 Mio. EUR (Stand: 31.07.2009)

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