06.12.2019, 13:00 Uhr
Chris Mahoney, Portfoliomanager, der Merian Gold & Silver Fund, Merian Global Investors, spricht im Interview über die Attraktivität von Silber und die Rolle von Gold im aktuellen Tiefzinsumfeld.
Die US-Regierung wirft China Währungsmanipulation vor, um sich damit unfaire Vorteile im internationalen Wettbewerb zu sichern. Der Handelskonflikt hatte am Montag zu grossen Kurseinbussen an den Finanzmärkten geführt.
Der Handelskrieg zwischen den USA und China eskaliert weiter. Am Montagmorgen hat die chinesische Währung die als psychologisch wichtig betrachtete Schwelle von 7 Yuan pro Dollar durchbrochen. Diese Marke galt unter Experten lange Zeit als vermeintlich "rote Linie", die die chinesische Notenbank nicht überschreiten werde. Dass sie es jetzt doch zugelassen hat, rief Befürchtungen hervor, China könne den Wechselkurs zur Waffe im Handelskrieg mit den USA nutzen. Über die Abwertung der Währung hinaus erklärte China, keine Agrargüter mehr aus den USA zu importieren.
Zuletzt hatte der Wechselkurs zwischen Yuan und Dollar im Mai 2008 während der Finanz- und Wirtschaftskrise die Marke von 7 Yuan pro Dollar überstiegen. Bereits vergangene Woche hatte die chinesische Währung 0,9 Prozent im Handel auf dem chinesischen Festland nachgegeben, nachdem der amerikanische Präsident Donald Trump angekündigt hatte, vom 1. September an auf chinesische Einfuhren mit einem Wert von 300 Milliarden Dollar 10 Prozent Zölle zu erheben,
Trump twitterte am Montag, die Abwertung der chinesischen Währung sei ein schwerwiegender Verstoss, eine Währungsmanipulation. Er warnte zudem, die Zölle auf chinesische Importe könnten jederzeit erhöht werden. Das US-Finanzministerium forderte Peking am Montagabend auf, alle Währungsgeschäfte künftig mit grösserer Transparenz und Fairness durchzuführen. Finanzminister Steven Mnuchin werde in der Sache Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds einleiten, hiess es in Washington weiter.
Zur allgemeinen Beruhigung der Lage an den Finanzmärkten legte die chinesische Zentralbank den Mittelkurs des Yuan am Dienstag etwas höher fest. Zudem kündigte sie an, dem Yuan-Markt durch Wertpapierverkäufe Liquidität zu entziehen, wie die Nachrichtenagentur AWP berichtet. Dies dürfte die chinesische Währung ebenfalls stützen.
Der Handelskonflikt hatte am Montag zu grossen Kurseinbussen an den Finanzmärkten geführt. Viele Investoren befürchteten, dass Politiker der beiden Länder mit immer neuen Gegenmassnahmen reagieren würden - und damit das Wachstum der Weltwirtschaft abwürgen könnten. "Wie in der letzten Periode der Besorgnis über die chinesische Währung im Jahr 2015 haben die Märkte negativ reagiert. Risikoaktiva wurden verkauft, dafür erholten sich sichere Häfen wie Staatsanleihen und der japanische Yen", stellen die Experten Keith Wade und Craig Botham von Schroders fest.
Die Wall Street verzeichnete einen der schlechtesten Handelstage des Jahres. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial schloss rund 3 Prozent niedriger bei 25 717 Punkten, der Nasdaq-Index verlor fast 3,5 Prozent und schloss bei 7 726 Punkte. In Asien und Europa hatten die die Märkte am Montag ebenfalls nachgegeben - der deutsche Leitindex Dax verlor 1,80 Prozent, der Euro-Stoxx50-Index schloss mit 1,9% im Minus. Der Swiss Market Index verlor 2,1%. Der Goldpreis stieg am Montag auf ein neues Sechsjahreshoch. Gold gilt traditionell als Krisenschutz, der in unsicheren Zeiten verstärkt nachgefragt wird.
"Indem China die Währung schwächt, wird der Druck auf den Welthandel erhöht", sagt Nick Wall, Co-Manager des Merian Strategic Absolute Return Bond Fund von Merian Global Investors. Das bringe erhebliche Konsequenzen mit sich, am offensichtlichsten das Scheitern eines Handelsabkommens in naher Zukunft. Zweitens schade die Stärkung des Dollars wiederum der restlichen Welt, die einen erheblichen Anteil in der Reservewährung aufgenommen habe – zumal die Gefahr einer weiteren Dollarverknappung und einer stärkeren Volatilität der Wechselkurse inzwischen recht hoch seien, so Wall. Drittens nehme die Deflation die US-Notenbank noch stärker in die Pflicht, ihre Politik zu lockern und den Dollar zu schwächen. "Die Zinskurve, der Handel und der Dollar sollten die wichtigsten Kennzahlen für die Fed sein und nicht inländische Daten. Zinssenkungen über 60 Basispunkte bis Jahresende werden meines Erachtens nicht ausreichen", sagt Wall.
"Neben einem stärkeren US-Dollar könnte ein solches Umfeld die US-Notenbank durchaus dazu veranlassen, die Zinsen immer schneller und weiter zu senken", meinen auch die Experten von Schroders. "Ein solcher Schritt mag dem Präsidenten gefallen, und doch, obwohl er seine Entscheidung über die Zölle mit einem Tweet rückgängig machen könnte, ist es schwierig, die Schlussfolgerung zu vermeiden, dass er die Reaktion Chinas falsch eingeschätzt hat."