06.12.2019, 13:00 Uhr
Chris Mahoney, Portfoliomanager, der Merian Gold & Silver Fund, Merian Global Investors, spricht im Interview über die Attraktivität von Silber und die Rolle von Gold im aktuellen Tiefzinsumfeld.
Ned Naylor-Leyland, Manager des Old Mutual Gold & Silver Fund, glaubt, dass die Fed noch höchstens eine Zinsanhebung vornehmen wird und dadurch die Edelmetallkurse steigen werden. Nach seiner Prognose wird zudem Silber Gold in diesem oder nächsten Jahr übertreffen.
Warum soll die Kombination aus Positionen in Aktien von Gold- und Silberbergbaugesellschaften und physischen Metallen der beste Anlageansatz sein?
Ned Naylor-Leyland: Anleger mögen die Sicherheit von physischem Metall in Kombination mit der operativen Ausrichtung, welche Bergbauaktien eigen ist. Eine starke Gewichtung in Gold wird auch durch das Alpha ergänzt, das Silber bietet.
Entgegen den Erwartungen der meisten Experten für 2016 ist der Goldpreis bis Mitte März um knapp 20 % in die Höhe geschnellt. Welche Gründe gibt es für den Anstieg?
Der Markt hat seine Einschätzung im Hinblick auf die realen Zinserwartungen geändert. Vier Jahre lang haben die Zentralbanken Zinsanhebungen versprochen, die sie jetzt anscheinend doch nicht liefern können. Das hat die Chancen für Kosten von Goldbesitz im Verhältnis zu Barmitteln und barmittelähnlichen Instrumenten wesentlich geändert.
Woher kommt die aktuelle Nachfrage nach Gold und Silber, wer sind die wichtigsten Käufergruppen?
In den vergangenen 15 Jahren gab es eine starke und zunehmende Nachfrage nach physischem Gold und Silber. Doch der wichtigste kurzfristige Grund für Kursschwankungen liegt im Anleihenmarkt oder im Markt für einzelverwahrtes nicht-physisches Gold und Silber, der ein grosses Engagement erfährt.
Wie sieht Ihre Prognose der US-Zinssätze für 2016 aus? Welche Auswirkungen hat die derzeitige Zinspolitik der US-Notenbank auf die monetären Metallpreise?
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Fed den derzeit von den Märkten erwarteten Zinsanhebungskurs einhalten kann. Nach meinem Dafürhalten wird es dieses Jahr möglicherweise höchstens zu einer weiteren Zinsanhebung kommen. Eine solche Nichteinhaltung des versprochenen Zinsanhebungszyklus würde die Edelmetallkurse steigen lassen.
Wer sind 2016 die grössten Gold- und Silberanbieter?
China und Australien führen die Goldproduktion an, während Mexiko der weltweit grösste primäre Silberproduzent ist, wobei hier berücksichtigt werden muss, dass mindestens 70 % des Gesamtangebots als ein Nebenprodukt eines anderen Metallabbaus auf den Markt kommt.
Kann die Produktion die gestiegene Nachfrage 2016 decken?
Nicht, was Silber betrifft, da der Markt aufgrund des Abbaus von Beständen aus Übertagebau nachhaltig gesättigt ist. Für Gold ergibt sich ein anderes Szenario, da alles Gold, das jemals gefördert und geschürft worden ist, übertage verfügbar ist und zum richtigen Preis geliefert werden kann.
Wo sehen Sie den Goldpreis im Jahr 2020?
Es würde mich wundern, wenn der Goldpreis bis 2020 nicht wesentlich höher ausfallen wird als heute. In einem Umfeld der globalen monetären Systemneuausrichtung, die durchaus realistisch scheint, ist alles möglich.
Wie wird sich Silber 2016 entwickeln?
Silber dürfte Gold in beiden Richtungen übertreffen. Es kann jedoch zu einem Verzögerungseffekt kommen. Daher bleibt abzuwarten, ob dies dieses Jahr eintritt.
Nach einem traditionellen Muster steigt der Goldpreis deutlich an, wenn der Wert des US-Dollar (gegenüber anderen Währungen) sinkt. Hat diese negative Korrelation angesichts der aktuellen Marktbedingungen weiterhin Bestand?
Nein, ich glaube nicht, dass es sich dabei um eine reale Korrelation handelt, eher um eine imaginäre. Als nämlich der US-Dollar 2015 alle anderen Fiatwährungen an die Wand drückte, blieb der Goldpreis stabil. Gold ist tatsächlich ein eigenes Währungspaar und eine eigene Währung.