Zeichen der Stabilisierung in den Emerging Markets

Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management
Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management

Aus der sorgenvollen Phase der vergangenen Monate sind die Finanzmärkte gestärkt hervorgegangen. In den USA steigen die Aktienindizes weiter von Allzeithoch zu Allzeithoch, in Europa brechen sie der Reihe nach langjährige Widerstände mit gutem Schwung. Besonders positiv ist aber, dass inzwischen auch die zuletzt etwas angeschlagenen Emerging Markets wieder den Anschluss an die globale Aktienhausse gefunden haben. Lesen Sie hier den Marktkommentar von Mikio Kumada, LGT Capital Management.

23.10.2013, 11:01 Uhr

Redaktion: dab

Fünf Monate sind seit Beginn der ominösen "Tapering"-Debatte vergangen
Vor ziemlich genau fünf Monaten ging es mit den Spekulationen über die drohende geldpolitische Wende in den USA, bekannt als "Tapering“, los. Am 22. Mai hatte der Vorsitzende der US-Notenbank Ben Bernanke in einer Rede angedeutet, dass die Geldpolitik der "quantitativen Lockerung" in absehbarer Zukunft schrittweise zurückgefahren werden müsse, sofern die Konjunktur dies verkraften könne. Diese Aussage schockierte viele Anleger zunächst.

Schwellenländer wurden kurzfristig besonders stark belastet

In den Schwellenländern brachen im direkten Anschluss an diese "Vorwarnung" Bernankes teilweise sogar panische Verkaufswellen aus, was den seit längerer Zeit ersichtlichen relativen Schwächetrend der Emerging Markets (EM) zusätzlich verstärkte. Mancherorts war sogar wieder die Rede von der Gefahr einer Wiederauflage der "Asienkrise" von 1997. Ende September fügte sich dann der unsägliche Zirkus rund um den US-Haushaltsstreit nahtlos in die Reihe der lärmenden Problemthemen ein. Damit verbunden war natürlich die theoretische Möglichkeit eines technischen Staatsbankrotts der USA.

Es zählt der real existierende Markttrend

Am Ende zählt aber nicht das furchterregendste Schreckensszenario sondern der real existierende Trend. Der S&P 500 notiert heute jedenfalls rund 6% höher als am 22. Mai und der als zyklischer Vorläufer geltende Dow Jones Transportation Index hat sogar 7.8% zugelegt. Euroraum-Aktien brachten es auf Basis der MSCI Indizes auf ein Plus von 8.1%, angeführt von anhaltenden Rallyes in Italien (10%), Spanien (22%) und Griechenland (32%). Der Weltindex (Industrieländer) ist um 4.7% gestiegen. Genau genommen hat seit Beginn der "Tapering"-Debatte nur Japans Börse einen Verlust ausgewiesen – von 4.9%. Allerdings hatte Japan in den vorangegangenen fünf Monaten mit einem Plus von 56% alle anderen Märkte um ein Vielfaches übertrumpft.

Globales Bild hat sich weiter aufgehellt

Dass die Hausse in den entwickelten Märkten intakt bleiben dürfte stand aus technischer Sicht allerdings nie wirklich in Frage. Auch aus fundamentalen Gründen sprach nichts dagegen, wie wir an dieser Stelle mehrmals festhielten. Im Laufe der vergangenen Wochen ist jedoch ein weiteres positives Element dazugekommen: Jetzt nehmen nämlich auch die Schwellenländer zunehmend am globalen Aufwärtstrend teil. So hat der MSCI EM Index inzwischen die jüngsten Verluste wettgewacht und notiert immerhin 2.7% über dem Niveau vom 22. Mai (die EM waren im Mai und Juni um rund 10% eingebrochen). Der Index für Asien-Pazifik ohne Japan ist ebenfalls um 2.7% gestiegen.

Schwellenländer nehmen wieder stärker an der Hausse teil

Damit ist aber noch nicht gesagt, dass die Aktienmärkte der Schwellenländer und in Asien-Pazifik auch wieder besser laufen werden als jene der Industrieländer. Im relativen Trend überzeugt die seit Juli verbesserte Kursentwicklung der Emerging Markets- und Asien-Pazifik-Indizes noch nicht. Dennoch dürften inzwischen einige dieser Märkte ihre langfristigen Aufwärtstrends wieder aufgenommen haben (z.B. Südkorea, Taiwan) oder zumindest erste ernstzunehmende Versuche einer Stabilisierung durchleben (z.B. Brasilien, China). So bleibt im Falle der Schwellenländer und Asiens insgesamt noch etwas Vorsicht ratsam, insbesondere im Hinblick auf die Gewichtung gegenüber den Industrieländern (wir bleiben noch taktisch untergewichtet). Im absoluten Sinn ist die Aktienhausse aus technischer Sicht jetzt jedoch auch in den Emerging Markets und Asien-Pazifik-ex-Japan "bestätigt" worden – was eine deutliche Aufhellung gegenüber der Situation vor fünf Monaten darstellt.

Emerging Markets: Bestätigung der Hausse im absoluten Bild

Die erste Grafik zeigt die absolute Performance (Kursentwicklung plus reinvestierte Dividenden) der MSCI-Indizes für die Schwellenländer und Asien-Pazifik ohne Japan. Zum Zwecke der verbesserten optischen Darstellungen zeigen wir beide Indizes beginnend per 4. Januar 2001. Beide Indizes haben wie viele ihrer amerikanischen Pendants in den letzten Tagen nicht nur die Stände vom 22. Mai 2013 (Beginn der "Tapering"-Debatte) sondern auch neue historische Rekorde erklommen. Damit bestätigen auch diese Märkte, dass sie sich grundsätzlich in der Hausse befinden (das Erreichen eines neues Hochs gilt in der Regel als ein sehr positives technischen Zeichen). Im Fazit dürfte aus absoluter Sicht die diesjährige die Konsolidierungsphase dieser Märkte dürfte nun abgeschlossen sein. Noch vor wenigen Monaten sah das Bild für diese Märkte weniger positiv aus.

Emerging Markets: Stabilisierung im relativen Trendbild

Die zweite Grafik zeigt die relative Performance ebendieser Indizes gegenüber dem MSCI-Weltindex für die entwickelten Märkte. Ein fallender Trend bedeutet, dass der Weltindex eine bessere Performance ausweist als der angezeigte Index und umgekehrt. In diesem relativen Bild ist der seit Herbst 2010 moderate Abwärtstrend der Schwellenländer und Asiens sowie deren deutlicher ausgeprägte Unterperformance seit Dezember 2012 ersichtlich. Seit August haben sich beide Indizes relativ zum Weltindex etwas erholt. Das Gesamtbild ist aber im Vergleich zum absoluten Bild in der ersten Grafik noch nicht überzeugend. Der mittelfristige Abwärtstrend könnte hier noch etwas andauern. Das wahrscheinlichste Szenario im relativen Bereich ist derzeit eine Phase der Bodenbildung für diese "Wachstumsmärkte" in den kommenden Wochen oder Monaten.


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