24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Seit Mitte Januar hat die Nervosität an den internationalen Finanzmärkten deutlich zugenommen. Nicht nur die globalen Aktienmärkte mussten deutliche Kursverluste verzeichnen, sondern insbesondere auch die breite Palette an Schwellenländer-Anlagen. Eine eigentliche "Emerging Markets-Krise" vergleichbar etwa mit der Asienkrise sieht der LGT Experte derzeit zwar nicht. Anleger sollten aber vorerst weiterhin vorsichtig bleiben.
2013 war kein gutes Jahr für Schwellenländer-Anlagen. Während die "aufstrebenden Aktienmärkte" ihren grossen Geschwistern aus den entwickelten Ländern bereits seit Jahresbeginn nachhinkten, kamen mit der Ankündigung der US-Fed, sie werde den Fuss zwar langsam aber doch kontinuierlich vom geldpolitischen Gaspedal nehmen, auch die anderen EM-Anlagen zunehmend unter Druck. Dieser verstärkte sich im neuen Jahr noch einmal, nachdem eine Reihe negativer Nachrichten aus verschiedenen Schwellenländern zusammenkam (hohe politische Unsicherheit in der Ukraine, Korruptionsskandal in der Türkei, Abwertung des Argentinischen Peso und enttäuschende Wirtschaftsdaten in China). Besonders gelitten haben die Währungen der Länder mit Leistungsbilanzdefizit, zu denen neben der Türkei, Südafrika, Brasilien und Indien jüngst auch die unter schwachen Commodity-Preisen leidenden Rohstoffexporteure wie Indonesien, Chile oder Kolumbien gehören.
Wo drückt der Schuh?
Seit der Finanzkrise war die ausserordentlich lockere Geldpolitik der Industrieländer treibender Faktor hinter den Kapitalflüssen in die Schwellenländer. Dabei wurden manche Länder vom monetären Tsunami regelrecht überrollt. Die Kehrseite ist, dass sich dieses Kapital so rasch verflüchtigen kann, wie es zugeflossen ist. So hat nun die Aussicht auf geldpolitische Schubumkehr bei der US-Fed das Vorzeichen der Kapitalflüsse umkehren lassen. Aber nicht nur deswegen haben Anleger in den vergangenen Wochen im Rekordtempo Kapital abgezogen auch hat die Angst vor einer breiten Krise in den Schwellenländern zu einer weiteren Eintrübung der bereits negativen Marktstimmung geführt. Mit ein Grund hierfür war auch die Sorge um Turbulenzen am chinesischen Banken- und Kapitalmarkt, wo ein grosses, geldmarktähnliches Anlageprodukt auszufallen drohte.
Unter der negativen Marktstimmung leiden nicht nur die Währungen und Anlagepreise, sondern auch die Realwirtschaft mancher Länder. Denn erstens erhöhen die schwachen Währungen via teurere Importpreise (insbesondere für Energie) den Inflationsdruck. Zur Stärkung ihrer Glaubwürdigkeit und zur Stützung ihrer Währungen mussten einige Zentralbanken daher reagieren und ihre Zinsen erhöhen allen voran die Türkische Zentralbank, die ihr seit 2010 andauerndes geldpolitisches Experiment beendet, ihre Zinspolitik stark vereinfacht und die Leitzinsen deutlich angezogen hat. Mit den Kapitalabflüssen und den steigenden lokalen Zinsen verteuern sich zweitens auch die Finanzierungskosten, worunter die lokale Wirtschaft leidet.
Keine globale Emerging Markets Krise
Auch wenn die Korrelationen zwischen den Anlagen verschiedener Schwellenländer in den letzten Wochen deutlich angestiegen sind, sieht LGT derzeit keine globale "Emerging Markets Krise" im Stile der Asienkrise, wie sie vielerorts ausgerufen wird. Zwar neigen sich die Zeiten der globalen Geldschwemme langsam dem Ende zu. Die meisten Schwellenländer sind aber weniger anfällig als etwa 1997: Sie haben flexible Wechselkurse, haben höhere Währungsreserven und eine tiefere Staatsverschuldung, die ihrerseits vermehrt in Lokalwährung denominiert ist. Damit verfügen sie heute insgesamt über höhere geld- und fiskalpolitische Flexibilität zur Stützung ihrer Wirtschaft. Die Fundamentaldaten sprechen damit nicht für eine flächendeckende Kapitalflucht aus den Schwellenländern. Trotzdem könnte der Druck auf die EM-Währungen insgesamt noch weiter zunehmen: dann nämlich, wenn die Angst vor einer EM-Krise zunimmt und via weitere Abverkäufe durch internationale Investoren zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird. Anleger sollten daher weiterhin vorsichtig bleiben.
Vorerst ist weiterhin Zurückhaltung angesagt
Bewertungstechnisch sind Schwellenländer-Aktien zwar günstig sowohl absolut als auch besonders relativ zu den entwickelten Märkten, und auch die meisten Währungen befinden sich wieder im fairen bis gar günstigen Bereich. Doch sind die Abschläge noch zu gering, als dass allein auf deren Basis Zukäufe gerechtfertigt wären. Breite Preiskorrekturen können allenfalls selektiv in jenen Ländern mit soliden Fundamentaldaten und positiven Aussichten für Zukäufe genutzt werden.
Nicht alle Schwellenländer über einen Leisten schlagen
Viel zu oft werden von Anlegern sämtliche Schwellenländer in einen einzigen Topf geworfen. Dabei sind die Herausforderungen der verschiedenen Schwellenländer grundverschieden: