24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine und in China haben die weiterhin vielversprechende Erholung in den Industrieländern bislang nur geringfügig gefährdet. LGT bleibt übergewichtet in Aktien mit Fokus auf die Industriestaaten und erhöht ihre Positionierung in Rohstoffen und REITs. Lesen Sie hierzu den Marktkommentar von von Boris Pavlu, Investment Analyst bei LGT Capital Management, und Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management.
"Unser globales Hauptszenario mit moderaten aber zunehmend synchronisierten Wachstumsraten in den Industrieländern, wo sich Inflationspotential und Deflationskräfte im labilen Gleichgewicht befinden, bleibt bestehen. Während die jüngsten Realdaten tendenziell leicht enttäuschten als Gründe werden hauptsächlich der ausserordentlich kalte Winter in Nordamerika sowie Einmaleffekte angeführt deuten die Frühindikatoren meistenorts auf eine anhaltende Expansion hin, und auch die Zentralbanken signalisieren Zuversicht. Die US-Notenbank hält sich an ihren Fahrplan und reduziert ihr drittes Anleihekaufprogramm kontinuierlich, der EZB-Präsident widersteht den Unkenrufen nach zusätzlichen geldpolitischen Lockerungsmassnahmen und beschränkt sich im Gegenteil auf die Wirkung seiner Worte, und die Bank of Japan behält sich vor, ihr Kaufprogramm zu einem späteren Zeitpunkt noch auszuweiten. In Japan haben die Exporte zwar aufgrund der schleppenden Wachstumsraten Asiens enttäuscht, die Binnennachfrage scheint aber über genügend Dynamik zu verfügen, um die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung zu verkraften die überdies durch zusätzliche Fiskalmassnahmen abgefedert wird. Die Reflationspolitik der japanischen Regierung auch bekannt als Abenomics erachten wir demnach weiterhin als intakt.
Keine unmittelbaren Risiken für unser Hauptszenario in Sicht
Zwar sehen wir für unser konjunkturelles Hauptszenario einige potenzielle Risiken, doch betrachten wir derzeit keines als unmittelbar akut. Eine Eskalation der Ukraine-Krise etwa könnte via scharfe Sanktionen und Handelsembargos die noch zaghafte Erholung Europas abwürgen und die nach wie vor negative Stimmung gegenüber Schwellenländern weiter eintrüben. Aber weil hier beide Seiten viel zu verlieren hätten Russland ist von den Einnahmen aus seinen Energieexporten genauso abhängig wie Europa von Energieimporten ist scheint eine deutliche Verschärfung der gegenseitigen Sanktionen derzeit sehr unwahrscheinlich. In der Euro-Peripherie sind die Risiken trotz einiger jüngerer konjunktureller Fortschritte nicht vom Tisch. Doch werden sie von den Marktakteuren weiterhin ignoriert. Letztere vertrauen darauf, dass die EZB im Notfall einschreiten und die Anleihen der Problemländer aufkaufen wird. Letztlich könnte der Ausblick auch durch zunehmende Risse in Chinas Kreditblase eingetrübt werden. Wir glauben aber, dass Peking nicht nur gewillt ist, sondern auch über den Spielraum verfügt, um die notwendigen Reformen und Restrukturierungen einzuleiten und eine harte Landung Chinas zu vermeiden.
Aktien: Übergewicht in Industrieländern wird beibehalten
In den Industrienationen entwickeln sich sowohl das realwirtschaftliche Wachstum als auch die unternehmerischen Gewinne mit ausreichend robuster Dynamik, während die Gewinnerwartungen noch weit von überschwänglich entfernt sind. Auch wenn das US-Fed zunehmend den Fuss vom geldpolitischen Gas nimmt, bleibt die globale Liquiditätsversorgung der Weltwirtschaft üppig, und die Rotation von Investoren aus Staatsanleihen und aus den Schwellenländern heraus in die etablierten Aktienmärkte hat weiterhin Potential. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Anleger angesichts der zu beobachtenden Symptome besorgt sind, die üblicherweise mit einem zunehmend alten oder gar auslaufenden Bullenmarkt einhergehen (Marktbreite, kreditfinanzierte Anlagen, Bewertung). Doch erachten wir diese Warnsignale weiterhin als wenig überzeugend und teilweise fragwürdig. Beispielsweise sind die Aktienbewertungen nach der 5-jährigen Rallye natürlich nicht mehr günstig doch sind erhöhte und gar steigende Aktienbewertungen in einem sich verbessernden und politisch gestützten wirtschaftlichen Umfeld gänzlich üblich. Umgekehrt sind tiefe und gar sinkende Bewertungen in den Schwellenländern kein ausreichendes Kaufargument, solange der fundamentale Ausblick eingetrübt bleibt und die Preise keine Trendumkehr signalisieren. Wir behalten daher unser signifikantes Übergewicht in Aktien bei und fokussieren uns weiterhin auf die Industriemärkte (USA, Europa und Japan), während Schwellenländer untergewichtet bleiben.
Fixed Income: Staats- und Unternehmensanleihen bleiben untergewichtet
Wir behalten unser Untergewicht in Staats- und Unternehmensanleihen sowie High Yield bei, zur Begrenzung des Zinsrisikos und weil wir die derzeitigen Kreditrisikoprämien als unattraktiv erachten. Ausserdem bleiben wir defensiv positioniert bei inflationsgeschützten Anleihen und Schwellenländer-Anleihen, auch wenn sich bei letzteren wegen der anhaltenden Schwäche vereinzelt Opportunitäten aufgetan haben.
Alternative Anlagen: Aufbau von REITs und Rohstoffen
Hedge Funds (neutral) und Listed Private Equity (übergewichtet) bleiben unverändert. Real Estate Investment Trusts (Immobilienaktie/REITs) und Rohstoffe werden neu übergewichtet. Bei den REITs scheint die Konsolidierungsphase nach dem starken Anstieg seit 2009 zu enden. Die Dividendenrenditen bewegen sich wieder verstärkt in Übereinstimmung mit den Zinsen von US-Staatsanleihen, welche seit der ersten Tapering-Ankündigung von Bernanke im letzten Mai angestiegen sind. Historisch gesehen sind REITs besonders zinssensitiv zu Beginn eines geldpolitischen Wechsels, danach gewinnen aber vermehrt die operativen Fundamentaldaten an Bedeutung und letztere dürften sich weiter verbessern. In vielen Hauptmärkten steigen die Mieten, während die Leerstände sinken. Die Ausschüttungsquote hat noch Aufwärtspotential, und die Aufschläge zum Nettoinventarwert sind moderat (wenn auch regional sehr unterschiedlich).
Auch der Ausblick für Rohstoffe hat sich verbessert. Einige Basismetalle werden zu Preisen gehandelt, die nahe oder gar unter den jeweiligen Produktionskosten liegen. Dies zwingt die Produzenten, das Angebot zu reduzieren. Darüber hinaus deuten Umfragen auf ein allgemeines Untergewicht in der Anlageklasse hin, ganz im Widerspruch zu der wachsenden Zuversicht über die konjunkturelle Erholung. Auch sind die Rollrenditen auf Gesamtindexebene attraktiv. Dazu kommt, dass Rohstoffe wie Erdöl, Palladium, Weizen oder auch Gas einen gewissen Schutz im Falle einer Eskalation in der Ukraine-Krise darstellen. Bei Gold sind wir weiterhin neutral und halten es als kleine Versicherung gegen Risikoaversionsschübe und Inflationsängste.
Währungen: Präferenz für US-Dollar
Aus Euro-Sicht hat der US-Dollar aus einigen Gründen erstaunliche Schwäche gezeigt (unterschiedliche Bilanzausweitung der Zentralbanken und Leistungsbilanzen, mögliche Repatriierung von Auslandkapital der Eurozonen-Banken als Folge der strengeren Eigenkapitalvorschriften, Auspreisen der Euro-Zerfallspanik). Jedoch glauben wir, dass sich diese Entwicklung nicht fortsetzt, da sowohl die Wachstumsdifferenz zugunsten der USA sowie das Auslaufen der unorthodoxen Geldpolitik der FED den US-Dollar stützen dürften. Wir bleiben deshalb übergewichtet in US-Dollar und untergewichtet in Emerging Markets-Währungen."