24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Die Nervosität rund um Wertanlagen in Pfund könnten nun mit den berühmten Worten umschrieben werden, die ein gutes Jahrhundert vor der formellen Vereinigung der Königreiche von England und Schottland gedichtet wurden: "Viel Lärm um Nichts". Lesen Sie dazu den Marktkommentar von Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT.
Es kam so, wie es eigentlich angedacht war: Die meisten Schotten sehen sich weiterhin als Teil des Vereinigten Königreichs Grossbritannien und Nordirland. Je näher wir an den Termin des historischen Referendums vom vergangenen Donnerstag rückten, desto mehr schienen Medien und Meinungsumfragen an dieser Tatsache zu zweifeln. Doch inzwischen haben wir ein klares Abstimmungsergebnis.
Pensionisten-Klub überstimmt "Twitter"-Gefolgschaft
Aus subjektiver Sicht waren die Unabhängigkeitsbefürworter in den sozialen Netzwerken wenn nicht dominant, so zumindest engagierter "bei der Sache" als das Gegenlager - ein nicht unwesentlicher Einflussfaktor, zumal auch Sechzehnjährige wählen konnten. Entschieden wurde das Referendum aber offenbar von der zahlreich an den Urnen erschienenen älteren Generation, die typischerweise weniger häufig auf einem "Smartphone" die "Timelines" checkt - oder sich von Letzteren zu sehr beeindrucken lässt.
Positive Aussichten für das Pfund und Grossbritannien
Mit dem Ergebnis ist jedenfalls ein politischer Unsicherheitsfaktor beseitigt worden, der mittelfristig auch für Europa schwerwiegende Folgen hätte haben können. Das bedeutet, dass Anlagen in Pfund wieder auf Basis ihrer makroökonomischen Aussichten bewertet werden können - und Letztere sind für Grossbritannien derzeit durchaus positiv. Konsequenterweise eröffnen wir wieder unsere vor dem Referendum auf Risikomanagementgründen geschlossene Position im Pfund und kaufen die britische Währung gegenüber Euro. Was spricht für die UK-Volkswirtschaft und deren Währung?
Fundamental "unterbewertete" Währung mit zyklischem Rückenwind
Zunächst sei angemerkt, dass das Pfund schon seit Längerem nach dem Kriterium der Kaufkraftparität zu den fundamental "günstig" bewerteten Währungen zählt. Wichtiger ist jedoch, dass mit dem Wegfall des Risikos der politischen Einheit der konstituierenden Länder die günstigen zyklischen Rückenwinde wieder ungehindert positiv wirken können. Zunächst eine Rekapitulation:
Rasche Stabilisierung nach der Finanzkrise
Wie die US Federal Reserve liess sich die Bank of England nicht lange von Standesdünkeln aufhalten und begann schon im Anfang 2009 die Geldmenge mittels "quantitativer Lockerung" im grossen Stil auszuweiten. Lehrbuchmässig führte dies zu höheren Konsumenten- und Wertanlagenpreisen und somit zur Stabilisierung des nominalen volkwirtschaftlichen Gesamteinkommens (siehe PDF, Seite 2, Grafik 1). Damit war auch eine wichtige Grundlage für eine erfolgsversprechende Haushaltskonsolidierung gegeben. Tatsächlich sind die Haushaltsdefizite der USA und Grossbritanniens nach der allerorts erfolgten grossen Ausweitung in Folge der Finanzkrise von 2008 etwas deutlicher gesunken als in anderen vergleichbaren Volkswirtschaften (siehe PDF, Seite 2, Grafik 2).
Aussicht auf höhere Leitzinsen stützen "Greenback" und "Sterling"
Inzwischen ist es so, dass auch das reale UK-Bruttoinlandprodukt seit sechst Quartalen robust wächst - das durchschnittliche Quartalswachstum seit dem Q4/2012 entspricht wieder dem Durchschnittswert in den 20 Jahren vor der Finanzkrise. Auf nominaler Basis wächst das britische BIP schon seit zwei Jahren - und zwar etwas deutlicher als im Schnitt vor der Krise. Mit anderen Worten: Vorbehaltlich unerwarteter exogener Ereignisse könnte die UK-Wirtschaft in zwei bis drei Quartalen in der Lage sein, Zinserhöhungen zu verkraften. Mit Ausnahme der USA gilt dies derzeit für keine andere grössere Volkswirtschaft. Daher bevorzugen wir derzeit aus ökonomisch-fundamentaler Sicht das Pfund grundsätzlich gegenüber allen anderen Währungen ausser dem "Greenback".
USA und UK: "QE" hat das nominale Wachstum wiederhergestellt
Die erste Grafik (siehe PDF, Seite 2) zeigt die langfristige Entwicklung des nominalen Gesamteinkommens (Bruttoinlandprodukt, BIP) in vier reifen industriellen Volkswirtschaften, die über hochliquide, offene Finanzmärkte mit institutionell hochangesehenen Notenbanken, die seit sehr langer Zeit bestehen. In allen Ländern ist der deutliche Einbruch des nominalen BIP nach der Finanzkrise von 2008 zu sehen. Schon bald nach Beginn der massiven und bisher quasi-permanenten Ausweitung der Basisgeldmengen mittels "quantitativer Lockerung" fanden die USA und UK allerdings zu einem vergleichsweise steilen Wachstumspfad zurück. Diese Entwicklung steht im Kontrast zur jener in Japan und im Euroraum, wo aus verschiedenen Gründen interne Widerstände und/oder rechtliche Hindernisse gegen eine derart kompromisslos inflationsfreundliche Politik bestanden. In Japan wurden diese im März 2013 im Zuge eines politischen Machtwechsels beseitigt. Im Euroraum werden im Rahmen der multinationalen politischen und rechtlichen Realitäten pragmatische Auswege und Kompromisse gesucht und meistens gefunden.
Konsolidierungsfortschritte ebnen Weg für Zinserhöhungen
Die nächste Grafik (siehe PDF, Seite 2) illustriert das Ausmass der Haushaltskonsolidierung in den oben gezeigten Ländern. Unmittelbar nach der Finanzkrise von 2008 sind die Budgetdefizite gestiegen (in der Eurozone betraf dies primär die Peripheriestaaten). Mit der Zeit haben die Defizite wieder zu sinken begonnen, wobei in allen Ländern mehr oder weniger moderate Sparmassnahmen durchgeführt wurden oder werden. Dass die USA und UK aber zu den erfolgreichsten Ländern zählen, hat letztlich mit der oben gezeigten Stabilisierung des nominalen BIP zu tun - Letzteres ist bekanntlich die Basis für Steuereinahmen. Die geringsten Fortschritte wurden bisher in Japan erzielt, was ebenso wenig verwundert. Grundsätzlich gilt: Je weiter fortgeschritten ein Staat auf dem Pfad der Haushaltskonsolidierung ist, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass eine Volkswirtschaft zukünftige Zinssteigerungen wird verkraften können - sofern das nominale BIP in ausreichendem Masse stabil wächst. Das stützt Finanzanlagen in USD und GBP.
Lesen Sie hier den vollständigen Marktkommentar von Mikio Kumada.