24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Immer wieder wurde in den letzten Jahren das Ende der europäischen Währungsunion ausgerufen. Und heute? Der Euro existiert noch, kein Land hat sich aus der Währungsunion verabschiedet, und es gab keine "grossen" Pleiten von Banken oder gar Staaten. Lesen Sie die Marktmeinung von Mikio Kumada, LGT.
Euroraum-Aktien: Schon länger nicht mehr Schlusslichter
Betrachtet man die Marktperformance seit Beginn der aktuellen Hausse im März 2009, dann haben die Aktienmärkte des Euroraums in Summe nicht mit den amerikanischen Börsenindizes mithalten können. Hat der MSCI USA seitdem eine Gesamtrendite von rund 140% geboten, so lieferte der MSCI EMU bisher "nur" 76%. Damit liegt die Eurozone allerdings auch nicht weit hinter den Schwellenländern (86%) oder Asien-Pazifik (94%) und in etwa gleichauf mit Japan (74%). Seit gut einem Jahr scheint sich allerdings auch die relative Performance des Euroraums gegenüber den USA zu stabilisieren. Die Kursentwicklung war zwar recht volatil, doch letztlich hat der Euro-Index seit Ende Juli 2012 mit rund 22% nur mehr 2% weniger geliefert als das US-Barometer.
Die Stabilisierung der europäischen Börsen ist breit abgestützt
Die relative Stärke der europäischen Aktienmärkte war in jüngster Zeit zudem breit abgestützt. Über die letzten fünf Jahre betrachtet waren es sicherlich zunächst primär die Nicht-Euromärkte (d.h. Vereinigtes Königreich, Schweden, Dänemark und etwas zeitverzögert auch die Schweiz), die mit den USA mithalten konnten. Neben den USA sind diese Märkte auch die einzigen, die inzwischen deutlich höher als vor der "Lehman-Pleite" vom September 2008 notieren. Blickt LGT auf das vergangene Jahr zurück, wird klar: Die Euro-Börsen einschliesslich jener Griechenlands, Portugals, Spaniens und Italiens brauchen den globalen Vergleich nicht mehr zu scheuen. Sie laufen inzwischen auch generell besser als die "aufstrebenden Märkte".
Gründe für eine anhaltend gute Performance von Euro-Aktien
Die Stabilisierung der Aktienmärkte der Eurozone sollte nicht ignoriert werden. Erstens kann sich eine Marktdynamik immer bis zu einem gewissen Grad selbst tragen. Dies gilt in einer Baisse ebenso wie einer Hausse und derzeit haben wir es zumindest im Westen und in Japan mit einer ausgeprägten Hausse zu tun, so Kumada weiter. Davon dürfte auch die Eurozone tendenziell weiter profitieren. Es gibt bereits auch Anzeichen, dass einige der grossen Investmentbanken begonnen haben, auf diesen Zug aufzuspringen und positive Meinungen und Empfehlungen für Euro-Aktien abzugeben. Zweitens gibt es inzwischen auch erste Vorboten einer möglichen konjunkturellen Stabilisierung. So ist der Einkaufmanagerindex für den gesamten Euroraum im Juli erstmals seit Januar 2012 wieder über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten geklettert. Im Süden des Wirtschaftsraums herrschen zwar weiter tiefe Rezessionen, aber auch dort geht es inzwischen wirtschaftlich zumindest nicht mehr nur immer weiter bergab. Und drittens weist die Eurozone inzwischen einen deutlichen Leistungsüberschuss aus. Damit könnte der Währungsraum, wie von der Europäischen Zentralbank prognostiziert, den schon seit Herbst 2011 anhaltenden Zustand der insgesamt leichten Rezession im zweiten Halbjahr tatsächlich überwinden.
"Rückversicherung" der EZB ist immer noch aktiv
Der Hauptgrund für die sich langsam aber stetig aufhellenden Marktaussichten der Eurozone dürfte aber nach wie vor darin liegen, dass für den Fall eines Wiederaufflammens der "Eurokrise" weiterhin eine glaubwürdige "Rückversicherungszusage" der EZB besteht. Im Euroraum dürfte die Geldpolitik damit nicht nur länger als in den USA unverändert grosszügig bleiben, sondern es besteht auch immerhin die Option auf zusätzliche geldpolitische Stimulationsmassnahmen sei es aufgrund der Schuldenkrise an der europäischen Peripherie oder der schwachen Konjunktur. Dazu kommt, dass der anfänglich umstrittene Effekt der Geldpolitik auf die Aktienmärkte inzwischen weltweit stärker anerkannt wird. Nicht zufällig laufen seit 2008/2009 jene Märkte, dessen Notenbanken ihre Geldschleusen möglichst weit und hemmungslos öffneten, auch eindeutig am besten. Waren dies anfänglich nur die USA und Grossbritannien, so folgten im September 2011 auch die Schweiz und Ende 2012 Japan.
Aktien: Eurozone und Japan waren bis Sommer 2012 die Schlusslichter
Alle grossen Aktienindizes haben im März 2009 begonnen, trendmässig zu steigen, angeführt von den USA und dicht gefolgt von "Europa ohne Eurozone". Die USA, Grossbritannien und die Schweiz haben vergleichsweise früh begonnen, grosse Summen von Notenbankgeld für Käufe von Anleihen bzw. Fremdwährungen (Schweiz) zu verwenden. Japan hat bis Spätsommer 2012 gebraucht, um in überzeugender Weise den Anschluss an die globale Hausse zu finden. Kurz danach lancierte auch die Bank of Japan ein vergleichbar aggressives Programm. Neben Japan zählte auch der Euroraum zunächst d.h. bis Mitte 2012 zu den Schlusslichtern. Doch dann rief die EZB das sogenannte OMT-Programm ins Leben, welches potenziell unlimitierte Käufe von Krisenländeranleihen vorsieht. Dieses Programm wurde zwar bisher nicht aktiviert seine Wirkung auf die Finanzmärkte hat es aber nicht verfehlt. Seit Sommer 2012 zeigt auch der Euro-Index eine bessere Aufwärtsdynamik. Der Euroraum-Aufwärtstrend ist etwas weniger steil als der amerikanische und (nach oben wie nach unten) weniger volatil als der japanische, scheint aber inzwischen durchaus stabil zu sein. Zudem ist inzwischen klar, dass fast alle europäischen Märkte (inklusive der meisten Krisenländer) an der positiven Entwicklung der vergangenen zwölf Monate teilgenommen haben.
Der Euroraum befindet möglicherweise kurz vor dem Ende der Rezession
Die Einkaufsmanagerindex für die gesamte Eurozone für das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungen, ein Frühindikator, ist zuletzt wieder in den positiven Bereich zurückgekehrt. Die nachfolgende Grafik zeigt auch, wie die Industrieproduktion im Jahresvergleich seit Oktober 2011 ununterbrochen sinkt. Dieser Rückzug hat aber in letzter Zeit an Intensität verloren. Auch hier könnten bald wieder positive Werte registriert werden.