24.11.2021, 13:35 Uhr
Am diesjährigen Qualitätstest des Handelsblatt Elite Reports hat die LGT Bank wiederum die Höchstpunktzahl erreicht und das Prädikat "summa cum laude" erhalten. Sie führt damit die Wertung in Liechtenstein an und...
Die Anleger stellen sich derzeit auf sich verändernde politische Realitäten in den drei grössten Volkswirtschaften ein. In den USA hat der S&P 500 nach den Präsidentschaftswahlen zwar etwas nachgegeben, scheint sich aber angesichts von Hoffnungen auf einen baldigen haushaltspolitischen Kompromiss wieder zu stabilisieren. In China hat der Kongress der Kommunistischen Partei das Anlegervertrauen hingegen nicht gestärkt und die Marktbarometer von Shanghai und Shenzhen fielen auf neue zyklische Tiefstände. Dafür hat die Ankündigung vorgezogener Neuwahlen in Japan und damit verbundene Erwartungen radikalerer geldpolitischer Massnahmen den Tokioter Aktienmarkt stark belebt.
«Politische Börsen haben kurze Beine», lautet ein alter Börsenspruch, denn früher oder später setzen sich immer die zugrunde liegenden Trends und ökonomischen Faktoren wieder durch. Dennoch lohnt es sich, wichtige politische Machtverschiebungen im Auge zu behalten, weil sie letztlich einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft und Finanzmärkte haben können.
Im Grossen und Ganzen nichts Neues aus den zwei grössten Volkswirtschaften
Die jüngsten Entwicklungen in den USA und China stellen wahrscheinlich keine signifikante Abkehr von den bereits vorherrschenden Trends dar. Die Rückgänge der letzten zwei Wochen an den US-Aktienmärkten können als eine normale Konsolidierung im Rahmen eines intakten längerfristigen Aufwärtstrends beschrieben werden. Ein Einbruch von rund 4% nach einem Kursgewinn von 14% seit Jahresbeginn kündigt an sich keine Trendwende an.
Auch in China stellt das Erreichen neuer zyklischer Tiefstände die Fortsetzung des seit 2009 bestehenden Abwärtstrends dar. Die jüngsten politischen Machtverschiebungen weichen in keinem der beiden Länder deutlich genug vom Status quo ante ab. Der wirtschaftspolitische Ausblick hat sich also nicht dramatisch verändert.
In USA dürften sich in den nächsten Tagen oder Wochen die Konturen eines fiskalpolitischen Kompromisses zwischen den (politisch nun leicht gestärkten) Demokraten und den Republikanern allmählich abzeichnen, was die Aufmerksamkeit der Anleger wieder auf konstruktivere Marktthemen lenken sollte (Unternehmensgewinne, jüngste Erholung wichtiger Konjunkturindikatoren, anhaltend grosszügige Geldpolitik der Federal Reserve). Im Hinblick auf China müssen wir uns jedoch voraussichtlich ein wenig mehr gedulden, bis die inländischen Aktienmärkte (A-Aktien) tatsächlich einen stabilen Boden erreicht haben möglicherweise bis zum Nationalen Volkskongress im März nächsten Jahres. Im Grunde also nichts Neues aus USA und China.
Politik belebt japanischen Aktienmarkt
Etwas interessanter wirken da die jüngsten Entwicklungen in Japan. Seit die Bank of Japan Anfang Oktober eine weitere Ausweitung ihres Wertpapierkaufprogramms ankündigte, haben sich japanische Aktien global überdurchschnittlich gut entwickelt. Als Ministerpräsident Yoshihiko Noda dann in der vergangenen Woche vorzeitige Neuwahlen für den 16. Dezember bekannt gab, gewann die Dynamik noch zusätzlich an Kraft. Der politische Entscheidungskontext enthält einige potentiell marktpositive Elemente. Die regierende Demokratische Partei (DPJ) dürfte nämlich ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus wieder an die konservative LDP verlieren, gleichzeitig aber ihre Mehrheit im Oberhaus behalten (Oberhauswahlen sind erst 2013 vorgesehen). Daher bietet die DPJ mit ihrer Neuwahlentscheidung im Endeffekt der LDP die führende Rolle in einer zukünftigen «Grosse Koalition» an. Letztere würde eine willkommene Abkehr von der notorisch zersplitterten Parteipolitik Japans darstellen und über klare Mehrheiten in beiden Kammern verfügen. Damit könnte der erhebliche strukturelle Reformbedarf in Angriff genommen werden.
Der Hauptgrund für die Aktienrallye ist jedoch weniger nobel: Der erwartete LDP-Wahlerfolg erhöht die Wahrscheinlichkeit einer deutlich aggressiveren Geldpolitik im nächsten Jahr. Das Parlament wird im April 2013 einen neuen Notenbankchef (und zwei weitere Ratsmitglieder) bestimmen und die LDP hat sich in ungewöhnlich klarem Ton für einen schärferen geldpolitischen Kurs ausgesprochen. Vorerst bleiben diese politischen Szenarien natürlich spekulativ. Dazu kommt, dass Japan schon seit 20 Jahren erfolglos versucht, die Deflation zu besiegen.
So bleibt LGT Capital Management vorerst weiterhin vorsichtig in Bezug auf Japan. Die aktuelle Aktienrallye könnte sich wie schon so oft als ein weiterer flüchtiger Flirt mit der heiss ersehnten Inflation herausstellen. Gleichzeitig bleibt Japan aber auch nach 23 Jahren in der strukturellen Baisse immer noch der zweitgrösste Aktienmarkt der Welt nach Marktkapitalisierung und Heimat vieler erfolgreicher Weltkonzerne. Es kann daher als Markt auch nicht gänzlich ignoriert werden.