Vorerst keine Zinswende in Sicht

Ken Leech, CIO von Legg Mason Western Asset
Ken Leech, CIO von Legg Mason Western Asset

Gemäss Prognosen der CIOs verschiedener Legg-Mason-Tochtergesellschaften dürften die Zinsen in den nächsten zwei Jahren nicht signifikant steigen – und das entgegen allgemeiner Markterwartungen, welche einen Zinsanstieg im zweiten Semester 2015 prognostizieren.

24.10.2014, 15:48 Uhr

Redaktion: dab

Anlässlich des Legg Mason’s Investor Day in New York waren sich die CIOs darüber einig, dass Zinsen wahrscheinlich länger tief bleiben, auch wenn die US-Notenbank einen Anstieg des Leitzinses auf über 1% gegen Ende 2015 vorausgesagt hat.

„Leute schütteln den Kopf über die extrem tiefen Zinsen. Wenn sie aber den 10-Jahres-Zins von 2.5% in den USA mit der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe von 1% oder den 0,5% in Japan oder mit den tiefen Zinsen in vielen weiteren europäischen Ländern betrachten, stellen sie fest, dass diese andernorts vielfach niedriger sind als in den USA“, sagt Ken Leech, CIO von Legg Mason Western Asset. „Dies zeigt, warum viele Investoren rund um den Globus mit Überzeugung in den USA investieren. In unseren Augen wird der Weg zu höheren Zinsen und einer höheren Inflation Zeit in Anspruch nehmen – das könnte mehr als 18 bis 24 Monate bedeuten.“

Leech sagt, dass er zwar die geldpolitische Antwort auf die Finanzkrise von 2008 unterstützt hat, er aber Schwierigkeiten darin sieht, dass die Zentralbanken ihre Programme beenden können, ohne dass dies potenzielle Auswirkungen auf die Wirtschaft hätte. „Die geldpolitische Antwort war aufgrund der ungeheuren Flaute im globalen System nötig“, sagt er. „Das war beabsichtigt und ich denke, dass, wenn man sich von diesem geldpolitischen Experiment abwendet, sehr behutsam vorgegangen werden muss. Die Optimisten sagen, dass die Wirtschaft stark genug ist, um einen solchen Schritt zu verkraften. Ich setze hier noch ein grosses Fragezeichen. Ich bin überzeugt, dass die Verantwortlichen der Geldpolitik das Programm nur sehr, sehr langsam beenden werden, weshalb die Zinsen auch sehr, sehr langsam steigen werden.“

Isaac Souede, CIO bei Legg Mason Permal, einer der ältesten US-Asset Manager mit mehr als 40 Jahren Investmenterfahrung, pflichtet Ken Leech bei. Insbesondere hebt er den fehlenden inflationären Druck in den USA hervor.

„China erlebt derzeit einen langfristigen Abschwung seiner Wirtschaft. Zudem herrscht ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei den Rohstoffen“, sagt er. „Gleichzeitig hat die Ukraine-Krise den Druck auf Europa erhöht, das stärker mit Deflation zu Kämpfen hat als der stärkere Dollar. Daher wird die USA aus Inflationssicht eine Verschnaufpause haben. Zusammenfassend glaube ich, dass die Realzinsen steigen werden. Vielleicht haben sie das bereits getan, wenn man sich die zweijährigen Anleihen anschaut. Doch ein Anlass für einen spürbaren Zinsanstieg – sprich eine Inflation – gibt es nicht. Ich denke, dass die Zinsen in einem sehr gemässigtem Tempo steigen werden.“

Chuck Royce, CIO des Small-Cap-Spezialisten Royce Fund, fügt hinzu, dass viele Schritte der Fed in den vergangenen Jahren „eine positive Auswirkung auf Small-Caps hatten“ und er sich deshalb nicht beklagen möchte. Unternehmen minderer Qualität profitieren vom Quantitative-Easing immer noch unverhältnismässig stark. Grund sind die guten Finanzierungsmöglichkeiten, welche sich besonders durch die Herausgabe hochverzinslicher Anleihen bieten. „Das Quantitative-Easing hatte grossen Einfluss auf die Überlebensfähigkeit und Prosperität dieser Firmen“, sagt er. „Qualitativ hochwertige Unternehmen wurden vergleichsweise benachteiligt. Sie brauchten weder Hilfe für ihre Bilanzen, noch mussten sie High-Yield-Bonds herausgeben.“

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