Wenn sich Ertrag und Wachstum gegenüberstehen

Es gibt eine Knobelaufgabe für Anleger in Schwellenländer-Anleihen, findet Edi Aumiller, Schweiz-Chef bei Legg Mason: Wie kann man die Couponzahlung verteidigen?

12.12.2018, 16:49 Uhr

Redaktion: rem

"Eine Eigenschaft von Schwellenländer-Anleihen erfährt im Moment besondere Aufmerksamkeit seitens der Investoren: ihre laufenden Erträge", sagt Edi Aumiller, Country Head Switzerland bei Legg Mason und erklärt weiter: "Eine Messgrösse, die als eine Art Indikator für die Ertragskraft dient, ist dabei die Rendite. Die Durchschnittsrendite von Schwellenländer-Anleihen in Hartwährung liegt bei 5,63%; bei Schwellenländer-Staatsanleihen in lokaler Währung liegt die Rendite bei 5,08%."

Aumiller erwähnt Brandywine Global, das in seinem jüngst in "Around The Curve" erschienenen Artikel in "EM Bonds: Your Coupon, Our Challenge" darauf hinweist, dass die Erträge von US-Investoren aus Schwellenländer-Anleihen zum raschen Anstieg des Nettoertragssaldos aus dem Ausland beigetragen haben - also Zahlungen, die sowohl in die USA als auch aus den USA heraus fliessen. Diese Entwicklung ist seit dem Aufkommen verstärkter Investitionen in Nicht-US-Anleihen seit 2010 besonders deutlich zu beobachten (siehe Grafik).

US Nettoertragssaldo in % des BIP

Die Herausforderung, die mit diesem Ertrag einhergeht, ist sein potenzieller Einfluss auf die Wirtschaft der Schwellenländer. Für die emittierenden Länder spiegeln die Couponzahlungen nämlich Abflüsse wider, die in einigen Fällen wirtschaftlichen Druck erzeugen können - insbesondere wenn die Länder mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen haben. Brandywine Global nennt als Beispiel Südafrika, wobei in diesem Zusammenhang auch die Türkei, Argentinien und Brasilien erwähnenswert wären.

"Investoren in Schwellenländer-Anleihen müssen sich unbedingt bewusst machen, dass Ertrag und (Kapital-)Wachstum sich in gewisser Weise gegenüberstehen", betont Aumiller.

Im Aufschwung: Schweizer Franken
Die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro in den letzten fünf Tagen um 0,63 Prozent erscheint laut Aumiller zwar nicht als signifikant: Der Kurs der Währung hat sich von seinem Stand am 10. Dezember von 1,130 Euro auf 1,124 Euro verändert. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass Ereignisse im übrigen Europa für diese Entwicklung verantwortlich sind. Unterstützt werde diese Theorie dadurch, dass das britische Pfund im gleichen Zeitraum um 2,25% gesunken und selbst der gewichtige US-Dollar um 0,43% gefallen sind.

Im Falle des britischen Pfunds sei es wahrscheinlich, so Aumiller, dass das chaotische und noch ungelöste politische Umfeld um den anstehenden Brexit das Pfund weiter volatil halten werde. Und die relativ moderate Abwärtsbewegung des US-Dollars gegenüber dem Euro könnte auf die Heftigkeit der Proteste in Frankreich zurückzuführen sein, die die Einhaltung der Haushaltsdisziplin der Europäischen Union in immer weitere Ferne zu rücken schienen.

Im Abseits: Renditen der US-Staatsanleihen
"Das Gerede rund um eine Umkehrung der US-Zinskurve könnte eine weitere wichtige Entwicklung überdeckt haben: die Abwärtsbewegung der 30-jährigen US-Staatsanleihen von etwa 3,1735% auf 3,1265% in der vergangenen Woche und von 3,385% vor einem Monat - ein Rückgang um etwa 26 Basispunkte", stellt Aumiller fest.

Während diese Niveaus immer noch deutlich über der Anfang 2018 gesehenen Rendite von 2,74% liegen, könnten die jüngsten Abwärtsbewegungen eine schwindende Überzeugung des Anleihenmarktes widerspiegeln, dass sich das derzeitige Wirtschaftswachstum fortsetzen kann. "Die Bewegung könnte auch – und dies ist vielleicht noch entscheidender - darauf hindeuten, dass das 2%-Ziel der Fed für die Inflation immer unwahrscheinlicher wird. Wenn der Offenmarktausschuss der Fed diese Schritte in seiner Sitzung nächste Woche berücksichtigt, könnte seine vierteljährliche Wirtschaftsprognose einige nennenswerte Änderungen sowohl gegenüber seiner früheren Prognose als auch gegenüber den jüngsten Erwartungen des Marktes enthalten", denkt Aumiller.

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