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Problematischer Zeitpunkt des Konflikts zwischen EU und Italien

Bild: Unsplash
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Die Ablehnung des italienischen Haushalts durch die EU beendete die Phase der Gutmütigkeit zwischen Brüssel und der italienischen Regierung. Italiens Situation auf dem Anleihenmarkt dürfte sich gemäss Edi Aumiller von Legg Mason erschweren.

24.10.2018, 15:38 Uhr

Redaktion: ase

Die EU bezeichnete die Abweichung des Plans von den Leitlinien der Europäischen Union als "besonders schwerwiegende Nichteinhaltung". Gemäss EU-Verfahren hat Italien nun drei Wochen Zeit, um einen überarbeiteten Haushalt vorzulegen. Eine fortgesetzte Nichteinhaltung könnte bis 2019 zu finanziellen Sanktionen führen. Besonders problematisch sei der Zeitpunkt dieses Konflikts, denkt Edi Aumiller, Country Head Switzerland bei Legg Mason: "Wie geplant und verkündet, hat die Europäische Zentralbank ihr unterstützendes Anleihekaufprogramm in diesem Monat halbiert und hat zudem vor, es im Laufe des nächsten Jahres vollständig abzubauen."

"Dieser Abbau könnte die Situation für Italien auf dem europäischen Anleihenmarkt allerdings noch schwieriger machen", schätzt Aumiller. Die Möglichkeit einer Flucht in deutsche Bundesanleihen auf Kosten italienischer Titel könnte den Renditeaufschlag zwischen Italien und Deutschland antreiben und ihn in Richtung des Niveaus von 400 Basispunkten heben. Auch wenn ein Teil dieses Tänzchens zur 400-Basispunkte-Linie auf die Annahme eines italienischen Austritts aus dem Euro zurückzuführen sein mag, versichern alle Regierungsparteien unter grossen Anstrengungen, dass diese Entwicklung völlig undenkbar sei.

US-Staatsanleihen der sichere Hafen
Am 23. Oktober schienen US-Staatsanleihen der sichere Hafen zu sein, was gemäss Aumiller zu sinkenden Renditen über die gesamte Kurve hinweg führte. "Besonders interessant waren die Bewegungen im Bereich der zwei-bis zehnjährigen Anleihen, in dem die Renditen, trotz der Ausgabe von zusätzlichen rund 276 Milliarden Dollar, zwischen 3 und 4 Basispunkten anstiegen", streicht Aumiller heraus. Dieses Emissionsvolumen liegt nur knapp unter dem historischen Rekord, der Ende März dieses Jahres mit 294 Milliarden US-Dollar erreicht wurde. Im Endeffekt ergab sich dadurch eine leicht steilere US-Zinskurve in dieser Woche, auch wenn die Sorgen um die Stärke der Unternehmensgewinne momentan die Aktienmärkte in den USA im Griff haben.

Überraschende Stabilität des Yen und des Real
Angesichts der globalen makroökonomischen und strategischen Themen, die Schlagzeilen machen, sei es wenig überraschend, dass hauptsächlich die Währungen die Wucht der Sorgen abbekommen, meint Aumiller. Das britische Pfund, der Euro und der australische Dollar sanken um 1,47%, 0,89% bzw. 0,73%, was auf Brexit, Italien, und die Sorge um die chinesische Wirtschaft zurückzuführen sei, welche einen großen Einfluss auf die rohstofforientierte Wirtschaft Australiens ausübe.

Zwei Währungen zeichneten sich hingegen durch ihre Stabilität aus; zum einen der japanische Yen, der lediglich um 0,16% fiel, "weil seine Eigenschaft als sicherer Hafen von vielen Marktteilnehmern wiederentdeckt wurde", so Aumiller. Zum anderen der brasilianische Real, der in den letzten fünf Tagen um 0,76% stieg. Der Real konnte damit gemäss Aumiller aufgrund der abnehmenden Unsicherheiten rund um die Wahlen und wegen der embargo-bedingten Nachfrage nach Exporten aus diesem Land seinen dramatischen Aufwärtstrend seit Mitte September fortsetzen. "Das dürfte der angeschlagenen Wirtschaft eine gewisse Entlastung bringen", erwartet Aumiller.

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