Wirtschaftliche Ungleichgewichte

Gibson Smith, Chief Investment Officer bei Janus Captial
Gibson Smith, Chief Investment Officer bei Janus Captial

Vermögensverwalter Janus Capital rechnet damit, dass die Schere zwischen USA und Japan weiter auseinander geht.

13.08.2014, 14:56 Uhr

Redaktion: dab

Die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen den grossen Industrieländern nehmen zu. Während sich die US-Wirtschaft nach dem unerwartet schwachen ersten Quartal wieder auf Erholungskurs befindet, droht der Konjunktur in Japan zunehmend Gegenwind. Zu dieser Einschätzung kommt Gibson Smith, Chief Investment Officer (CIO) bei Janus Captial in seinem aktuellen makroökonomischen Ausblick. „Stimmungsumfragen und Äusserungen von US-Managern lassen darauf schliessen, dass sich die wirtschaftliche Aktivität in den USA wieder deutlich belebt“, sagt Gibson Smith. „Das wird sich früher oder später in den Zahlen für den Immobilienmarkt, den industriellen Sektor und den Arbeitsmarktdaten niederschlagen.“

Erst vor Kurzem haben die grossen US-Autokonzerne wie Chrysler und General Motors ihre Umsatzziele nach oben angepasst. „Der private Konsum ist zu einer verlässlichen Konjunkturstütze geworden“, beobachtet Janus-Experte Smith. „Aufgrund des stetigen Anstiegs neuer Jobs erwarten wir, dass die Ausgaben der privaten Verbraucher weiterhin sehr stabil sein werden und die Arbeitslosenquote um die Marke von 6,5 Prozent pendeln wird.“ Parallel zur konjunkturellen Belebung ist die Inflation in den USA in den vergangen Monaten zwar gestiegen, aber das sieht der Janus-Experte nicht als Warnsignal. „Der Consumer Price Index lag im ersten Quartal bei zwei Prozent und damit auf der von der US-Notenbank angepeilten Zielmarke“, so Smith. „Wir bewerten das nicht als einen Inflationsschub, sondern eher als eine ‚Normalisierung‘ des Preissteigerungstempos, das nach unserer Einschätzung bis in das kommende Jahr hinein im Zielkorridor der Fed bleiben wird“, ist Smith überzeugt. Die US-Konjunktur wird ihm zufolge auf Wachstumskurs bleiben, begleitet von einer moderaten Inflation und Geldpolitik der Fed. „Wegen des schwachen ersten Quartals haben wir unsere Wachstumsprognose für 2014 auf 1,8 Prozent revidiert. In der zweiten Jahreshälfte prognostizieren wir jedoch einen Anstieg des US-Bruttoinlandsproduktes von drei Prozent.“

Während die Erholung der US-Wirtschaft voranschreitet, wachsen beim Janus-Experten Befürchtungen, dass der in den vergangenen Monaten zu beobachtende Aufschwung in Japan nicht von Dauer sein wird. „Vergleiche ich unserer Research von japanischen und US-Unternehmen, so ist die Stimmungslage in der japanischen Wirtschaft viel uneinheitlicher als in den USA“, beobachtet Smith. Zwar ist in Japan anders als in den USA die Konjunkturentwicklung im ersten Quartal sehr robust verlaufen. „Doch ein grosser Teil dieses Wachstums basiert auf „Vorzieheffekten“ wegen der im April durch die Regierung erhöhten Verbrauchssteuern“, sagt Smith. „Dies sehen wir als eine Belastung.“ Er geht daher davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in Japan im zweiten Quartal erheblich verlangsamt hat. „Die Regierung ist optimistisch, dass sich die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte wieder erholen wird“, so Smith. „Doch die Einzelheiten zu den von der Regierung angekündigten Strukturreformen sind bei vielen Investoren, ebenso wie bei den Unternehmen auf Skepsis gestossen.“ So ist dem Janus-Strategen zufolge nicht ausgeschlossen, dass die Regierung die im April von fünf auf acht Prozent erhöhten Verbrauchssteuern 2015 in einem zweiten Schritt auf zehn Prozent erhöhen könnte. „Alles in allem teilen wir die Einschätzung vieler japanischer Unternehmen und beurteilen die wirtschaftlichen Aussichten des Landes als sehr gemischt.“

Den gesamten Ausblick „3Q: Patience“ aus der Serie Market Perspectives von Janus Capital finden Sie hier.

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