04.11.2020, 17:19 Uhr
Wahlkrimi in den USA. Bis zum Endresultat könnte es Tage, wenn nicht Wochen dauern. Nach dem Kursfeuerwerk zum Wochenbeginn verharrten die Anleger zunächst in Lauerstellung. Wenig später nahmen die Börsen bereites...
Der Schulterschluss der britischen Asset Manager Henderson Global Investors und Gartmore vor einem Jahr hat sich als erfolgreich herausgestellt. Das Angebot konnte ausgeweitet werden und einzelne Überschneidungen wurden bereinigt. Im Bereich Europaaktien hat sich Henderson mit den Starmanagern wie John Bennett, Richard Pease, Paul Casson, Tim Stevenson und Patrick Sumner sogar zu einem Powerhaus entwickelt und sich unter den zehn grössten Anbietern von Europaaktienfonds etabliert. Fondstrends sprach mit Ariane Dehn, Schweizer Länderchefin von Henderson.
Wie hat sich die Verschmelzung von zwei unterschiedlichen Philosophien (Gartmore und Henderson) nach nunmehr einem Jahr Zusammenarbeit auf Prozesse und Investmentansätze innerhalb des Teams Aktien Europa ausgewirkt?
Ariane Dehn: Interessanterweise gab es praktisch keinen Unterschied zwischen den Philosophien der Häuser Gartmore und Henderson: Die Portfoliomanager waren bzw. sind in kompakten, reaktionsschnellen Teams organisiert, die ohne das Hindernis hausinterner Bürokratie und Hierarchie entscheiden können. Ihre Entscheidungen treffen sie nach reiflicher Überlegung und nutzen dabei konsequent vorhandene Chancen, ohne die Risiken aus dem Auge zu verlieren.
Die Teams arbeiteten buchstäblich vom ersten Tag der Übernahme höchst motiviert, professionell und kollegial miteinander zusammen. Seit Herbst 2011 ist John Bennett, der von Gartmore zu Henderson kam, Leiter des Core Mid to Large Cap European Equity-Teams. In Ergänzung zu täglichen Gesprächen gibt es formale wöchentliche Meetings, in denen Einschätzungen und Neuigkeiten diskutiert werden.
Henderson verfügt nach der Übernahme von Gartmore über eine der umfangreichsten Aktienfondspaletten mit Schwerpunkt Europa. Das Henderson Europa-Aktien-Team verwaltet ein Anlagevermögen von mehr als EUR 6,5 Mrd. und befindet sich nunmehr unter den zehn grössten Anbietern europäischer Aktienfonds (Stand: 31. Januar 2011).
Was spricht aktuell für europäische Aktien im Vergleich zu US-Aktien?
Europäische Firmen erwirtschaften durchwegs ansehnliche Gewinne, auch wenn sich ihr Gewinnwachstum wegen der schwächeren Konjunktur etwas verlangsamt hat. In ihren Kursen spiegeln sich die höheren Gewinne aber nicht angemessen. Deshalb werden Aktien aus Europa derzeit mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen gehandelt, die deutlich unter ihrem langfristigen Durchschnitt liegen.
Basierend auf dem Verhältnis von Kurs zu Gewinnen der nächsten zwölf Monate ist Europa aktuell unter den grossen Aktienregionen am günstigsten bewertet und hat damit Potenzial für eine Neubewertung. Mit einem KGV von 9,0 ist Europa drastisch günstiger als die USA mit einem KGV von 11,6 (jeweils basierend auf Gewinnen der kommenden 12 Monate).
Die Europäische Union und Europa als Ganzes eröffnen Anlegern Zugang zu vielen der wohlhabendsten und fortschrittlichsten Länder der Welt. Dank der Vielzahl grosser multinationaler Konzerne mit Sitz in Europa steht Anlegern zudem eine breite Auswahl von Unternehmen bereit, die einen wesentlichen Teil ihrer Umsätze ausserhalb Europas in etablierten Märkten wie den USA oder Hongkong erzielen. Zugang zu schnell wachsenden Schwellenländern ist gleichermassen stark, wobei europäische Unternehmen häufig von historischen Sprachverbindungen und Handelsbeziehungen in vielen Teilen der Welt profitieren. Dies trägt stark dazu bei, dass diese Unternehmen führend von globalen Wachstumstrends profitieren.
John Bennett managt den Henderson Gartmore Cont. European und Tim Stevenson den Henderson Pan European Equities. Gibt es bei den Fonds Überschneidungen hinsichtlich Einzeltitel? Welche Synergien ergeben sich?
Zwischen den beiden Portfolios gibt es gewisse Überlappungen, was einzelne Aktien betrifft. Zum Beispiel wurden Ende Dezember 16 Titel von beiden Managern gehalten. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass John Bennett und Tim Stevenson ihre individuellen Anlagestile verfolgen, so dass die Gründe für das Halten bestimmter Aktien völlig unterschiedliche Gründe haben kann.
Die Gewichtung einzelner Branchen weichen zum Teil erheblich vom Vergleichsindex ab. Die Entwicklung schätzen die Manager mitunter durchaus unterschiedlich ein. Tim setzt bei seinem relativ stark konzentrierten Portfolio auf einen eher wachstumsorientierten Ansatz mit Anlagen in, wie er es formuliert, wachstumsstarke und verlässliche Qualitätsunternehmen. In Johns Portfolios hingegen werden branchen- und titelspezifische Themen gemischt, wobei er bislang eher einen wertorientierten Anlagestil verfolgt hat.
Gibt es bei Henderson einen einheitlichen Top-down View oder entscheidet jeder Manager diskretionär?
Kurzum: einen einheitlichen Top-down View gibt es bei Henderson nicht. Im Gegenteil: der Investmentansatz bei Henderson ist es, unseren Fondsmanagern die Flexibilität und Freiheit zu geben, ihre eigenen Anlagephilosophien und -prozesse innerhalb rechtlicher Vorschriften und eines klar definierten Risikorahmens umzusetzen. Unsere Fondsmanager orientieren sich bei der Titelauswahl an keiner hausinternen Empfehlungsliste. So bleiben sie unabhängig, tauschen aber gleichzeitig Anlageideen mit ihren Kollegen aus. Bei ihrer Arbeit profitieren sie von den fundierten internen Analysen und hervorragenden Kontakten von Henderson zu externen Analysten und Investmentspezialisten. Unternehmensbesuche und persönliche Treffen mit Unternehmensvorständen sind integrale Bestandteil unserer Firmenanalysen.
Der Henderson Horizon Pan European Equity Fonds hat seinen Vergleichsindex, den FTSE World Europe, über die letzten fünf Jahre um über 12% geschlagen.