US-Allokation bleibt Eckpfeiler bei Länderstrategien

Für Dina Ting, CFA, Head of Global Index Portfolio Management bei Franklin Templeton, bleiben die USA im Fokus ihrer Länderallokation (Bild: Fidelity).
Für Dina Ting, CFA, Head of Global Index Portfolio Management bei Franklin Templeton, bleiben die USA im Fokus ihrer Länderallokation (Bild: Fidelity).

Die Franklin Templeton-Analystin Dina Ting setzt den Fokus in der globalen Länderallokation auf die USA. Angesichts der Unsicherheiten nach der Amtsübernahme von Donald Trump rät sie allerdings zu einer stärkeren Diversifikation. Allein auf dem amerikanischen Kontinent erkennt sie einige Chancen.

23.01.2025, 11:13 Uhr
Asset Management

Redaktion: ras

Die Anleger freuten sich über die Markterholung, die durch das Ende der Wahlunsicherheit und die Aussicht auf ein wirtschaftsfreundlicheres Umfeld ausgelöst wurde. Angesichts der zu erwartenden Steuersenkungen, Zölle und der Abschiebung von Einwanderern bleiben jedoch wichtige Fragen über die Richtung und das Tempo der US-Inflation offen.

Hoch bewertete US-Aktien

Die Bewertungen für US-Aktien liegen derzeit auf einem Rekordhoch, und daher lohnt sich ein Blick ins Ausland, um die globalen Marktaussichten zu analysieren. Natürlich ist die breitere makroökonomische Landschaft, die durch die Politik des gewählten Präsidenten Donald Trump Gestalt annehmen wird, ein Geflecht von Ungewissheiten. Dazu gehören erhöhte geopolitische Spannungen, die die Energiemärkte und Lieferketten stören und dem Welthandel möglicherweise Gegenwind bescheren könnten.

Obwohl sich die Dynamik bei US-Aktien aufgrund der zweistelligen Gewinnwachstumserwartungen und des anhaltenden Themas der künstlichen Intelligenz (KI) fortsetzen kann, sollten Anleger mit einer langfristigen Perspektive nach Meinung von Dina Ting, CFA, Head of Global Index Portfolio Management bei Franklin Templeton, die Vorteile der globalen Diversifizierung und die Chancen für differenzierte Risiko-Rendite-Aussichten im Ausland im Auge behalten. Der US-Aktienmarkt im Vergleich zu anderen Teilen der Welt stark gewachsen ist.

Grosse Unterschiede der Länderrenditen

Für das globale Engagement ist die Länderauswahl ein wichtiger Faktor, und die Allokation in einem einzelnen Land im Vergleich zu den breiten Schwellenländern (EM) ermöglicht es den Anlegern, taktisch auf die Volkswirtschaften zu zielen, in denen sie höhere Überzeugungen haben. Man beachte die grosse Streuung der Renditen im Jahr 2023, als der mexikanische Markt mit einer Rendite von rund 40 Prozent zum Top-Performer der Schwellenländer wurde, verglichen mit dem chinesischen Aktienmarkt, der um fast 12 Prozent fiel.

Mit Blick auf das Jahr 2025 ist die gute Nachricht, dass sich das globale Wachstum voraussichtlich etwas auf 3,3 Prozent verstärken und bis 2026 stabil bleiben wird. Angesichts des zunehmenden Protektionismus scheinen jedoch bestimmte Auslandsmärkte stärker Handelsrisiken ausgesetzt zu sein als andere, und die Stärke des US-Dollars könnte nicht auf alle ihre Exporte den gleichen Druck ausüben.

Kanadische Aktien als Schnäppchen

Trump hat die Zölle nicht nur gegen China, sondern auch gegen die beiden anderen grössten Handelspartner Amerikas, Mexiko und Kanada, ins Visier genommen. Viele Beobachter haben jedoch darauf hingewiesen, dass Trumps transaktionale diplomatische Methode während seiner ersten Amtszeit auch Zölle erhoben und diese als Verhandlungsmasse eingesetzt hat. Dieses Mal tröstet sich der Markt mit Trumps Wahl zum Vorsitzenden des Finanzministeriums, Scott Bessent, der ein schrittweises Vorgehen bei Handelsbeschränkungen und eine Offenheit für Verhandlungen über die Höhe der Zölle gefordert hat.

Trotz der protektionistischen Haltung sind die Aktienmärkte in Kanada seit Ende des zweiten Quartals gestiegen, wobei der MSCI Canada Index in US-Dollar um 28 Prozent zulegte. Die Performance wurde in erster Linie von Finanzwerten und Energiesektoren getragen, und insgesamt dürfte der kanadische Aktienmarkt gemäss Ting durch starke Gewinn- und Wachstumserwartungen im Jahr 2025 gestützt werden. Obwohl Kanada möglicherweise weitere Handelszugeständnisse machen muss, als sie bereits im aktuellen Handelspakt zwischen den USA, Mexiko und Kanada (USMCA) skizziert sind, sollte es schliesslich in der Lage sein, ein solides Abkommen für alle auszuhandeln. Auch im Vergleich zum US-Markt erscheinen uns kanadische Aktien als Schnäppchen, und die Aussichten auf die Parlamentswahlen im Jahr 2025 könnten die Märkte locken.

Mexiko gewinnt an Attraktivität

Südlich der Grenze sieht das Bild seit Ende des zweiten Quartals ganz anders aus: Der MSCI Mexico Index fiel in US-Dollar um rund 16 Prozent, da die Besorgnis über die Fähigkeit von Präsidentin Claudia Sheinbaum, das Geschäftsumfeld im Inland zu verbessern, vorherrschte. Mexikos Wirtschaft könnte vor einem zusätzlichen Hindernis stehen, wenn der designierte Vizepräsident JD Vance die von ihm vorgeschlagenen Steuern auf Überweisungen aus den Vereinigten Staaten erlässt. In Mexiko, dem nach Dollarbetrag grössten Überweisungsempfänger in Lateinamerika, könnten die Steuern die Zuflüsse um mehr als 6 Milliarden US-Dollar pro Jahr einsparen.

Dennoch äusserte Sheinbaum die Hoffnung, dass ihre Regierung weiterhin gemeinsame Lösungen mit den Vereinigten Staaten finden könne. Viele US-Unternehmen profitieren vom USMCA, und Sheinbaum könnte sich auch auf sie stützen, um gegen grössere Zollerhöhungen Lobbyarbeit zu betreiben. Das derzeitige USMCA, das unter Trump ausgehandelt wurde, war für Mexiko weniger nachteilig, als seine Beamten zunächst befürchtet hatten. Neue Verhandlungen könnten zu Marktvolatilität führen, aber auf längere Sicht sehen wir weiterhin viele wirtschaftliche Vorteile von Investitionen in Mexiko, einschliesslich der jungen Bevölkerung. Im Jahr 2024 hat der mexikanische Peso mehr als 15 Prozent seines Wertes verloren, was zu seiner Underperformance am Markt beigetragen hat.

Brasilien wenig betroffen von Zöllen

Angesichts tieferer Zinsen sind nach Meinung der Analystin weitere Gegenwinde durch die Währung jedoch bereits weitgehend eingepreist. Laut Analyse werden auch die Bewertungen mexikanischer Aktien immer attraktiver. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2024 liegt mit 11,8 auf dem Niveau Brasiliens und Chinas, während die Eigenkapitalrendite mit etwa 14 Prozent gegenüber 11 Prozent in China auf dem Niveau Brasiliens liegt.

Die grösste Volkswirtschaft Lateinamerikas ist ein zyklisch orientierter Markt mit derzeit günstigen Bewertungen, die für langfristige Anleger attraktiv sein könnten. Wie Mexiko hat auch das rohstoffreiche Brasilien eine relativ junge Erwerbsbevölkerung und eine tiefe Arbeitslosenquote. Zu den grössten Prioritäten des Landes gehört die Reduzierung des Defizits, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, während es die finanzielle Integrität als eine politische Priorität ansieht. Obwohl Brasilien der weltweit grösste Exporteur von Sojabohnen ist, ist es eine relativ geschlossene Handelswirtschaft, in der der Handel im Jahr 2023 etwa 33,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht. Analysten gehen davon aus, dass Brasilien dadurch im Vergleich zu Mexiko relativ weniger von den Zöllen betroffen sein könnte.

Diversifikation wichtiger denn je

Gemäss Franklin Templeton dürften eine Erholung der Gewinne, die Beschleunigung der KI- und Blockchain-Technologie, erhöhte private Kapitalinvestitionen aufgrund der Stabilisierung der wirtschaftlichen Bedingungen, eine zunehmende Betonung der nachhaltigen Entwicklung in den Schwellenländern und eine wahrscheinliche Lockerung der globalen Geldpolitik dazu beitragen, dass sich die globalen Ex-US-Märkte über der Politik halten und im Jahr 2025 solide Renditen erzielen.

Als Fazit werden US-Allokationen zu Recht der Eckpfeiler der meisten Aktienanleger bleiben, und das Wirtschaftswachstum des Landes wird wahrscheinlich sowohl das der Wettbewerber als auch die Erwartungen übertreffen. Aber angesichts der Ausweitung der Rallye und der seismischen Verschiebungen im geopolitischen Kontext war Diversifizierung noch nie so wichtig wie heute. Es war auch noch nie so einfach, dies zu erreichen, dank einer ständig wachsenden Palette an kostengünstigen, unkomplizierten und präzisen Instrumenten wie Einzelländer- oder Regional-ETFs, regelbasierten Dividendenstrategien oder thematischen Portfolios.

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