13.09.2024, 16:03 Uhr
Die Weltordnung steht vor einem Übergang in ein autoritäres Zeitalter, befindet Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute in Deutschland. Er zeigt auf, was dieser Trend für...
Die Finanzmärkte sind weiter fragil. Besonders sprunghaft zeigt sich der Anleihemarkt. Dass die Zinspapiere auf Inflation und Zinswende mit signifikanten Kursverlusten reagiert haben, war zu erwarten. Doch zuletzt hat sich der Abwärtstrend noch beschleunigt. "Und ein Ende ist nicht in Sicht", meint der deutsche Vermögensverwalter Feri.
Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation der Feri-Gruppe, spricht von einer anhaltenden Verkaufswelle. Seine Prognose führt er auf verschiedene Gründe zurück: Zum einen gingen Anleiheinvestoren dazu über, ihre Verluste durch Notverkäufe zu begrenzen. Zum anderen zwinge der starke US-Dollar viele Schwellenländer dazu, ihre Dollarbestände, die häufig in Form von Anleihen gehalten werden, zu verkaufen, um die Lokalwährung zu stützen.
"Gleichzeitig fehlen wichtige Akteure auf der Nachfrageseite", fährt Baitinger fort: Die Notenbanken der Industrieländer sind auf einen Kurs der monetären Straffung umgeschwenkt und ziehen sich von den Anleihemärkten zurück. Auch die führenden institutionellen Anleger warteten mit Käufen derzeit ab. Grossinvestoren rechneten damit, dass die Emissionsvolumen in naher Zukunft noch einmal steigen würden, weil sich die Staaten, vor allem in Europa, massiv neu verschulden würden, um die Energiekrise abzufedern.
"Angebot und Nachfrage befinden sich damit in einem extremen Missverhältnis. Folglich ist die Liquidität an den Anleihemärkten derzeit so gering wie zuletzt vor zwei Jahren beim Corona-Crash", konstatiert der Feri-Experte, der beim deutschen Asset Manager auch zahlreiche Forschungsprojekte steuert und koordiniert.
Diese Illiquidität erschwert in seinen Augen eine rationale Informationsverarbeitung an den Anleihemärkten. Ungewöhnlich sei etwa, dass die Zinsen erneut steigen, obwohl der Höhepunkt der Inflation vielfach kurz bevorstehe oder, wie in den USA, sogar schon erreicht sei und die globale Konjunktur schwächelt.
Die Turbulenzen an den Anleihemärkten verhinderten zudem, dass sich die Aktienkurse nachhaltig stabilisieren können: "Das generelle Zinsniveau ist eine wichtige Determinante für die Bewertungen an den Aktienmärkten. Wenn die Zinsen weiter spürbar steigen, drohen dort neue starke Abverkäufe", so Baitinger.
Es werde entscheidend darauf ankommen, wie sich die globalen Notenbanken positionieren. Sollten sie ausserplanmässig von ihrem Straffungspfad abweichen, weil sie weitere Verwerfungen an den Aktienmärkten als unkalkulierbares Risiko für das Finanzsystem einstufen, "wäre definitiv die Zeit gekommen, um in größerem Umfang in Aktien zu investieren."
Anleger sollten in den kommenden Monaten deshalb die Geldpolitik genau im Blick behalten, rät der Anlagestratege.