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Swiss Pensions Conference 2015: Berater gezielter wählen

Christian Dreyer CFA, Moderator des Anlasses und CEO von CFA Switzerland.
Christian Dreyer CFA, Moderator des Anlasses und CEO von CFA Switzerland.

Die Herausforderungen an die Schweizer Pensionskassen steigen und damit auch die Anforderungen an die Stiftungsräte. Gemäss CFA, dürfte damit die Rolle der Berater noch bedeutender werden, weshalb die Vergabe von Mandaten noch effizienter und interessenneutraler erfolgen muss als heute.

11.06.2015, 17:52 Uhr

Redaktion: dab

Die jährlich von CFA Society Switzerland durchgeführte Swiss Pensions Conference (SPC), die soeben zum vierten Mal in Rüschlikon getagt hat, entwickelt sich zu einem zentralen Anlass der Schweizer Vorsorgebranche. Die diesjährige Veranstaltung zum Thema, „Verantwortung in der Krise“, zog 137 Vorsorge- und Anlagespezialisten an.

Angesicht der Nachwehen der Finanzkrise, der sich zuspitzenden Eurokrise, der Negativzinsen und der steigenden Anlagerisiken suchen die Pensionskassenverantwortlichen vermehrt Rat bei Experten. Im Zentrum der Konferenz stand denn auch der Erfahrungsaustausch zwischen Theorie und Praxis bzw. die Referate der Professoren Dr. Aymo Brunetti, Universität Bern, Dr. Tim Jenkinson, Universität Oxford und Dr. Paul Embrechts, ETH Zürich.

Aufwertungsdruck des Frankens als grösstes Risiko
Gemäss Wirtschaftsexperte Brunetti hat sich die globale Wirtschaft seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor 7 Jahren noch nicht überall voll erholt. Der Schweizer Wirtschaft attestiert er jedoch eine hohe Krisenresistenz. Die Arbeitslosigkeit ist tief und die Beschäftigung hoch. Die Exportwirtschaft sei gut aufgestellt, die Staatsfinanzen solide und der Finanzsektor stabil. Dies mache allerdings die Schweiz attraktiv für Fluchtkapital.

Nach Aufgabe der Frankenbindung an den Euro sieht er denn auch das grösste Risiko in einem weiteren Aufwertungsdruck der Schweizer Währung. Die Schweizer Notenbank habe an Glaubwürdigkeit verloren und verfüge deshalb über wenig Spielraum, um dem entgegenzuwirken. Die Negativzinsen können zudem nicht beliebig erhöht werden. Hoffnung gibt die erstarkende US-Wirtschaft, die dort eine baldige Zinswende und eine weitere Dollaraufwertung erwarten lässt. Dies könnte den Franken entlasten.

Pensionskassenberater in der Kritik
Die Schweizer Negativzinsen, die international stattlich bewerteten Anlagemärkte und der drohende Austritt Griechenlands aus der EU stellen die Anlagespezialisten der Schweizer Pensionskassen vor grosse Herausforderungen. Der Finanzprofessor Jenkinson warnte jedoch davor, die Verantwortung blind an externe Anlage- und Pensionskassenberater zu delegieren. Diese sollten nur dort beigezogen werden, wo sie erwiesenermassen Mehrwert bieten können. Kaum Sinn mache es, sich teuren Rat in hochliquiden Märkten wie US-Aktien zu holen. Eine Untersuchung mit Daten von 2009 bis 2011 ergab, dass weltweit führende Berater bei der Selektion der Anlagemanager im Schnitt keinerlei Mehrwert erzielten, sondern eher das Gegenteil.

Angesichts ihrer wichtigen Funktion im Vorsorgemarkt fordert der Jenkinson von den Beratern mehr Transparenz, damit die Pensionskassen eine effizientere Auswahl treffen können. Die Schweizer Pensionskassenberater sind zwar in den letzten Jahren vermehrt dazu übergegangen, in liquiden Anlagemärkten günstige, passiv gemanagte Exchange Traded Funds (ETF) zu empfehlen. Christian Dreyer CFA, Moderator des Anlasses und CEO von CFA Switzerland, stösst sich jedoch daran, dass es den Beratern erlaubt sei, Anlagen und Vermögensverwalter zu empfehlen und gleichzeitig das Investmentcontrolling auszuführen. „Dies führt zu unakzeptablen Interessenkonflikten“, stellt er fest.

Verantwortung schon vor der Krise wahrnehmen
Der Mathematik- und Risikospezialist Embrechts, der dritte professorale Gastredner am SPC15, betonte, dass Verantwortung am besten pro-aktiv vor einer Krise wahrgenommen werden soll. Dazu gehört auch, dass sich die Wissenschaft vermehrt Gehör bei der Politik verschafft und gemeinsam mögliche Krisenherde ausmacht. Als Beispiel nannte er eine Warnung vor „Basel II“, die er zusammen mit anderen Experten verfasst und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich vorgelegt hat – leider vergebens. Die Warnung erwies sich im Nachhinein als korrekt. Embrechts zieht folgende Lehre aus der Finanzkrise: komplexer werdende Anlageprodukte, beschleunigte Märkte und steigende Volumen sind deutliche Krisenzeichen.

Soweit scheinen wir noch nicht zu sein, war die überwiegende Meinung der Konferenzteilnehmer. Anlagemöglichkeiten gibt es zwar, aber die Ertragserwartungen sind ungenügend. Deshalb müssen höhere Risiken eingegangen werden. Ferner sollten die Anlagevorschriften in der beruflichen Vorsorge mehr Freiräume einräumen und dazu beitragen, gefährliches Herdenverhalten zu unterbinden. (Siehe Fondstrends Artikel SPC15-Umfrage: Fortschreitende Konsolidierung in der Vorsorgebranche)

Dringender Revisionsbedarf bestehe jedoch bezüglich Minimalverzinsung und Umwandlungssatz. Es gehe nicht an, dass die Politik falsche Parameter vorschreibe, deren Durchsetzung dann in der Verantwortung der Pensionskassen stehe. Am Schluss trägt eh der Stiftungsrat die Verantwortung, der im Milizsystem gewählt wird. Angesichts der steigenden Anforderungen an die Pensionskassen komme aber das Schweizer Milizsystem an seine Grenzen. Denn um die künftigen Herausforderungen zu meistern, ist immer mehr Fachkompetenz nötig. Gemäss Dr. Bruno Lang, Verwaltungsratspräsident vom VPS Verlag, kann dies gelöst werden, indem sich der Stiftungsrat auf Führungsfragen konzentriert und für spezifische Aufgabengebiete sorgfältig ausgewählte Berater beizieht.

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