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"Nikotinentzug – eine solidarische Investition"

Rudi Van Den Eynde, Head of Thematic Global Equity bei Candriam
Rudi Van Den Eynde, Head of Thematic Global Equity bei Candriam

Das Rauchen wird als grösster Risikofaktor für zahlreiche chronische Krankheiten betrachtet. Insbesondere ist es die Ursache eines Drittels aller Krebsfälle. Als Akteure des Wandels hätten die Investoren eine wichtige Rolle im Kampf gegen das Rauchen inne, kommentiert Rudi Van Den Eynde von Candriam.

21.06.2021, 13:04 Uhr

Redaktion: rem

Lunge, Harnblase, Brust, Darm, Leber, Kehlkopf ... Die Produkte der Tabakindustrie sind der Ursprung von sechzehn Krebsarten, darunter die aggressivsten Formen. Sie sind ausserdem für eine Vielzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich, die zur Invalidität, wenn nicht gar zum Tode führen. Das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, ist bei Rauchern doppelt so hoch. Zigaretten sind die grösste Ursache von schweren Atemwegserkrankungen wie einem Emphysem oder der chronischen obstruktiven Lungenerkrankung.

Wie Rudi Van Den Eynde, Head of Thematic Global Equity bei Candriam weiter ausführt, ist in Entwicklungsländern die Zahl der Menschen, die diesen Krankheiten zum Opfer fallen, besonders hoch. Laut der WHO verursacht die Nikotinsucht weltweit mehr als acht Millionen Tote jährlich. Raucher – und ehemalige Raucher – stehen für fast sieben von acht Todesfällen. Doch sie sind nicht die einzigen Opfer des Nikotins. Passives Rauchen wird seit zwanzig Jahren als krebserregend eingestuft und richtet ebenfalls verheerende Schäden an, einschliesslich bei Kindern. Laut der Ergebnisse einer in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Tobacco Control veröffentlichten Meta-Analyse wird es inzwischen mit einem um 51% erhöhten Risiko in Verbindung gebracht, Krebs im Mund- und Rachenraum zu entwickeln.

Kennzahlen

Nikotinsucht ist die zweithäufigste Todesursache weltweit. 65'000 Kinder sterben jedes Jahr an Krankheiten in Verbindung mit passivem Nikotinkonsum. 70% bis 80% der Herzinfarkte bei Personen unter 50 Jahren sind auf Tabakgenuss zurückzuführen. Tabak ist der grösste Risikofaktor für Lungenkrebs. Er ist bei einem Raucher um das 15-fache erhöht. (Quelle: WHO)

Hohe medizinisch-wirtschaftliche Kosten

Van Den Eynde weist auch auf die medizinisch-wirtschaftlichen Schäden des Rauchens hin, die alles andere als unerheblich seien, wie die Ergebnisse der ersten Referenzstudie zeigten, die vor vier Jahren in 152 Ländern durchgeführt wurde. Demnach wurden die Kosten in Verbindung mit Krankenhausaufenthalten und Behandlungen für 2012 auf 422 Mrd. USD geschätzt. Das sind 5,7% der weltweiten Gesundheitsausgaben. Nach Kombination direkter und indirekter Ausgaben beliefen sich die Kosten der Nikotinsucht damit auf 1436 Mrd. USD, also 1,8% des internationalen BIP. Vier Länder vereinten ein Viertel der globalen Ausgaben auf sich: China, Indien, Brasilien und Russland.

Aus gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen haben die zuständigen Behörden einen entschlossenen Kampf gegen den Tabak gestartet. Seit mehreren Jahren zeigen sie ihr Ziel in zahlreichen Ländern via Medienkampagnen, Bilderwarnungen, neutralen Verpackungen, Werbeverboten, Festlegung eines gesetzlichen Mindestalters, Anhebung der Steuern und Preise oder auch der Verringerung von Raucherbereichen. "Manche haben sogar entschieden, noch weiter zu gehen und verbieten den Verkauf von Zigaretten an Personen, die nach 2004 geboren sind, vollständig. Mittels dieser symbolischen Massnahme tritt die Regierung von Neuseeland klar für ihr Ziel ein: bis 2025 das erste Land ohne Tabak zu werden", betont Van Den Eynde.

Unvollständige und unzureichende Massnahmen

Auch als weltweite Priorität der öffentlichen Gesundheit lasse sich der Konsum von Nikotin jedoch nicht einfach verbieten, fährt der Head of Thematic Global Equity bei Candriam fort. Laut der WHO verdoppeln die Begleitung durch einen Gesundheitsexperten und die Verwendung von passenden Medikamenten die Erfolgschancen. Ohne angemessene Hilfe liege die Rate des Scheitern bei 96%. Der Markt für Nikotinentzug wächst stark an und lässt sich laut Van Den Eynde in zwei grosse Kategorien aufteilen: Nikotinersatzstoffe und pharmakologische Behandlungen. Inzwischen werden mehrere Moleküle empfohlen, wie Bupropion und Vareniclin. Seit Kurzem rundet Cytisinicline die bestehenden Behandlungsoptionen ab, die allerdings unvollständig und unzureichend bleiben, um die zahlreichen Misserfolge und langfristigen Rückfälle zu begrenzen. Kaugummis, Bonbons und Pflaster werden oft zuerst verwendet, liefern aber deutlich schlechtere Ergebnisse als Medikamentenlösungen, insbesondere bei stark Abhängigen.

"Homöopathie, Hypnotherapie, Akupunktur ... Manche unkonventionelle Methoden werden manchmal bevorzugt, doch global gesehen sind sie weniger wirksam. In Ermangelung unwiderlegbarer Beweise werden Inhaler mit oder ohne Nikotin nicht als realistische Alternative betrachtet. Die wissenschaftliche Doktrin ist klar: Der Mangel an beweiskräftigen Daten zu Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ermöglicht keine Festlegung, ob sie eine Gefahr für die Menschen darstellen", erläutert Van Den Eynde weiter.

Neue Ansätze

Die Entdeckung eines universellen Heilmittels gegen Nikotinsucht sei die beste Hoffnung für 1,3 Mrd. Raucher. Seit 20 Jahren wecke die Entwicklung einer Impfung gegen Nikotin die Aufmerksamkeit internationaler Forscher. Zahlreiche Arbeiten wurden durchgeführt, aber keine von ihnen führte zu einem erfolgreichen Ergebnis. Derzeit werden laut dem Experten neue Wege ausgelotet. Zu den vielversprechendsten Arbeiten gehöre jene eines amerikanischen Teams des Scripps Research Institute, das ein Enzym identifiziert haben soll, das Nikotin im Blut zerstört, ehe es das Gehirn erreicht. Der an Mäusen getestete Prototyp soll zuverlässig sein. Demnächst soll er am Menschen getestet werden.

Der technologische Fortschritt zeichnet auch neue Perspektiven vor. Mehrere mobile Apps begleiten Menschen, die das Rauchen aufgeben wollen. "QuitNow!" ist besonders beliebt und bietet Argumente, Beratung, Tipps oder Spiele, um in Momenten der Schwäche die Gedanken zu beschäftigen. Sie wurde vom spanischen Unternehmen Fewlaps entwickelt und bereits mehr als eine Millionen Male heruntergeladen. Zumindest gleicht sie durch personalisierte und beständige Unterstützung der Nutzer einen Bereich der Anfälligkeit aus, der oft in den verschiedenen Arten der Betreuung festgestellt wird.

"Die Investoren sind Akteure des Wandels und haben eine wichtige Rolle im Kampf gegen das Rauchen inne", betont Van Den Eynde. Candriam trage seinen Teil zu diesem solidarischen Anliegen bei mithilfe seines Expertenteams, welches das Ziel verfolge, die innovativsten Unternehmen zu finden, die die Entwicklungen, Projekte und Lösungen der Zukunft entdecken und realisieren können, die für die Gemeinschaft den höchsten Nutzen haben.

Welt-Nichtrauchertag

Der erste Welt-Nichtrauchertag fand laut Van Den Eynde am 31. Mai 1988 statt. Seit 33 Jahren findet er jedes Jahr am selben Tag statt. Die WHO und ihre Partner profitierten beständig von dieser Gelegenheit, um die Menschen hinsichtlich der zahlreichen Risiken des Rauchens zu informieren und zu sensibilisieren. Neben Herzleiden, Lungengesundheit und dem Schutz junger Menschen gegen Manipulation durch die Tabakindustrie habe diese neue Ausgabe ein entschlossenes Thema: "Commit to quit!», oder auch "Sag ja zum Rauchverzicht».

Wie der Experte weiter erläutert, nahm sich die WHO vor dieser Kampagne vor, 100 Millionen Raucher zu unterstützen, die versuchen, von der Zigarette loszukommen. Im Rahmen eines im letzten Dezembers gestarteten Begleitprogramms biete sie vor allem Tools und Ressourcen, um ihnen beim Erreichen ihres Ziels zu helfen. 2020 sei der Tabak mit mehr als 10 Mio. Opfern die Hauptursache von Todesfällen und Krankheiten weltweit gewesen. Damit habe er eine höhere Todesfallrate als Aids, Tuberkulose, Müttersterblichkeit, Autounfälle, Selbstmorde und Morde zusammengenommen.

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