26.05.2023, 09:11 Uhr
Die Zahl der Ansteckungen steigt seit Wochen stetig an. In Peking sei Covid-19 seit vier Wochen wieder das vorherrschende Virus unter allen Infektionskrankheiten, wie die lokale Gesundheitskommission mitteilte.
Das Coronavirus hat das Leben zu grossen Teilen stillgelegt. Thomas Heller von der Schwyzer Kantonalbank schätzt die verordneten Massnahmen aus heutiger Sicht ein und meint, die Politik habe zumindest quantitativ nicht zu wenig getan.
Die Aufarbeitung der Corona-Krise werde dereinst auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Man werde etwa beurteilen wollen, ob die getroffenen Massnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung angemessen waren, ist sich Thomas Heller, CIO und Leiter Research der Schwyzer Kantonalbank, sicher. War es richtig, das öffentliche Leben staatlich verordnet weitgehend stillzulegen oder war der liberalere, auf Eigenverantwortung basierende schwedische Weg der bessere? Hätte man mehr testen und die Grenzen früher schliessen müssen? Wäre eine Schutzmaskenpflicht zweckmässig gewesen?
Weiter werde man sich mit dem wirtschaftlichen Rückgang bzw. den eingesetzten Mitteln auseinandersetzen müssen, um den Schaden zu reparieren oder zu mindern. Hat man zu wenig getan oder zu viel? "Versuchen wir das aus heutiger Sicht einzuordnen", schlägt Heller vor. Zunächst der Schaden: Gemäss Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) dürfte die globale Wertschöpfung (BIP) in diesem Jahr um 3% schrumpfen. Anfang Jahr hatte der IWF noch mit einem Wachstum von über 3% gerechnet. In absoluten Zahlen beläuft sich die Differenz zwischen den beiden Schätzungen auf rund 5'500 Mrd. US-Dollar. Trotz kräftiger Erholung werden im kommenden Jahr nicht die ganzen Einbussen wettgemacht. Kumuliert könnte 2020 und 2021 ein BIP-Verlust von 9'000 bis 10'000 Mrd. Mrd. US-Dollar entstehen.
Diese Zahlen regen Heller zum Denken an: Was stellt die Politik dem entgegen? Wie umfangreich sind die Massnahmen der Notenbanken? Auf wieviel belaufen sich die von den Regierungen gesprochenen Kredite, Bürgschaften, Subventionen, … auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene? Ein Ökonom der Columbia University hat auf Basis des "Policy Tracker Covid-19" des IWF Berechnungen zur Wirkung all dieser Massnahmen angestellt. Die Ergebnisse seien bemerkenswert, meint Heller. Allein die nach der Wirtschaftsleistung 15 grössten Länder - sie repräsentieren drei Viertel des globalen BIP - haben gemäss diesen Berechnungen Stimuli von mehr als 10'000 Mrd. US-Dollar initiiert. "Das ist mehr als das jährliche BIP von Japan und Deutschland zusammen. Und mehr als der geschätzte BIP-Verlust in diesem und im nächsten Jahr", ordnet Heller diese Massnahmen ein.
Diese Berechnungen seien aber nicht genau und somit angreifbar. Und über die Notwendigkeit von Paketen dieser Dimension sowie über deren Effizienz und Effektivität sei damit auch nichts gesagt. Was sich laut Heller aber auf jeden Fall sagen lässt: "Was Regierungen und Notenbanken der Corona-Krise entgegenstellen, ist enorm. Von zu wenig kann vermutlich nicht die Rede sein. Vor drei Monaten wurden an dieser Stelle von der Politik rasche Massnahmen gefordert. Zumindest quantitativ hat sie geliefert. Sie wirft dem Ertrinkenden nicht nur einen Schwimmring zu, sondern gleich auch noch Flügeli."