26.05.2023, 09:11 Uhr
Die Zahl der Ansteckungen steigt seit Wochen stetig an. In Peking sei Covid-19 seit vier Wochen wieder das vorherrschende Virus unter allen Infektionskrankheiten, wie die lokale Gesundheitskommission mitteilte.
Die deutsche BioNTech und US-Partner Pfizer sind weltweit die ersten Unternehmen, die erfolgreiche Daten für eine Zulassung eines Corona-Impfstoffs präsentieren. Die Impfung soll einen über 90%igen Schutz bieten. Mit Ausnahme der Schweizer Börse, die relativ verhalten reagiert hat, reicht das Marktecho von begeistert bis euphorisch.
Der Impfstoff von BioNTech und Pfizer wirkt viel besser als erwartet. Gemäss ersten Daten aus der Phase-III-Studie des deutschen Biotechunternehmens und des US-Pharmakonzern liegt die Zahl der an Covid-19 erkrankten Testpersonen, die den Impfstoff erhalten hatten, 90% tiefer als in der Vergleichsgruppe, die Placebo verabreicht bekam. Experten hatten mit einem Schutz von 60 bis 70% gerechnet, und von der US-Gesundheitsbehörde weiss man, dass sie eigenen Angaben zufolge selbst einen Impfstoff zuzulassen würde, der nur einen 50%igen Schutz bietet.
BioNTech und Pfizer sind die weltweit ersten Unternehmen, die erfolgreiche Daten aus der für eine Zulassung entscheidenden Studie mit einem Corona-Impfstoff präsentieren. «Das ist die erste Evidenz, dass Covid-19 durch einen Impfstoff beim Menschen verhindert werden kann», sagte BioNTech-Chef Ugur Sahin zur Nachrichtenagentur Reuters.
Auf ein solches Signal warteten die Börsen schon länger. Entsprechend schossen die Kurse nicht nur der beiden beteiligten Untenehmen in die Höhe. Die Aktienmärkte insgesamt honorierten die Meldung mit deutlichen Kursgewinnen. Dax und Euro Stoxx 50 schnellten mehr als 6% hoch, Frankreichs Börsenindex Cac 40 rund 8%. Auf einen kräftigen Kursschub auch in Wallstreet deuteten um die Mittagszeit in Europa die US-Aktienfutures hin, die kräftig vorrückten. Der Dow Jones Industrial eröffnete dann am Montag gut 4% höher (Pfizer +gut 8%), der viel breiter gestreute Nasdaq-Index war kaum verändert.
Die Schweizer Börse reagierte nach anfänglichem Boom mit plus 1,7% des Blue-Chip-Indexes SMI um die Mittagszeit (+ rund 1% bei Eröffnung Wallstreet) relativ ruhig. Die im Vergleich zu anderen Märkten unterkühlte Haltung dürfte damit zusammenhängen, dass Schweizer Pharmanbieter und -zulieferer, die im Rennen um einen Covid-19-Impfstoff ebenfalls stark engagiert sind, aufgrund der Erfolgsmeldung von BioNTech und Pfizer zurückgedrängt werden könnten - mindestens, was die öffentliche Aufmerksamkeit betrifft.
BioNTech und Pfizer wollen aber nicht umgehend einen Antrag auf Notfallzulassung einreichen, sondern wie ursprünglich geplant auf weitere Daten warten. Erst wenn bei der Hälfte der Studienteilnehmer nach der zweiten Impfung zwei Monate verstrichen sind und sie wie bis anhin keine bedenklichen Nebenwirkungen zeigen, würde der Antrag eingereicht.
Die beiden Hersteller scheinen davon auszugehen, dass die US-Gesundheitsbehörde den Antrag entgegennimmt, wenn die Hälfte der ursprünglich angestrebten Teilnehmerzahl erreicht ist, und nicht Hälfte der aufgestockten Zahl. Diese Daten sollen in der dritten Novemberwoche vorliegen, der Antrag könnte noch vor Ende Monat gestellt sein. Eine Antwort der US-Gesundheitsbehörde FDA dürfte dann in wenigen Tagen folgen, schreibt Reuters.
Trotzdem gelte es, nicht zu euphorisch zu werden, kommentiert die Anlegerzeitung "Finanz und Wirtschaft". Erstens könne die Erfolgsquote im weiteren Verlauf der Studie noch sinken. Zweitens könnten in ein paar Wochen oder Monaten noch Nebenwirkungen auftreten, welche die eindrückliche Wirksamkeit trüben. Drittens ist die Dauer der Immunreaktion noch nicht bekannt. "Die mRNA-Technologie, die BioNTech mit Partner Pfizer einsetzt, hat in früheren Tests mit anderen Impfstoffkandidaten zwar zur Produktion von Antikörpern angeregt. Diese sind aber relativ rasch aus dem Körper verschwunden," relativiert das Blatt.
BioNTech und Pfizer hatten ihre entscheidende Phase-3-Studie Ende Juli gestartet. Die mRNA-Technik, auf welcher Impfstoff basiert, soll den menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Proteinen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger vermitteln. Bisher wurde weltweit noch keine Impfung auf Basis dieser neuen Technologie zugelassen.
Ein solcher Impfstoff soll schneller in grossem Massstab hergestellt werden können als ein herkömmlicher. Er benötigt allerdings auch eine deutlich stärkere Kühlung, was die Logistik erschwert. Laut BioNTech-Chef Ugur Sahi hat sich bei der Haltbarkeit och nicht viel verändert. Man werde den Impfstoff bei minus 70 Grad verschiffen. Er werde dann in zentralen Standorten bei gleicher Temperatur gelagert, und wenn er gebraucht würde, könne er fünf Tage lang im Kühlschrank gehalten oder bei Kühlschranktemperatur transportiert werden. Mit dieser Logistik wolle man die ersten drei Monate arbeiten. «Wir sind zuversichtlich, dass das in der Zusammenarbeit mit den Behörden und den Krankenhäusern sehr gut funktionieren wird", fügt Sahi an.
BioNTech ist auf die Entwicklung und Herstellung von aktiven Immuntherapien spezialisiert und in Mainz beheimatet. Die Aktien werden am amerikanischen Markt für Wachstumswerte Nasdaq gehandelt. Der Kurs explodierte zu Handelsbeginn am Montag um 13,6% auf 104 US-Dollar.