26.05.2023, 09:11 Uhr
Die Zahl der Ansteckungen steigt seit Wochen stetig an. In Peking sei Covid-19 seit vier Wochen wieder das vorherrschende Virus unter allen Infektionskrankheiten, wie die lokale Gesundheitskommission mitteilte.
Mit der langsamen Öffnung der Wirtschaft schärft sich das Bild, das diese Krise zeichnet. Es öffnet sich eine Diskrepanz zwischen der Realwirtschaft und der Entwicklung der Aktienmärkte. Mario Geniale, CIO der Bank CIC, gibt Antworten auf die Frage, wie man nun als Anleger agieren sollte.
"Die Auswirkungen der Corona-Krise gehen spurlos an den Finanzmärkten vorbei. Die Wahrnehmung der Investoren richtet sich nach den stark medial verbreiteten Nachrichten, dass eine Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten die Folgen rasch eindämmen kann. Der SMI notiert fünfstellig und wird zuletzt von zyklischen Sektoren wie Finanz und Industrie getrieben", sagt Mario Geniale, Chief Investment Officer (CIO) der Bank CIC (Schweiz).
Aus seiner Sicht wenig überraschend führen Titel aus dem Gesundheitswesen, defensive Werte und Technologieunternehmen die Rangliste seit Jahresanfang an. Als Profiteure der Corona-Krise gelten die Titel der Pharmazulieferer Bachem und Lonza, des Laborausrüsters Tecan sowie der Versandapotheke Zur Rose. Defensive Titel wie zum Beispiel BKW, Givaudan oder Sunrise wurden hauptsächlich aufgrund der hohen und stabilen Dividendenausschüttungen gekauft. Technologiewerte wie Also oder Logitech profitierten vom Trend zum Homeoffice. Alle diese Titel sind ungeachtet ihrer Qualität teilweise deutlich zu hoch bewertet und werden daher bei einer kurzfristigen Korrektur keinen Schutz bieten können.
Aktuell notiert der SMI knapp über der 200-Tageslinie. "Diese technische Barriere dürfte nur bei einer Verbesserung der Fundamentaldaten nachhaltig überschritten werden. Kurzfristig ist das Aufwärtspotential limitiert. Zum einen ist der Markt stark überkauft und zum anderen sind Investoren bezüglich der erwarteten Wirtschaftserholung zu optimistisch", so Geniale. Immerhin erwartet das Wirtschaftssekretariat Seco für das Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandprodukts von -5,8% und eine Arbeitslosenquote von 4,7%. Das sei im Europa-Vergleich recht robust, dank des flexiblen Massnahmenkataloges des Schweizer Bundesrates. Finanzakteure hätten diese Entwicklung antizipiert und schauten in Richtung 2021, in der die Wirtschaft wieder um 4,9% anziehen soll.
"Diese Projektion kann den SMI in den nächsten zwölf Monaten auf neue Höchstkurse hieven. Die Auswirkungen der schwersten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren dürften dann vorüber sein und die Wirtschaft wird auf ihren langfristigen Wachstumspfad zurückkehren", meint Geniale. Tina, die langjährige Weggefährtin der Investoren, rücke wieder in den Vordergrund. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gebe es auch in einem Jahr keine Alternative zu Aktien, da die Zentralbanken mit ihrer anhaltend expansiven Geldpolitik die Zinsen tief halten. Aber nicht nur die Schweiz profitiere von dieser Entwicklung: Europas langsame Entscheidungsfindung sei zuvor immer wieder ein Argument gewesen, den Finanzplatz gegenüber den USA und Asien zu meiden. Doch die Investoren seien zuletzt von Plänen eines Wiederaufbaufonds in Höhe von 750 Mrd. Euro überrascht worden. Sie würden nun europäische Aktien vorziehen.
"Auch die Agilität der US-Wirtschaft ist bemerkenswert. Eine flexible und schnelle Unterstützung von Kongress und Zentralbank dämmen die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Realwirtschaft ein. Die US-Präsidentschaftswahlen werden zudem nur einen begrenzten Einfluss auf die Börsen haben. Der unberechenbare Präsident Donald Trump ist für die Investoren durchaus berechenbar, da er trotz aller Polemik eine wirtschaftsfreundliche Politik verfolgt. Vom Herausforderer Joe Biden werden keine grossen Änderungen in der Wirtschaftspolitik erwartet. Der Trend zur De-Globalisierung wird ebenso anhalten, wie das sino-amerikanische Gerangel um die geopolitische Macht. Sollte Biden Präsident werden, wird sich der Ton ändern, die Musik jedoch nicht", fasst der CIO der Bank CIC die Situation zusammen.
Wie er weiter ausführt, könnte die Entwicklung in Asien etwas kritischer aussehen: Die Leistungsbilanzen der asiatischen Länder werden aufgrund der erhöhten Staatsverschuldung der Abnehmer (Europa und USA) unter Druck kommen und den asiatischen Wachstumsmotor zum Stottern bringen. Deswegen seien drei Eckpfeiler für Aktieninvestitionen in diesen fragilen Zeiten besonders wichtig: stabile Umsätze, schlanke Verschuldung und Innovationen. "Hier treten der Sportartikelhersteller Adidas, das Bekleidungsunternehmen Inditex und das Industrieunternehmen Schneider hervor. In der Schweiz beweisen dies Sika und Lonza, sowie die drei Basisinvestments Roche, Novartis und Nestlé", sagt Geniale.