26.05.2023, 09:11 Uhr
Die Zahl der Ansteckungen steigt seit Wochen stetig an. In Peking sei Covid-19 seit vier Wochen wieder das vorherrschende Virus unter allen Infektionskrankheiten, wie die lokale Gesundheitskommission mitteilte.
Anders als der Konjunktur könnte der Inflation eine V-förmige Erholung gelingen. Das glauben die Experten der DWS. Wenn sich die Angebotsseite erholt, könnten gewisse Restriktionen bestehen bleiben, um weitere Erkrankungswellen zu vermeiden. Das würde zu deutlich höheren Preisen führen.
Viele Rezessionen der Nachkriegszeit folgten einem bekannten Muster. Im Abschwung werden private Haushalte und Unternehmen typischerweise sparsam. Die gesamtwirtschaftliche Sparquote steigt. Im Angebots- und Nachfragemodell verschiebt sich die Nachfragekurve somit nach links, es wird weniger konsumiert. Dies führt zu einem neuen Gleichgewicht, in dem sowohl die gesamte Wirtschaftsleistung, als auch das Preisniveau niedriger sind als zuvor. Je nachdem, wie flexibel Löhne und Preise reagieren, kann der Einbruch eine ganze Weile andauern. Da helfen nach Ansicht vieler Ökonomen nur staatliche Konjunkturprogramme.
Nun hat es zuletzt an fiskal- und geldpolitischer Unterstützung nicht gemangelt, meinen die Experten von DWS. Allerdings habe die Covid-19-Rezession auch gravierende Auswirkungen auf die Angebotsseite der Wirtschaft. Um die Ausbreitung des Virus zu bremsen, wurden viele Verbote verhängt. Restaurants, Hotels, Fitnessstudios und andere Dienstleister waren besonders von den sogenannten Lockdown- Massnahmen betroffen. Diese staatlich verordnete Reduktion des Angebots führt im Angebots- und Nachfragemodell dazu, dass sich neben der Nachfragekurve auch die Angebotskurve nach links verschiebt. Ein Covid-19-Rezessions-Gleichgewicht findet sich bei wesentlich niedrigerer Wirtschaftsleistung und allenfalls moderat niedrigerem Preisniveau.
Jüngst veröffentlichte Inflationsdaten scheinen diese theoretische Betrachtung zu bestätigen, sagen die Experten von DWS. Ohne Berücksichtigung der Energiekomponente, die dank des Ölpreises dieses Jahr schon einige Kapriolen geschlagen hat, liege die Inflationsrate in der Eurozone mit 1,3% im Juni genau auf dem gleichen Niveau wie zu Beginn des Jahres.
Spannend werde es, wenn sich die Angebotsseite wieder erholt. Gewisse Restriktionen dürften bestehen bleiben, um erneute Erkrankungswellen zu vermeiden. Dann würde sich die Nachfragekurve wieder nach rechts verschieben, die Angebotskurve aber deutlich links vom ihrem alten Niveau verharren. Die steigende Wirtschaftsleistung würde dann von deutlich höheren Preisen begleitet. Es könnte sein, dass der Anleihemarkt diese Entwicklung schon ahnt. Wie aus dem DWS Chart of the Week ersichtlich wird, sind die aus der Renditedifferenz von nominalen zu realen US-Staatsanleiherenditen abgeleiteten Inflationserwartungen am steigen. Es ist durchaus vorstellbar, dass zwar nicht die Konjunktur, aber dafür die Inflation eine V-förmige Erholung sehen könnte.