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Corona-Krise: Massive Abflüsse bei europäischen Fonds

Im März mussten europäische Fonds massive Abflüsse verzeichnen. (Bild: Shutterstock.com/Filip Fuxa)
Im März mussten europäische Fonds massive Abflüsse verzeichnen. (Bild: Shutterstock.com/Filip Fuxa)

Die Ausbreitung des Coronavirus hat im März Panik bei Anlegern ausgelöst. Erste Mitteflussschätzungen von Morningstar deuten auf Rekord-Abflüsse vor allem bei Anleihenfonds hin. Aber auch Aktien-Anleger vernichten offenbar in grossem Stil Rendite.

07.04.2020, 05:00 Uhr

Redaktion: rem

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben im März definitiv auch den Fondsmarkt erreicht. Das deuten erste Absatzschätzungen von Morningstar für Fonds in Europa an, die auf der Auswertung von Tagesdaten von über 25'000 Langfristfonds basieren, die in Europa aufgelegt sind. Die monatlichen Absatzzahlen von Morningstar basieren auf gut 30'000 Fonds, für die Monatsdaten vorliegen. Die aktuelle Schätzung basiert auf rund 83% der per Ende Februar vorhandenen Fondsdatensätze.

Morningstar weist darauf hin, dass grosse Anbieter wie Pimco oder Franklin Templeton, aber auch zahlreiche skandinavische und britische Fondshäuser, für die meisten ihrer Fonds keine Tagesdaten liefern, sodass es sich hier um eine vorläufige Darstellung handle. Indes liege die Abdeckung bei Häusern wie iShares, UBS, Creadit Suisse, Vanguard, JPMorgan, Union Investment, DWS, Fidelity, Schroders, Deka, Pictet, Lyxor, Swisscanto, Allianz Global Investors und Xtrackers per 27. März bei zwischen 94 und 100%.

Aktienfonds: Anleger zur Unzeit ausgestiegen

Wie aus den vorläufigen Schätzungen hervorgeht, mussten Aktienfonds bis zum 27. März Abflüsse von gut 54 Mrd. Euro hinnehmen. Damit deutet sich an, dass der März höhere Abflüsse mit sich brachte als der bisher schlechteste Vertriebsmonat, der Januar 2008, als Anleger knapp 46 Mrd. Euro aus Aktienfonds aus Europa abzogen. Mit gut 85% liege die Marktabdeckung von Aktienfonds auf Tagesdaten-Basis im Vergleich zu den Februar-Daten recht hoch, so Morningstar.

Da die höchsten Abflüsse in der Woche 9. bis 13. März (16,5 Mrd. Euro) bzw. in der Folgewoche, vom 16. bis 20. März (24,5 Mrd. Euro), anfielen, also in der Zeit, in der die Kursstürze am Aktienmarkt am stärksten waren, sei zu befürchten, dass viele Anleger zur Unzeit den Ausstieg aus Aktienfonds suchten. In der Folgewoche, die von einer ordentlichen Erholung geprägt war, verbuchten Aktienfonds dagegen nur Zuflüsse in Höhe von 2,2 Mrd. Euro. Viele Anleger waren also nicht mehr dabei.

Auch wenn die März-Erhebung von Morningstar auf vorläufigen Daten basiert, deutet sich dennoch ein verheerendes Bild für die Anlegerrendite an. Investoren fingen erst in den letzten Februartagen an, Geld aus Aktienfonds abzuziehen. Bis zum 24. Februar verbuchten Aktienfonds noch für den Monat Februar Zuflüsse. Für den vergangenen Monat lag der Nettoabsatz mit gut 1 Mrd. Euro im Plus, wobei in den letzten vier Handelstagen Abflüsse von knapp 12 Mrd. Euro anfielen. "Das ist eine höchst ernüchternde Tendenz", kommentiert Morningstar die Entwicklung.

Anleihenfonds brechen dramatisch ein

Im März fielen die Mittelabflüsse aus Anleihenfonds besonders deutlich aus: Nach den vorläufigen Daten beliefen sich die Rückgaben per 27. März auf rund 85 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Im Oktober 2008, dem bis dato schwächsten Absatzmonat für Anleihenfonds, zogen Anleger knapp 53,5 Mrd. Euro aus europäischen Rentenfonds ab. Auch wenn zahlreiche grosse Anleihenfonds, vor allem sind hier laut Morningstar die meisten Fonds von Pimco und Franklin Templeton zu nennen, die uns keine Tagesdaten melden, dürfte dieser Negativ-Rekord Bestand haben, da viele der ausstehenden Fonds, etwa der "PIMCO Income", auf Risikopapiere setzt und daher wohl kaum Zuflüsse in dem für Spread-Papiere verheerenden Monat verbucht haben dürfte. Per 27. März lagen Morningstar Daten zu 83% der Anleihenfonds vor, die per Ende Februar erfasst wurden.

Wie aus den vorläufigen März-Daten hervorgeht, mussten Mischfonds Abflüsse von 23,5 Mrd. Euro hinnehmen. Ob es sich hier um einen Rekordwert handelt, muss an dieser Stelle offen bleiben, da nur Daten zu knapp 80% der Mischfonds am europäischen Markt vorliegen. Im Mai 2009 beliefen sich die Abflüsse auf 16,4 Mrd. Euro, womit der bisherige Absatz-Tiefststand für Aktien-Anleihen-Fonds markiert wurde.

Aus alternativen Fonds zogen Anleger im März rund 15 Mrd. Euro ab. Im Oktober 2008 hatte der bisherige Tiefststand bei Abflüssen bei 12,7 Mrd. Euro gelegen. Auch hier könne sich aufgrund der relativ lückenhaften Marktabdeckung von rund 81% per 27. März noch einiges per März Ultimo ändern.

Die markantesten Mittelflüsse auf Einzelfonds-Ebene

Auf Ebene der einzelnen Fonds musste der UBS ETF MSCI ACWI mit 3,4 Mrd. Euro nach vorläufigen Schätzungen per 27. März die höchsten Abflüsse bei Langfristfonds hinnehmen. Der UniGlobal Vorsorge verlor gut 3 Mrd. Euro. Spiegelbildlich zu diesen hohen Abflüssen gab es bei risikoärmeren Fonds der UBS (Focused US Treasuries Bond bzw. Focused High Grade Bond) eine hohe Nachfrage. Im Falle der UBS standen Umschichtungen im Wealth Management der Grossbank im Vordergrund. Für Anleger stelle sich auch hier die Frage, ob diese prozyklischen Umschichtungen der Langfristrendite guttun werden, so Morningstar.

Weiter stachen auch die hohen Abflüsse aus der Luxemburger Variante des M&G Optimal Income Fund in der Höhe von rund 2,2 Mrd. Euro hervor. Auch der AllianceBernstein American Income Fund musste Abflüsse in etwa der gleichen Höhe hinnehmen. Ebenso litten etliche Anleihen-ETFs unter Rückgaben, etwa der iShares Core Euro Corporate Bond ETF, der grösste Anleihen-ETF in Europa, der Abflüsse von 2,4 Mrd. Euro per 27. März verkraften musste. Auch der Schwellenländer-Anleihen-ETF, iShares JP Morgan USD Emerging Bond ETF, musste Rückgaben von rund 2 Mrd. Euro verzeichnen.

Zuflüsse bei Rohstoff-Fonds

Zuflüsse konnten dagegen im März Rohstoff-Fonds im Allgemeinen und Gold-Produkte im Besonderen verbuchen, so etwa der Invesco Physical Gold ETC, der gut 1,6 Mrd. Euro an Zuflüssen per 27. März verzeichnete. Auch der iShares Physical Gold ETC sammelte rund 1,4 Mrd. Euro netto ein.

Der Aktienfonds mit den höchsten Zuflüssen war nach den vorläufigen Daten von Morningstar der Goldman Sachs Global Future Tech Leaders; der erst im Februar aufgelegte Fonds konnte im März 1,2 Mrd. Euro an Zuflüssen verbuchen. Auch in Zeiten des Coronavirus haben Technologie-Aktien (Fonds) also nichts an ihrer Strahlkraft verloren.

Die endgültigen März-Mittelflussdaten von Morningstar für den europäischen Markt werden in der dritten Aprilwoche veröffentlicht.

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