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Corona ist nun auch in der Schweiz Realität

Drastische Massnahmen wie Grenzschliessungen an der italienischen Grenze sind hoffentlich vermeidbar. (Bild: shutterstock.com/Jarretera)
Drastische Massnahmen wie Grenzschliessungen an der italienischen Grenze sind hoffentlich vermeidbar. (Bild: shutterstock.com/Jarretera)

Das Coronavirus sorgt nicht nur rund um, sondern auch in der Schweiz für wachsende Unsicherheit, auch an den Aktienmärkten. Derweil scheint die Epidemie in China ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Anleger sollten weiterhin vorsichtig und geduldig agieren.

27.02.2020, 13:53 Uhr

Redaktion: ras

Nachdem sich der Coronavirus rund um die Schweiz, inbesondere im nahen Italien und Deutschland, mit Vehemenz gemeldet hat, ist der Virus nun auch hierzulande greifbare Realität. Es wurden zwar erst einzelne Patienten gemeldet. Doch angesichts der internationalen Verflechtung der Schweiz ist eine weitere Ausbreitung wahrscheinlich. Immerhin können wir von den bisherigen Erfahrungen mit dem Virus in China und anderen Epizentren lernen, um die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen möglichst gering zu halten.

Lerneffekte und Hoffnungsschimmer

Es hilft schon viel, wenn die Bevölkerung rudimentäre Hygienemassnahmen bewusster beachtet. Das könnte auch zur Eindämmung der normalen Grippe beitragen, an die wir uns schon allzusehr gewöhnt haben, obwohl auch diese jedes Jahr nicht nur Hunderte von Todesfällen verursacht, sondern auch einen beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden.

Hoffnung, dass Corona in der Schweiz nicht voll zuschlägt, liefert gerade die laufende saisonale Grippewelle. So meldet das Bundesamt für Gesundheit BAG, dass der saisonale epidemische Schwellenwert von 69 Grippeverdachtsfällen pro 100 000 Einwohner seit der Woche zwei überschritten worden sei. Die normale Grippe ist also am abflauen und es ist zu hoffen, dass Corona ebenfalls auf saisonale Faktoren wie unserer mit dem Wetter zusammenhängenden Immunabwehr reagiert.

Schweizer Exporte nach China brechen ein

Hoffnung verleiht auch die Nachricht, dass der Höhepunkt der Coronaepidemie im Kranheitsherd China überschritten sei. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO habe dort die Epidemie schon vor drei Wochen ihren Höhepunkt überschritten. Haben sich vorher täglich 4000 Personen angesteckt, sind es jetzt nur noch gegen 400. Auch die Zahl der Todesfälle tendiert nach unten. In China scheinen sich also die drakonischen Massnahmen wie die Isolierung ganzer Städte, die Absage von Grossanlässen sowie die Schliessung von Betrieben gelohnt zu haben. Ziel ist es jetzt, die geschwächte Wirtschaft unter anderem mit Finanzspritzen wieder so rasch wie möglich auf Touren zu bringen.

Ausserhalb Chinas scheint Corona allerdings erst an Schwung zu gewinnen. Hier übertreffen die (steigenden) Fallzahlen mittlerweile die (sinkenden) Infektionen in China. Italien ist besonders betroffen und hat einzelne Regionen nahe Mailands abgeriegelt. Eine Millionenmetropole wie Mailand zu isolieren, erscheint in Europa jedoch undenkbar. Auch die dichtbewohnte Schweiz muss wohl auf andere Massnahmen setzen, wobei negative Effekte auf die Wirtschaft, wie bei der saisonalen Grippe, kaum auszuschliessen sind. Ganz abgesehen von den globalen Effekten, denen die Schweiz ausgeliefert ist. So brachen allein die Schweizer Exporte nach China im Januar gegenüber dem Vormonat um einen Drittel ein.

China auf dem Weg zum "Business as Usual"?

Es bleibt also zu hoffen, dass sich jetzt China bald wieder aufrappelt. Gemäss DWS sei es allerdings zurzeit nicht einfach zu beurteilen, ob sich China wieder auf dem Weg zum "Business as Usual" befände. Offizielle Wirtschaftsstatistiken, die hierüber Aufschluss geben könnten, seien erst in mehreren Wochen zu erwarten. In der Zwischenzeit behelfen sich Analysten mit Staudaten, Luftverschmutzungswerten oder ähnlichen Kennzahlen, die ein tagesaktuelles Bild der Wirtschaftsaktivität anzeigen sollen. Diese Indikatoren deuten gemäss DWS in China auf einen langsamen Anstieg von niedrigen Niveaus aus.

Derweil vermitteln Stimmungsindikatoren im Falle Japans eine dramatische Verschlechterung der Lage im Dienstleistungssektor, während im verarbeitenden Gewerbe bisher nur geringe Auswirkungen der Coronavirus-Krise erkennbar seien. Für Europa wurde laut DWS sogar ein verbessertes Stimmungsbild gemeldet, hier lassen nur einzelne Teilkomponenten auf gewisse Verzögerungen in Lieferketten schliessen.

Aufgestaute Nachfrage könnte Wirtschaftsdelle ausbügeln

Die SZKB, gibt sich in ihrem Brennpunkt in Bezug auf die globalen wirtschaftlichen Folgen von Corona vorsichtig optimistisch: "Gelingt die Eindämmung innerhalb der nächsten 2 bis 3 Monate, dürften die globalen Folgen auf das Wirtschaftswachstum überschaubar bleiben. Die konjunkturelle Erholung danach könnte aufgrund der aufgestauten Nachfrage rasch und markant ausfallen. Eine länger anhaltende Epidemie würde hingegen über verschiedene Transmissionsmechanismen (z.B. beeinträchtigte Lieferketten, verringerte Reisetätigkeiten, Stellenabbau) die globale Konjunktur stärker belasten.

Bezüglich Anlagemärkte ist also weiterhin Vorsicht angesagt. "In unserem Hauptszenario für den strategischen Ausblick gehen wir weiter davon aus, dass die Eindämmung des Virus in den kommenden Wochen deutlich sichtbar wird und ein Grossteil der ausgebliebenen Wirtschaftsaktivität im Jahresverlauf nachgeholt werden kann" schreibt DWS im CEO-Flash. "Kurzfristig bleiben wir jedoch etwas vorsichtiger eingestellt, da der Krankheitsverlauf in seiner Dynamik schwer zu greifen bleibt und es nicht genügend Evidenz gibt, dass die Epidemie ihren Höhepunkt überschritten hat. Wir bevorzugen daher eine Positionierung mit Fokus auf Liquidität, Staatsanleihen, Gold und defensiven Aktien."

Phase mit erhöhter Volatilität

Auch die SZKB rät den Anlegern zu Geduld: "Ohne klare Indizien, dass die Eindämmung gelingen kann, ist nicht mit einer raschen Erholung an den Aktienmärkten zu rechnen," stellt der Brennpunkt fest und empfiehlt eine Diversifikation zwischen und innerhalb von Anlageklassen sowie über verschiedene Regionen. Für die meisten Anleger gälte es nach heutigem Kenntnisstand, die erhöhte Volatilität auszuhalten und die Füsse still zu halten. Anleger, die hingegen auf Nummer sicher gehen wollen, sollten in Betracht ziehen, das Risiko in den Portfolios zu reduzieren.

Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management, vermutet zwar, dass der Corona-Schock wie auch andere eingeordnet und in wenigen Tagen verfliegen werde. Dennoch dürften die Aktienmärkte das Ende ihrer Oktober-Rallye erreicht haben. Immerhin sollten die Märkte in den kommenden Wochen wieder zu einer auf China zentrierten wirtschaftlichen Erholung zurückkehren – «ähnlich wie bei SARS, nur mit grösserer Verzögerung.» Bis dahin treten sie in eine etwas volatilere Phase mit engeren Handelsspannen. «Wir bleiben daher grundsätzlich vorsichtig und verweisen vor allem auf börsennotierte Immobilien- und Infrastrukturunternehmen sowie Pfandbriefe. Darüber hinaus gibt es im Vergleich zu konservativen Anlagen gute Alternativen, wie etwa Bundesanleihen. Sie bieten mittel- bis langfristig eine bessere implizierte Rendite bei nur geringer Volatilität», meint der Stratege.

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